
In den letzten Jahren kämpfen Klimaaktivist*innen auf der ganzen Welt darum, angesichts steigender Temperaturen und zunehmender Klimakatastrophen nicht an Schwung zu verlieren. Unterdessen sind Arbeiter*innen unerbittlichen Angriffen ausgesetzt, da ihre Rechte von rechtsgerichteten Akteur*innen wie Donald Trump und anderen massiv eingeschränkt werden. Auch in Deutschland ist die rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD) auf dem Vormarsch und erhielt in den Umfragen der letzten Wochen zum ersten Mal die meisten Stimmen, während die einst so starke Bewegung «Fridays for Future» nur noch ein Schatten ihrer selbst ist.
Aaron Niederman (they/them) forscht mit Unterstützung des Bundeskanzler-Stipendiums und der Rosa-Luxemburg-Stiftung zu Dekarbonisierungsprojekten, die von Arbeiter*innen initiiert wurden und dem Bündnis «Wir Fahren Zusammen».
Die Aussichten wirken also zumindest auf den ersten Blick düster. Bei genauerer Betrachtung lassen sich jedoch auch einige Hoffnungsschimmer erkennen. Die demokratisch-sozialistische Partei Die Linke hat bei den letzten Wahlen einen überraschenden Aufstieg erlebt, und die Beschäftigten im öffentlichen Dienst konnten in den jüngsten Tarifverhandlungen neue Stärke beweisen. In Berlin und in anderen Großstädten hat sich diese Kraft in einer Reihe einzigartiger Streiks manifestiert – unter dem Motto «Berlin Steht Zusammen» (BSZ) verbündeten sich Beschäftigte branchenübergreifend mit Anwohner*innen und Klimaaktivist*innen.
BSZ ist der jüngste Ableger der Kampagne «Wir Fahren Zusammen» (WFZ), einer Allianz zwischen Fridays for Future und der Gewerkschaft Ver.di. Dieses Bündnis hat gemeinsame Aktionen in über 70 Städten in ganz Deutschland angestoßen und zum größten von Ver.di organisierten Streik seit 1992 beigetragen. Das inzwischen auch auf die Niederlande und Österreich ausgeweitete Bündnis ist ein Paradebeispiel für das sogenannte «Just Transition-Organizing», der Organisierung für einen gerechten Wandel – einen konstruktiven und zukunftsweisenden Ansatz der gewerkschaftlichen Arbeit. Dieser Ansatz, auch als «Climate-Labour-Turn» bezeichnet, will bessere Arbeitsbedingungen in einer grünen Wirtschaft organisieren, oft mit Unterstützung der Klimabewegung und nach dem Prinzip des «Bargaining for the Common Good» (Verhandeln für das Gemeinwohl). Mit dem Ziel eines gerechten Wandels zur Dekarbonisierung weiten die Beschäftigten ihren Kampf für angemessene Lohn- und Sozialleistungen dabei auf eine klimafreundliche Umstellung ihrer Branchen aus.
Basierend auf einer Reihe von Dekarbonisierungsprojekten, die von Arbeiter*innen initiiert wurden, kommt dieser Aufsatz zu dem Schluss, dass vier Faktoren für deren Erfolg entscheidend sind: eine gute Organisierung in den Betrieben, Unterstützung durch die lokale Community, ein konkreter Plan für alternative Produktionsverfahren sowie öffentliche Förderung bzw. öffentliche Trägerschaft. Ausgehend von diesen vier Schlüsselfaktoren werden anschließend Verbesserungsmöglichkeiten und Lücken in der Struktur der Bewegung aufgezeigt, an denen Arbeiter*innen, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen gemeinsam ansetzen können, um eine gerechte grüne Zukunft zu verwirklichen.
Beschäftigte und die Klimabewegung: Eine naheliegende Allianz
Wir Fahren Zusammen ist eine besonders strategische Allianz mit großem Potenzial für die breite Nachahmung. Sie entstand, nachdem Fridays for Future in Deutschland für großes Aufsehen gesorgt hatte und 2019 1,4 Millionen Menschen mobilisieren konnte. Danach schrumpfte die Bewegung jedoch, da sie ihre Ziele nicht erreichen konnte – vor allem die Einrichtung eines Sonderfonds in Höhe von 100 Milliarden Euro, der zum Teil für den Ausbau der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur verwendet werden sollte. Die Misserfolge lassen sich auf viele Faktoren zurückführen, wobei häufig die COVID-19-Pandemie und die Beschwichtigungspolitik der Grünen in Klimafragen genannt werden.
In der Folge suchten desillusionierte Klimaaktivist*innen nach neuen Taktiken. Viele nahmen an dem von der Rosa-Luxemburg-Stiftung geförderten Kurs «Organizing for Power» teil und bemühten sich um eine Annäherung an die Gewerkschaftsbewegung, um deren Kampf zu stärken. Der öffentliche Nahverkehr stellt zwar nur einen Teil ihrer klimapolitischen Agenda dar, allerdings ist er einer der wenigen Sektoren, die ausgebaut (statt verkleinert oder umgestellt) werden müssen, um die Klimaziele zu erreichen. Außerdem besteht hier ein offensichtlicher Zusammenhang zu ökologischer Nachhaltigkeit (im Gegensatz beispielsweise zur Pflege oder zur Abfallentsorgung). Gleichzeitig erkannten die Aktivist*innen, dass Ver.di trotz hoher Mitgliederzahlen alles andere als kämpferisch auftrat, durch rechtliche Hürden für «politische Streiks» eingeschränkt ist und bei der Nutzung von Medien und Technologien der Zeit hinterherhinkte. Infolgedessen boten sie der Gewerkschaft organisatorische, kommunikative und politische Unterstützung an, um den öffentlichen Nahverkehr zu stärken und seinen Ausbau voranzutreiben – ohnehin eine der zentralen Forderungen der Klimabewegung. Die Aktivist*innen der WFZ machten Öffentlichkeitsarbeit, sammelten Unterschriften, organisierten Bürger*innenversammlungen und starteten Informationskampagnen, die sich an den Prinzipien des «Bargaining for the Common Good» orientierten.
«Wir Fahren Gemeinsam», das österreichische Pendant zu WFZ, entwickelte eine besonders enge Beziehung zu seiner Partnergewerkschaft VIDA, und viele Mitglieder integrierten sich in deren Strukturen als ehrenamtliche Gewerkschafter*innen. Insgesamt gelang es beiden Kampagnen, öffentliche Unterstützung für die Arbeiter*innen zu gewinnen und deren Forderungen zu politisieren. Im jüngsten Kampagnenzyklus in Deutschland unterstützten Aktivist*innen Beschäftigte in Krankenhäusern sowie im Reinigungs- und Transportwesen und vernetzten sie miteinander. Sie stellten eine branchen- und betriebsübergreifende Infrastruktur zur Verfügung, ähnlich der Arbeit des Emergency Workplace Organizing Committee in den USA. Diese Bewegung zeigt, wie Klimaaktivist*innen Lücken im System der Arbeiter*innenbewegung schließen und Hand in Hand für gemeinsame Ziele zusammenarbeiten können.
Trotz aller Synergien stößt dieses Bündnis auch an seine Grenzen. Erstens wurde es zu einer Zeit gebildet, als die Klimabewegung stärker und besser organisiert war – was heute nicht mehr der Fall ist, insbesondere was die von Jugendlichen geführten Klimagerechtigkeitsgruppen angeht. Deutsche Aktivist*innen haben ihren Kurs geändert und konzentrieren sich eher darauf, antifaschistische Studierendenbewegungen aufzubauen. Außerdem war der Aufbau des Bündnisses ein langwieriger Prozess. Die organisatorischen Bemühungen lassen mit jedem weiteren Verhandlungszyklus nach, und viele Aktivist*innen setzen auf den «No Shortcuts»-Ansatz der verstorbenen Jane McAlevey. Sie wollen die Macht der Arbeiter*innen lieber von unten aufbauen, statt eine große Zahl von Aktivist*innen zu mobilisieren, da dies bei Gewerkschaftsmitgliedern den Verdacht der Vereinnahmung wecken kann. Dadurch werden zwar tiefere Bindungen und echte Zusammenarbeit (statt oberflächlicher Koalitionsbildung) möglich, aber es braucht Zeit. Letztendlich konnte die Bewegung nicht das erreichen, was viele Organisator*innen als «Moment of the Whirlwind» bezeichnen: spontane Wendepunkte, die Massenaktionen und sozialen Wandel auslösen.
Zivilgesellschaftliche Organisationen bieten Unterstützung, Gewerkschaften treiben Reformen voran
Seit das Konzept des gerechten Wandels in den 1990er Jahren aufkam, haben verschiedene NGOs und Gewerkschaften Interessengruppen zusammengebracht, politische Maßnahmen vorgeschlagen und interne Reformen eingeleitet. NGOs stehen zwar nicht im Zentrum der Arbeiter*innenorganisierung, können jedoch wertvolle Erfahrungen und Unterstützung für einen Wandel liefern.
Beispielsweise veröffentlichte die britische Campaign against Climate Change verschiedene Berichte in der Reihe One Million Climate Jobs, auf die sich Gewerkschaften berufen können, um den Wandel voranzutreiben. Trade Unions for Energy Democracy vereint über 120 Gewerkschaftsverbände, während die International Transport Workers Federation und die International Trade Union Confederation derzeit mehrere Forschungs- und Organizingprojekte zum Thema gerechter Wandel durchführen. Auf lokaler Ebene organisiert sich die Green Workers Alliance in den USA im Bereich der sauberen Energiewirtschaft und Climate and Community entwickelt klima- und wirtschaftspolitische Maßnahmen, die in die gewerkschaftlichen Kämpfe einfließen können. Der Niederländische Gewerkschaftsbund (FNV) verbindet in seinem Projekt Mondiaal die Arbeit für einen gerechten Wandel mit der Solidarität mit dem Globalen Süden, und Gruppen wie Climáximo in Portugal oder das Labor Network for Sustainability in den USA fungieren abwechselnd als Bewegungsorganisationen und Initiatoren, wie beispielsweise bei der von Climáximo ausgerichteten Konferenz Global Climate Jobs Conference im Jahr 2023.
Auf Gewerkschaftsseite wurden im Kampf für Klimagerechtigkeit Prüfrichtlinien, Beschlüsse und neue Verträge durchgesetzt. Unite im Südwesten Englands bildet «green reps» (grüne Vertreter*innen) aus, die sich für größere Veränderungen in der gesamten Lieferkette einsetzen und mithilfe von Umweltprüfungen Arbeitsprozesse durch neue Vertragsforderungen reformieren wollen. Die SEIU 26 in Minnesota organisierte den ersten «gewerkschaftlich genehmigten Klimastreik»: Reinigungskräfte umgingen das US-Arbeitsrecht, indem sie ein «grünes Schulungsprogramm» vorbereiteten, und erhielten Unterstützung von Klimagruppen wie dem Sierra Club und dem Minnesota Youth Climate Strike. Amazon Employees for Climate Justice organisierte einen Streik von fast 2.000 Arbeiter*innen, erstellte einen umfassenden «Nicht-Nachhaltigkeitsbericht» und drängt Amazon weiterhin durch Organisierungsarbeit und direkte Aktionen, seine Klimaschutzversprechen einzuhalten.
Kämpfe gegen Entlassungen, Finanzierung des Wandels
Dass Beschäftigte gegen Entlassungen kämpfen, ist nichts Ungewöhnliches, doch die Beschäftigten von Lucas Aerospace und ihr sogenannter Lucas-Plan gelten als eines der innovativsten und effektivsten Beispiele für Widerstand. Als die Beschäftigten von Massenentlassungen erfuhren, schlossen sich 15 Standorte zu einem «Verbund» zusammen und entwickelten mit Unterstützung von sympathisierenden Wissenschaftler*innen einen Plan für die Produktion von gesellschaftlich nützlichen Produkten wie Solarzellen, Wärmepumpen und Schienenfahrzeugen. Daraufhin nahm die Unternehmensleitung die Entlassungen zurück. Der Plan wurde zwar vor allem aufgrund mangelnder staatlicher Unterstützung nicht umgesetzt, aber sein Rahmenkonzept inspiriert die Beschäftigten weiterhin dazu, Alternativen zu bestehenden Produktionsweisen vorzuschlagen – insbesondere solchen, die aufgrund der Klimakrise zunehmend veraltet sind.
Die Automobilarbeiter*innen von Campi Bisenzio im Collettivo di Fabbrica – Lavoratori GKN Firenze, kurz GKN, sind ein Paradebeispiel für dieses Engagement. Im Jahr 2021 wurden die 422 Beschäftigten der Fabrik kurzerhand entlassen, wobei die Unternehmensleitung die Verlagerung von Standorten ins Ausland sowie die Deindustrialisierung im Zusammenhang mit dem grünen Wandel als Gründe anführte. Als Reaktion darauf besetzten die Arbeiter*innen die Fabrik – die Aktion erinnerte an die Arbeiter*innenkämpfe in Buenos Aires – und erhielten durch Demonstrationen, Musikfestivals und andere Aktionen große Unterstützung aus der Bevölkerung und der Klimabewegung. Ähnlich wie beim Lucas-Plan arbeiteten die Arbeiter*innen mit Forscher*innen einer nahegelegenen Universität zusammen, um die Fabrik zu kartieren und einen Plan zur Umstellung der Produktion auf Elektrofahrräder und Solarzellen zu erarbeiten. Das letzte Puzzleteil war die Finanzierung – GKN entschied sich zunächst für ein Genossenschaftsmodell und startete eine Crowdfunding-Kampagne, die über 1 Million Euro einbrachte. Gegenwärtig üben sie Druck auf die Regionalregierung aus, damit diese Mittel für die Umstellung bereitstellt.
Die Besetzung von GKN ist zwar ein Einzelfall, doch in den vom grünen Wandel betroffenen Branchen sehen sich viele Beschäftigte bedroht und reagieren auf unterschiedliche Weise. Erst letztes Jahr haben VW-Beschäftigte in Deutschland erfolgreich ein Moratorium für Entlassungen bis 2030 ausgehandelt, nachdem ursprünglich 35.000 der 120.000 Arbeiter*innen entlassen werden sollten.
Auch die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) in Belvidere, Illinois, erhielt im Jahr 2023 die Nachricht, dass Stellantis ihr Werk stilllegen und 1.350 Menschen entlassen würde. Die UAW reagierte darauf mit einem historischen «Stand-up Strike» gegen die drei führenden Automobilhersteller und erreichte die Zusage, dass das Werk bis 2027 wiedereröffnet und darüber hinaus ein neues Werk für Elektrofahrzeugbatterien gebaut wird, das Tausende zusätzliche Arbeitsplätze schafft. Diese Kehrtwende beinhaltete eine besondere Vertragsbestimmung, die den Beschäftigten bei Werksschließungen in anderen Regionen das Recht auf Streik einräumte, sowie einen «Rahmenvertrag», der auch für künftige Beschäftigte in der Elektrofahrzeugproduktion bei den «Big Three» gilt.
Dieser Erfolg demonstriert nicht nur die Macht von «Bargaining to Organize» (Verhandeln für gewerkschaftliche Organisierung), sondern war auch ein Sammelpunkt für die zersplitterte US-Klimabewegung. Aktivist*innen beteiligten sich an Streikposten, und das Labor Network for Sustainability initiierte einen solidarischen Brief von über 150 (vor allem im Bereich Klimagerechtigkeit tätigen) Gruppen zur Unterstützung der UAW. Inzwischen hat die Basisinitiative UAWD einen Ausschuss für die Umstellung auf Elektrofahrzeuge ins Leben gerufen.
Zwar haben beide Gewerkschaften dank ihrer organisatorischen Stärke gewonnen, dennoch stellt sich die Frage, wie viel mehr mit einem Transformationsplan oder einer Fabrikbesetzung im Hinblick auf Gerechtigkeit für die Beschäftigten hätte erreicht werden können.
Erfolgreiche Kämpfe und Rückschläge
Allerdings stehen jedem Erfolg für den ökologischen Wandel unzählige Verluste gegenüber. In Österreich schloss MAN Steyr sein Lkw-Werk mit über 2.000 Beschäftigten, nachdem sich die Gewerkschaft ÖGB für Abfindungen entschieden hatte und ATTAC keine Unterstützung für eine Umstellung mobilisieren konnte. Seitdem untersuchen Projekte wie Con Labour und Aktivist*innen wie Iris Frey, wie die Branche umstrukturiert werden kann und wie Finanzierungs- und Eigentumsfragen zu klären sind.
Obwohl es sich um einen isolierten Kampf handelte, hätten die österreichischen Arbeiter*innen möglicherweise von den Erfahrungen aus einem ähnlichen Konflikt im spanischen Baskenland profitieren können. Dort analysierten die Beschäftigten in Planungsszenarien die Stärken von vier möglichen Produktionsoptionen und drei potenziellen Eigentumsmodellen. Letztendlich wandten sie sich an die lokale Regierung, um finanzielle Unterstützung zu erhalten, wurden jedoch abgelehnt, da diese argumentierte, bereits über private Unternehmen in den Wandel zu investieren und keine Mittel für Gewerkschaften bereitstellen zu können. Die Fabrik wurde daraufhin geschlossen.
Green Jobs Oshawa (GJO) bietet ein weiteres Beispiel für dasselbe Phänomen. Im Jahr 2018 kündigte GM an, sein Werk in Oshawa zu schließen, wovon über 2.500 Arbeitsplätze betroffen waren. Beschäftigte der Kanadischen Autoarbeitergewerkschaft (CAW) schlossen sich mit Gemeindemitgliedern und Forscher*innen wie Sam Gindin zusammen, um eine Machbarkeitsstudie zu erstellen, die zu dem Ergebnis kam, dass die Schließung die Region über 15.000 Arbeitsplätze (und Milliarden an BIP) kosten würde. Die Untersuchung ermittelte zunächst zwei Hauptszenarien für die Fertigung, die zu Rentabilität führen, den Verlust von Arbeitsplätzen vermeiden und Emissionen senken würden.
In beiden Fällen betonte GJO, dass die öffentliche Trägerschaft und Aufträge für den Prozess des Wandels notwendig seien, und führte eine Reihe relevanter Fälle aus den USA an, in denen Unternehmen Steuererleichterungen und Bundeskredite für ähnliche Projekte erhalten hatten, wie beispielsweise Illinois, das Rivian 827 Millionen US-Dollar bewilligte, oder Tesla, das 425 Millionen US-Dollar an zinsgünstigen Darlehen erhielt. Darüber hinaus verwiesen sie darauf, dass Regierungen in der jüngeren Geschichte bereits häufiger private Unternehmen zu Produktionsumstellungen gezwungen hätten, wie beispielsweise Trump im Jahr 2020 während der Pandemie. Insgesamt legte GJO damit den Grundstein für eine Fortsetzung des Kampfes für staatliche Interventionen, konnte jedoch die Fabrik nicht halten. Es gilt nun, die Macht der Arbeiter*innen und der lokalen Communitys zu stärken, um die Überführung in öffentliches Eigentum durchzusetzen.
In ähnlicher Weise haben sich insbesondere Gewerkschaften in Frankreich und Wales bei der Ausarbeitung von Vorschlägen für den Übergang sowohl innerhalb ihrer Branchen als auch darüber hinaus hervorgetan. Im Jahr 2020 begann ein Kampf, der von der Confédération Générale du Travail (CGT) organisiert wurde, als Renault die französischen Beschäftigten dazu drängte, ihre Verträge an schlechtere Verträge in anderen Ländern anpassen zu lassen. Stattdessen erarbeitete die Gewerkschaft einen eigenen Vorschlag, um die Produktion zwischen den Regionen neu auszubalancieren, vermehrt kleine Elektrofahrzeuge herzustellen, eine heimische Batterieproduktion aufzubauen und sogar alte Fahrzeuge zu recyceln.
Im Jahr 2023 kündigte Tata Steel in Wales Entlassungen und Pläne zur Produktionskürzung an, da das Unternehmen auf Elektroöfen umstellte, woraufhin die Gewerkschaft Unite eine Alternative ausarbeitete. Die Gewerkschaft schlug vor, den Hochofen länger in Betrieb zu lassen, um Auswirkungen für die Belegschaft zu vermeiden, und parallel zusätzliche elektrische Öfen mit grünem Wasserstoff zu bauen, um langfristig einen neuen Produktionsstandort zu entwickeln. Der Vorschlag der Gewerkschaft enthielt auch Pläne zur Wiederbelebung der industriellen Struktur der gesamten Region.
Leider ignorierte Renault den Vorschlag der CGT und unterzeichnete eine dreijährige Vereinbarung mit zwei anderen Gewerkschaften, in der weder langfristige Arbeitsplatzsicherheit noch die Energiewende Priorität hatten. Auch Tata Steel lehnte den Plan von Unite ab – der Hochofen wurde stillgelegt und die Beschäftigten entlassen. Wie im Fall von GJO reichte ein Umstellungsplan ohne eine gut organisierte Belegschaft und die Unterstützung der Bevölkerung nicht aus.
Öl- und Gasarbeiter*innen in der schottischen Nordsee befinden sich in einer ähnlichen Lage. Platform London und Friends of the Earth Scotland (FOE) brachten sie mithilfe des Berichts «Our Power» proaktiv zusammen, um Macht aufzubauen und Forderungen zu formulieren, noch bevor Entlassungen angekündigt wurden. Ähnlich wie die WFZ sahen die Klimagerechtigkeitsorganisationen hier eine Möglichkeit zur Unterstützung. Ab 2020 veranstalteten sie sechs Workshops, um Forderungen auszuarbeiten, sammelten anschließend per Telefon Feedback zu diesen Forderungen und verschickten schließlich eine Umfrage, auf die über 1.000 Rückmeldungen eingingen. Insgesamt formulierten sie zehn Forderungen, die jeweils von über 90 Prozent der Befragten befürwortet wurden. Sie betrafen unter anderem Ausbildungsprogramme, die Vertretung der Beschäftigten, Mindestlöhne und eine Verstaatlichung der Unternehmen.
Dennoch zögern Politiker*innen, den Bericht ernst zu nehmen – seit seiner Veröffentlichung im März 2025 hat die britische Regierung als einzige Reaktion eine beratende Untersuchung der Energiezukunft in der Nordsee eingeleitet, die Ende April abgeschlossen sein soll. Obwohl bei diesem Projekt die Beschäftigten effektiv miteinbezogen wurden, stößt seine Umsetzung auf ähnliche Hindernisse wie die Kämpfe in Frankreich und Wales.
Vorläufige Erfolge
Die Organisierung durch FNV Metaal in den Niederlanden und Unite/GMB in Großbritannien zeigt, wie Beschäftigte nicht nur gegen Entlassungen vorgehen, sondern auch konkrete Schritte für einen gerechten Wandel erreichen können. Für FNV Metaal begannen die Auseinandersetzungen 2019, als Tata Steel 1.600 Entlassungen in seinem niederländischen Werk ankündigte. Als Reaktion darauf organisierte die Gewerkschaft eine Umfrage zur Streikbereitschaft und richtete eine Hotline ein, um Forderungen zu sammeln, und trat schließlich in einen 24-tägigen Streik – mit dem Ergebnis, dass eine Zusage für den Verzicht auf Entlassungen bis 2026 erreicht wurde.
Die Beschäftigten schlossen sich daraufhin mit Wissenschaftler*innen und Professor*innen zusammen, um die Arbeitsgruppe «Zeester» zu gründen und einen Plan auszuarbeiten, der den Übergang zu grünem Stahl und den Ausbau der Offshore-Windenergie fordert. Dieser Plan brachte ihnen zusätzlich zum Streikdruck auch die Unterstützung durch die Klimabewegung, sodass Tata Steel den Vorschlag akzeptierte – inzwischen wurden bereits Verträge zur Produktion von grünem Stahl unterzeichnet.
In Großbritannien hatte Rolls Royce für 2020 einen weltweiten Abbau von 9.000 Arbeitsplätzen angekündigt, verbunden mit Plänen, die Produktion von Großbritannien nach Singapur zu verlagern. Als Reaktion darauf traten die von Unite und GMB organisierten Beschäftigten von drei Werken in einen neunwöchigen Streik und erreichten eine Vereinbarung, die den Weiterbetrieb der Werke für einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren vorsieht. Während dieses Prozesses bildeten sie einen von Beschäftigten geführten «Verbund» und arbeiteten mit ihrem lokalen Abgeordneten einen Vorschlag für einen «Green New Deal» aus. Der Verbund verfügt über einen Streikfonds, nutzte bislang jedoch vor allem Medienkampagnen, um von Rolls Royce die Zusage zu erhalten, ein «Kompetenzzentrum» zur Förderung der Entwicklung und Herstellung CO2-neutraler Technologien einzurichten.
Diese Erfolgsgeschichten zeigen, wie wirksam eine gute gewerkschaftliche Organisation in Verbindung mit einem klaren Übergangsplan sein kann. Dennoch bleibt die Frage, wie viel mehr mit breiterer Unterstützung in der Bevölkerung und Engagement für öffentliche Finanzierung und Verstaatlichung erreicht werden könnte.
Lücken schließen: Organizing, Kommunikation und proaktiver Aufbau von Bündnissen
Anhand vieler dieser Beispiele wird deutlich, dass die Priorisierung gewerkschaftlicher Organisierungsarbeit entscheidend für einen gerechten Wandel ist. Die CGT in Frankreich und Unite in Wales sind Paradebeispiele dafür: Obwohl ihre Visionen gut ausgearbeitet und formuliert waren, scheiterte die Umsetzung letztlich an der mangelnden Mobilisierung der Belegschaft. Im Gegensatz dazu zeigt GKN, wie eine basisdemokratische Organisierungsstrategie die Beschäftigten dazu bewegen kann, sich hinter die Pläne für den Wandel zu stellen.
Es gibt verschiedene Ansichten dazu, welche Art von Organizing am wirksamsten ist, aber einige besonders relevante Ansätze finden sich im Artikel von Marilyn Sneiderman und Stephen Lerner, der sich auf das Modell der Union Cities und die Kampagne «Justice for Janitors» stützt. Eine besonders treffende Empfehlung ist, Tarifverhandlungen zur Stärkung der gewerkschaftlichen Organisierung zu nutzen. Dies wird am Beispiel der UAW Belvidere deutlich, wo eine Vertragsklausel den Weg für mehr fabrikübergreifende Kämpfe und damit für sektorale Tarifverhandlungen ebnete.
Um Bündnispartner und die Unterstützung der Bevölkerung zu gewinnen, müssen sowohl Klimaaktivist*innen als auch Gewerkschafter*innen strategisch kommunizieren. Auf Seiten der Beschäftigten schaffen Botschaften, die sich an den Prinzipien von «Bargaining for the Common Good» orientieren, eine Brücke für ein positives Verhältnis zur Klimabewegung. Auf Seiten der Klimabewegung zeigt Bericht wie «Our Power», dass selbst Begriffe wie «gerechter Wandel» oder «Umstellung» polarisieren können. Umstrukturierung und Diversifizierung der Produktion sind gängige Konzepte und dürften einen neutraleren Ausgangspunkt darstellen. Insgesamt könnten sich Nicht-Beschäftigte ein Beispiel an den Aktivist*innen von Wir Fahren Zusammen nehmen, die sich eher für wirtschaftliche Forderungen einsetzen, als den Klimaschutz offen in den Vordergrund zu stellen – insbesondere zu Beginn einer Kampagne.
Neben der Vermittlung von Botschaften sollten Klimaaktivist*innen proaktiv handeln und Allianzen schmieden, bevor es zu Umbruchsituationen kommt. Andernfalls riskieren sie ein Ergebnis wie bei MAN Steyr, wo die Beschäftigten sich gegen externe Unterstützung sperrten, sobald ihre Arbeitsplätze bedroht waren. Klimaaktivist*innen sollten organische Ansatzpunkte finden, wie beispielsweise Wij Reizen Samen in den Niederlanden, die Busfahrer*innen zur Seite standen, die gegen die Übernahme ihres Unternehmens kämpften. Wenn dann eine kritische Situation entsteht, können Aktivist*innen sofort aktiv werden, da sie bereits mit Gewerkschaftsstrukturen vernetzt sind und wissen, wo sie sich einbringen können.
WFZ zeigt, wie diese Arbeit grundsätzlich möglich ist, während das Beispiel von GKN veranschaulicht, wie die Kämpfe der Arbeiter*innen tatsächlich dazu beitragen können, die Organisierung der Klimabewegung voranzubringen. Strategisch gesehen wären Klimaaktivist*innen gut beraten, einen Schritt zurückzutreten und mögliche Verbündete in ihrer lokalen Community zu identifizieren, etwa den öffentlichen Nahverkehr und aufkommende Kampagnen wie Fare Free London. Abgesehen von bestimmten Sektoren sollten Klimaaktivist*innen nach möglichen Wendepunkten in der Arbeiter*innenbewegung Ausschau halten, die sich am Horizont abzeichnen und potenzielle Momente für den Aufbau von Koalitionen darstellen. In den USA beispielsweise ist der Aufruf der UAW zur Angleichung der Tarifverträge und zu einem Generalstreik zwar noch drei Jahre hin, aber bis dahin gibt es einiges Potenzial für den Aufbau von Bündnissen mit der Klimabewegung.
Übergangspläne, öffentliches Eigentum und mutige Schlussfolgerungen
Wie die besprochenen Beispiele zeigen, können Arbeiter*innen nicht davon ausgehen, dass ihre Unternehmen oder Politiker*innen Übergangspläne erstellen, die ihre Rechte berücksichtigen. Sie zeigen sogar, dass die Ankündigung von Schließungen und Entlassungen den Kampf für einen fairen Wandel direkt schwächt – die Beschäftigten misstrauen dann mitunter der Unterstützung von außen und organisieren sich eher für höhere Abfindungen. Wenn sie jedoch bereits Pläne für einen möglichen Übergang haben, können sie sofort reagieren und diesen vorantreiben.
Daher sollten sich die Beschäftigten der betroffenen Branchen proaktiv in Verbänden organisieren und lokale Universitäten oder Forschungseinrichtungen für die Unterstützung gewinnen. Climáximo, das Next Economy Lab, Con Labour oder Climate and Community sind für diese Art von Zusammenarbeit gut aufgestellt. Khem Rogaly von Common Wealth beschreibt diesen Prozess für den Militärsektor in Großbritannien in seinem Lucas Plan for the 21st Century, während Martin Lallana den oben erwähnten Ansatz verschiedener Planungsszenarien verfolgt.
Derzeit liegen jedoch weder ein Schema noch ein Handbuch für die Organisation solcher Zusammenschlüsse vor. Die Entwicklung eines Plans ist eine technische, organisatorische und finanzielle Herausforderung und erfordert daher eine Vielzahl von Unterstützungssystemen. Aufgrund der Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Arbeitsstätten und Branchen ließe sich diese Lücke allerdings leicht schließen – Gewerkschaften, NGOs und Wissenschaftler*innen sind also aufgerufen, sich diesbezüglich proaktiv einzubringen.
Schließlich zeigt der Fall GKN, dass die Finanzierung weiterhin ein großes Hindernis darstellt, selbst wenn die Beschäftigten einen Plan haben, gut organisiert sind und von der Community und der Klimabewegung unterstützt werden. Trotz internationaler finanzieller Unterstützung für GKN sind die Kosten für die Umstellung und die Trennung von der globalen Lieferkette für das Unternehmen zu hoch. Angesichts der Vorteile, die eine klimagerechte Umstellung für die Gesellschaft mit sich bringt, stellt sich zudem die Frage, welchen Beitrag Regierungen zur Unterstützung leisten sollten.
Im Fall von Tata Steel plädiert Max Vancauwenberge für eine Abkehr von staatlichen Subventionen und argumentiert, dass profitable Unternehmen gesetzlich zur Umstellung verpflichtet werden sollten, statt Anreize zu erhalten. Darüber hinaus spricht er sich für eine Vergesellschaftung des Energiesektors aus, die den Bürger*innen zugutekommt. In ähnlicher Weise argumentiert Khem Rogaly, dass der militärisch-industrielle Komplex bereits vom Staat subventioniert werde, sodass für eine Umstellung auf sozialverträgliche Güter keine neuen Finanzierungsquellen erforderlich seien. Er fordert darüber hinaus die Gründung einer Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft (eine Art Verbund) zur Steuerung der Umstellung und fordert eine Koordinierung der staatlichen Maßnahmen durch bestehende Initiativen wie Great British Energy, Transport for London und ScotRail.
Insgesamt fehlt es für die Umsetzung dieser und vieler anderer der oben genannten Vorschläge für einen Wandel lediglich an politischem Willen, nicht an den Möglichkeiten. Seth Klein bekräftigt dies in seinem Buch «A Good War: Mobilizing Canada for the Climate Emergency» (Ein guter Krieg: Mobilisierung Kanadas für den Klimanotstand) und argumentiert, dass ein Vorgehen im Sinne einer «Notstandspolitik» wie zu Kriegszeiten gerechtfertigt sei. Unabhängig davon, ob es sich um die Transformation des Militärsektors oder anderer kohlenstoffintensiver Industrien handelt, sollten sich alle Beteiligten darauf konzentrieren, wie die Beschäftigten Druck auf Regierungen ausüben können, damit diese den Forderungen nach Verstaatlichung und öffentlichen Aufträgen entgegenkommen. Kampagnen für öffentliche Energieversorgung wie «Public Grids» in den USA könnten dabei als Vorbild dienen.
Hilary Wainwright, langjährige Aktivistin und Autorin eines Buches über den Lucas-Plan, erweitert schließlich die Perspektive auf die von Beschäftigten angeführten Kämpfe in ihrem Artikel «Beating the Climate Clock: Workers, citizens and state action in the UK» (Die Klimafalle überwinden: Beschäftigte, Bürger*innen und staatliches Handeln im Vereinigten Königreich). Sie argumentiert, dass diese Arbeitskämpfe eine Form von zukunftsweisender Politik darstellten, da ihre Organisierung partizipative demokratische Verfahren in den Mittelpunkt stellt, die in repräsentativen Demokratien sonst kaum anzutreffen sind. Auch wenn der Kampf der Beschäftigten in einer einzelnen Fabrik lokal begrenzt sein mag, so legt er doch den Grundstein für andere Fabriken und Branchen, die sich für Gemeineigentum organisieren. Damit eröffnen sie einen neuen Weg, die Bevölkerung zur Mitgestaltung der Wirtschaft zu ermächtigen und sich einer Gesellschaft anzunähern, in der Menschen und Umwelt Vorrang vor Konzernmacht und Profiten haben.
Im Spannungsfeld dieser vier Faktoren – einer guten Organisierung in den Betrieben, der Unterstützung durch die lokale Community, einem konkreten Plan für alternative Produktionsverfahren und öffentlicher Förderung bzw. öffentlicher Trägerschaft – gibt es eine Vielzahl von Aufgaben, die erfüllt werden müssen, um einen gerechten Wandel zu erreichen. Gleichzeitig existieren bereits zahlreiche Gruppen, die sich für die Organisierung engagieren, sodass nun vor allem ein Zusammenschluss der Kräfte erforderlich ist. Gewerkschaften sollten sich auf die Selbstorganisation konzentrieren, Klimagruppen auf lokale Unterstützung, Wissenschaftler*innen auf alternative Pläne und Politiker*innen auf die Finanzierung. Bleiben die jeweiligen Gruppen und Regionen jedoch isoliert, besteht die Gefahr, dass der Wandel zu langsam voranschreitet, um die Klimaziele zu erreichen, oder schlimmer noch, dass sie vom Aufstieg rechtsextremer Kräfte und technokratischer Oligarchien überholt werden.
Diese Beispiele zeigen, wie ein solcher Zusammenschluss in kleinerem Maßstab aussehen könnte. Ohne einen starken Kern wie eine internationale, branchenübergreifende Gewerkschaft – oder besser noch eine internationale sozialistische Partei – werden sie jedoch nur begrenzten Erfolg haben. Gleichzeitig können sich Klimaaktivist*innen, Gewerkschafter*innen, Wissenschaftler*innen und Mitglieder aller möglichen Communitys keine weitere Verzögerung leisten. Es ist an der Zeit, dass wir uns zusammenschließen, um den gerechten grünen Wandel zu gestalten, der uns allen zusteht.
Übersetzung von Camilla Elle und Cornelia Röser für Gegensatz Translation Collective.