Gisela Notz hat schon viele Publikationen zur Geschichte der Frauenbewegung und zu Versuchen geschlechtergerechten Wirtschaftens vorgelegt, aktuell ist sie unter anderem als Redakteurin der Zeitschrift »lunapark21« aktiv. In ihrem neuen, als »Einführung« konzipierten Buch stellt sie die ganze Vielfalt alternativen Wirtschaftens vor. Der Schwerpunkt liegt auf den Ideen und Theorien einer alternativen Ökonomie. Klassischerweise werden unter »alternativen Ökonomien« diejenigen Wirtschaftsbetriebe und Initiativen verstanden, die in Westdeutschland in den 20 bis 25 Jahren nach 1968 entstanden sind. Dieser Zeitraum ist auch der Schwerpunkt des Buches. Im einzelnen werden Gemeinwesenarbeit, Tauschringe, Umsonstläden, Wohnkommunen und Produktionsgenossenschaften vorgestellt. Die oftmals »solidarische Ökonomie« genannte Form »alternativen« Wirtschaftens ist heute Bestandteil staatlicher Politiken der Jugend- und Sozialarbeit oder der Stadtentwicklung.
Notz stellt die Motive vor: Kritik an kapitalistischen Produktionsverhältnissen, der Wunsch nach weniger Entfremdung vom Produkt, fehlende Berufsperspektiven für Akademiker wie auch der Wunsch nach einer weniger umweltschädigenden Produktion. Notz geht zudem ausführlich auf die historischen Vorläufer ein: Anarchismus, Sozialismus, Genossenschaften. Sie erläutert und kommentiert die Ideengeschichte alternativer Wirtschaftsvorstellungen von Owen über Marx, die Anarchisten, die Genossenschaftsbewegung bis hin zu heutigen Konzepten einer feministischen oder einer Selbstversorgungs-Ökonomie.
Ihre Sichtweise ist dabei immer reflektiert und von einem starken Blick auf das Geschlechterverhältnis gekennzeichnet. Alternative Ökonomie, deren Vor- und Nachteile Notz detailliert abwägt, ist für sie ausdrücklich kein Gegenmittel zum Um- und Abbau des Sozialstaates. Sie ist, wie der Untertitel des Buches andeutet, eines von vielen Fenstern in eine andere Welt. Das preiswerte Buch ist überschaubar und zugleich fundiert.
Gisela Notz: Theorien alternativen Wirtschaftens; Schmetterling Verlag, Stuttgart 2011, 185 Seiten, 10 Euro.