Nachricht | Bayerlein: »Der Verräter, Stalin, bist Du!«, Berlin 2008

"Ein (im doppelten Sinne) alter Freund - durch Familienbande mit der deutschen Arbeiterbewegung seit deren Frühzeit eng verbunden - meinte, ich sollte in dieser Besprechung nicht zuletzt die vielen ehrlichen Emissäre der Kommunistischen Internationale hervorheben, die von ihrem Exekutivkomitee verheizt und verraten wurden; pars pro toto nannte er Charlotte Bischof, der Peter Weiss in der »Ästhetik des Widerstands« ein Denkmal gesetzt hat. Ich wandte ein, dass dergleichen heute doch niemanden mehr ernsthaft interessiere. Für die einen sei die Geschichte der kommunistischen Bewegung nur als Wohlfühlveranstaltung zu ertragen, bei der alles, was einst im Parteilehrjahr fabuliert wurde, aber auf keinen Fall das, was wirklich geschehen ist, verhandelt werden dürfe. Dass Stalin die größte Kommunistenverfolgung und -ausrottung der Weltgeschichte exekutierte - darüber reden wir ohnehin besser nicht; es könnte ja dem »Gegner« nützen. Für die anderen wiederum sei Kommunist gleich Kommunist; und es sei selbst noch nachträglich zu begrüßen, wenn »die« sich gegenseitig an eigene und fremde Messer geliefert, zerfoltert und erschlagen haben."

Jörn Schütrumpf bespricht in Neues Deutschland vom 12.02.2009

Bernhard H. Bayerlein: »Der Verräter, Stalin, bist Du!« Vom Ende der linken Solidarität. Komintern und kommunistische Parteien im Zweiten Weltkrieg 1939-1941. Unter Mitarbeit v. Natalja S. Lebedewa, Michail Narinski und Gleb Albert, mit einem Zeitzeugenbericht v. Wolfgang Leonhard und Vorwort v. Hermann Weber. Aufbau Verlag, Berlin 2008. 540 S., geb., 29,90 EUR.