Nachricht | Was ist eigentlich taktisches Wählen?

Wann es sinnvoll ist, nicht die favorisierte Partei zu unterstützen.

Stimmzettel für die Bundestagswahl Foto: IMAGO / Wolfilser (Fotomontage)

Wir leben in extrem politisierten Zeiten. Die Diskussionen ändern sich schnell und sind oft hitzig. Manchmal werden absichtlich falsche Behauptungen aufgestellt, und es ist nicht immer leicht, Fake News von Fakten zu unterscheiden. In unserer Serie «Was ist eigentlich …? Politische Grundlagen zum Bundestagswahlkampf 2025» erklären wir wichtige Begriffe aus der politischen Diskussion und zeigen, welche Interessen und Konflikte dahinterstecken.

Taktisch zu wählen bedeutet, die Stimme nicht der bevorzugten Partei zu geben, sondern sie gezielt einzusetzen, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen – etwa den Erfolg einer anderen Partei zu schmälern oder eine politische Mehrheit zu ermöglichen.

Ein aktuelles Beispiel sind Aufrufe zur taktischen Wahl, um Erfolge der AfD zu verhindern. Bei den Landtagswahlen 2024 in Sachsen und Thüringen, bei denen ein starkes Abschneiden der AfD erwartet wurde, gab es daher Aufrufe zur taktischen Wahl. Ziel war es, möglichst viele demokratische Parteien in die Landtage zu bringen, die an der Fünf-Prozent-Sperrklausel zu scheitern drohten. Das sollte die Chancen auf demokratische Regierungskoalitionen erhöhen und eine Sperrminorität der AfD verhindern, mit der sie wichtige Entscheidungen blockieren könnte. Ein anderes Beispiel für taktisches Wählen war die Wahl der FDP durch CDU-Anhänger*innen, um den Wunsch-Koalitionspartner über die Fünf-Prozent-Hürde zu hieven. Man spricht hier auch von Leihstimmen.

Manche schrecken jedoch davor zurück, kleine Parteien zu wählen, um ihre Stimme nicht zu «verschenken», und unterstützen stattdessen eine größere Partei. Andere geben ihre Stimme lieber Parteien mit hohen Chancen auf eine Regierungsbeteiligung. Diese Formen des taktischen Wählens gehen auf Kosten kleinerer Parteien und unterschätzen die Rolle, die sie als wichtige Stimme innerhalb der parlamentarischen Opposition spielen können.

Kleine Parteien werben deshalb mit eigenen taktischen Wahlvorschlägen. So setzt die Regionalpartei CSU traditionell darauf, mit Hilfe von Direktmandaten in den Bundestag einzuziehen, für den Fall, dass sie bundesweit die fünf Prozent nicht erreicht. Bei der Bundestagswahl 2021 hat auch Die Linke von der Grundmandatsklausel profitiert, weil sie drei Wahlkreise direkt gewann. Beide Parteien setzen auch bei dieser Wahl auf aussichtsreiche Direktmandate.

Mehr zum Weiterlesen unten.