
Wir leben in extrem politisierten Zeiten. Die Diskussionen ändern sich schnell und sind oft hitzig. Manchmal werden absichtlich falsche Behauptungen aufgestellt, und es ist nicht immer leicht, Fake News von Fakten zu unterscheiden. In unserer Serie «Was ist eigentlich …? Politische Grundlagen zum Bundestagswahlkampf 2025» erklären wir wichtige Begriffe aus der politischen Diskussion und zeigen, welche Interessen und Konflikte dahinterstecken.
Wenn die Preise vieler Produkte gleichzeitig steigen und wir uns mit unserem Geld weniger kaufen können, wenn Geld also weniger wert ist, sprechen wir von Inflation. Ab Herbst 2021 und verstärkt mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 wurden die Preise für Mieten, Energie und Lebensmittel deutlich erhöht. Die Inflation lag in einigen Monaten bei beinahe neun Prozent, bei einzelnen Gütern wie Grundnahrungsmittels oder Wärme sogar deutlich darüber. Die Reallöhne sanken, die Einkommen insbesondere jener Personen in Branchen ohne Tarifvertrag, in prekärer Beschäftigung aber auch jener, die Sozialleistungen beziehen, hielten nicht mit der Preissteigerung mit.
Inflation wird von Unternehmen gemacht, weil sie höhere Kosten an die Käufer*innen weitergeben und ihren Profit steigern wollen. Nachdem Russland zu Beginn des Ukrainekriegs seine Gaslieferungen beschnitt, nutzten Anbieter die gestiegene Nachfrage und erhöhten ihre Preise. Energiekosten beeinflussen die Preise vieler weiterer Güter, die daraufhin insgesamt anstiegen. Der Einfluss einzelner Unternehmen erhöht sich durch die Konzentration der Märkte. Fünf Agrarunternehmen kontrollieren beispielsweise 70 bis 90 Prozent des weltweiten Handels. Dementsprechend großen Einfluss haben sie auf die Preise.
Solche Preissteigerungen können gesellschaftliche Konflikte befeuern. Forderungen nach einem sozialen Ausgleich für die Preissteigerungen befriedete die Ampel durch die Erhöhung von Sozialleistungen und durch Einmalzahlungen. Die dafür nötigen Ausgaben nahmen liberale und konservative Kräfte zum Anlass, eine neue Sparpolitik des Staats einzufordern. Doch die Auswirkungen der Inflation sind längst nicht ausgeglichen. Das zeigt sich an den Preisen billiger Lebensmittel in Supermärkten, die weiter überproportional steigen. Die sogenannte «Cheapflation» trifft vorrangig den ärmeren Teil der Bevölkerung.
Treffsichere Steuerungsinstrumente wären scharfe Preiskontrollen oder Preisdeckel in Supermärkten, bei Mieten, Strom und Wärme, der schnellere Umstieg auf erneuerbare Energien sowie höhere Sozialleistungen. Eine Übergewinnsteuer auf sehr hohe Unternehmensgewinne kann außerdem die Inflation an einer ihrer Wurzeln packen.