Nachricht | Antisemitismus (Bibliographie) - Linke und jüdische Geschichte Charka: Theodor Herzl; Wien 2025

Graphic Novel über den Begründer des politischen Zionismus

Information

Im Jahr 1860 wird in Budapest ein Kind geboren. Seine jüdischen Eltern geben ihm den Namen Theodor und fügen einen hebräischen Namen hinzu: Benjamin Seev. Als Theodor 18 Jahre alt ist, ziehen er und seine Familie nach Wien. Der 1967 geborene Shay Charka folgt in seiner Graphic Novel Herzls vergleichsweise kurzem Leben, von seinen Jahren als neugieriges und ehrgeiziges Kind hin zu einem kreativen und nachdenklichen Jugendlichen und Studenten, der sich sehr für die deutsche und weniger für die jüdische Kultur interessiert. Sein Drang und das ständige Ringen mit sich selbst, um zu schreiben, wird eindrücklich geschildert. Bereits 1897 findet in Basel der erste Kongress der Zionistischen Weltbewegung, die vor allem in Osteuropa stark ist, statt; Herzl wird zu ihrem Präsidenten gewählt. 1896 erscheint sein Buch Der Judenstaat und zwei Jahre vor seinem Tod 1904 der utopische Roman Altneuland.

Charka zeigt Herzl als einen Mann mit Geist und unermüdlicher, ja fast manischer Tatkraft; einen Träumer, der immer wieder auf den Boden der Tatsachen geholt wird und sein Vorgehen neu ausrichtet. Er zeichnet ihn als einen Juden und Weltbürger, der ein historisches, moralisches, politisches und nationales Bewusstsein entwickelt. Dieses führt ihn, zusammen mit vielen anderen, auf den holprigen Weg der Vision eines zu gründenden jüdischen Staates.deutlich wird: Der Zionismus entsteht vor allem als eine Antwort auf antisemitische Verfolgung und Gewalt.

Herzls Leben wird, das dürfte am Format der Graphic Novel liegen, aber insgesamt weit widerspruchsfreier dargestellt, als es etwa in Amos Elons (1926-2009) 1975 erschienenen Buch Morgen in Jerusalem. Theodor Herzl sein Leben und Werk ausführlich nachzulesen ist. Wer eine neue und umfangreiche Biographie zu Herzl lesen will, sei auf Theodor Herzl: Staatsmann ohne Staat von Derek Penslar (Göttingen 2022) hingewiesen.

Shay Charka: Theodor Herzl; aus dem Hebräischen von Awi Blumenfeld, Hardcover mit Fadenheftung, 23 x 30cm, Bahoe Books, Wien 2025, 80 Seiten, 24 Euro