Dokumentation Auf Thomas Müntzers Spuren

Bericht zur Bildungsreise nach Allstedt und Stolberg von Bernd Löffler | Am 21. Juni 2025 reiste eine Gruppe von 31 Personen aus Magdeburg und Halle mit dem Bus nach Allstedt und Stolberg. Anlaß der Reise war das 500-jährige Jubiläum des Deutschen Bauernkriegs. Das konkrete Ziel dieser Bildungsreise war, mehr über das Wirken von Thomas Müntzer in Allstedt zu erfahren.

Information

Zeit

Müntzer-Denkmal in Allstedt
Müntzer-Denkmal in Allstedt

Auf Thomas Müntzers Spuren

Bericht von Bernd Löffler

Am 21. Juni 2025 reiste eine Gruppe von 31 Personen aus Magdeburg und Halle mit dem Bus nach Allstedt und Stolberg. Anlaß der Reise war das 500-jährige Jubiläum des Deutschen Bauernkriegs. Die Reise fand großes Interesse und war erfreulich schnell ausgebucht.

Unser konkretes Ziel dieser Bildungsreise war, mehr über das Wirken von Thomas Müntzer in Allstedt zu erfahren. In Stolberg, Müntzers Geburtsort, interessierten sich die Teilnehmenden vor allem für die Geschichte der Münzprägung im Harz, die Reformation in der Stadt und die Auswirkungen des Bauernkriegs in diesem Teil des alten Deutschlands. 

Der Bildungsreise vorausgegangen waren landesweit insgesamt 6 Vortragsveranstaltungen in Alt Garz (2024), Allstedt, Halle(3) und Magdeburg, auf denen auch für die Bildungsreise geworben wurde. Zudem kamen RLS-Veranstaltungen mit einigen anderen Referenten  im Harz.

Zu Beginn der Führung wurde die Gruppe vom Referenten  Lucas Wölbing u.a. in Vertretung von Evelyn Edler, der stellvertretenden Bürgermeisterin der Stadt, begrüßt.

Allstedt wurde 1524 zum Experimentierfeld von Müntzer. Es war seine erste gut bezahlte Stelle als Prediger und hier konnte er die Wirkung seiner Thesen auf die Menschen erproben. Lucas Wölbing hielt als ausgewiesener Kenner dieser historischen Ereignissein der beeindruckenden und frisch renovierten Johanniskirche seinen ersten Vortrag. 

Es erfreuten sich Münzers Predigten eines großen Zulaufs, auch aus den Gemeinden der Umgebung. Seine größte, ja revolutionäre Leistung war die Allstädter Gottesdienstreform. Unter anderem hielt der Reformator und Revolutionär erstmals im Reich einen Gottesdienst in deutscher Sprache, eineinhalb Jahre vor Luther. Dabei verließ er die Kanzel und stand im Angesicht der Gottesdienstbesucher. Und er predigte über eine Rückkehr zu einer Kirche des wahren Glaubens. 

Müntzers Agieren stieß nicht nur auf Zuspruch. Sein Hauptgegner war der Graf Ernst von Mansfeld. Anlass für die Vertreibung Müntzers aus Allstedt war der bis zum heutigen Tag ungeklärte Brand der Mallerbacher Kapelle am 24.03.1524. Müntzer wurde vorgeworfen, diesen initiiert zu haben, was jedoch nie bewiesen werden konnte. Die Probleme des Predigers in der Stadt verschärften sich nach seiner Fürstenpredigt. In ihr forderte er die Fürsten zum Kampf gegen die Leute mit dem falschen Glauben (also die Anhänger der korrupten Kirche) auf. Sollten sie das nicht tun, würde ihnen „das Schwert genommen“ werden. Diese Forderung hatte erhebliche Konsequenzen. Unter anderem wandte sich Luther nun endgültig von ihm ab. Die weiteren Entwicklungen führten dazu, dass Müntzers Lage in der Stadt unhaltbar wurde. Am 1. August trafen sich die Fürsten Johann der Beständige und sein Sohn Johann Friedrich mit den Honoratioren der Stadt, um die Verantwortlichkeiten für den Brand der Kapelle zu klären.  Im Ergebnis wurde Müntzer zum Verhör vorgeladen. Unter diesem Eindruck floh er aus Allstedt und wendete sich nach Mühlhausen.

Unter der Führung von Herrn Wölbing besichtigte die Gruppe die Wirkungsstätten des Reformators in Allstedt und erfuhr unterwegs und vor Ort viel Interessantes über dessen Wirken und Leben. So heiratete Müntzer im Sommer 1523 Ottilie von Gersen in der Wigberti-Kirche und ihr gemeinsamer Sohn wurde hier geboren. Auch die Lücken in der Geschichtsschreibung wurden verdeutlicht. So fehlt bisher jedes Zeugnis zum Geburtsdatum Müntzers und es verliert sich die Spur seiner Frau Ottilie und ihrem Sohn nach der Hinrichtung des Reformators.

Im Anschluss führte Rebekka Rauschhardt von der Landeskunststiftung Sachsen-Anhalt mit vielen Hintergrundinformationen zu den Künstlern und den Projekten die interessierte Gruppe durch den Ort. Im Mittelpunkt stand eine Auswahl der modernen Kunstwerke, welche unter dem Thema „Glühende Horizonte“ eine aktuelle, künstlerische Auseinandersetzung mit dem Bauernkriegsgeschehen und seinen Hintergründen darstellen.

Zum Abschluss des ereignisreichen, sonnigen Vormittags in Allstedt servierten die Mitarbeiter*innen der Stadtmühle Allstedt ein zünftiges Mittagessen.

Danach reiste die Gruppe weiter nach Stolberg

Ziel des Besuchs in Stolberg war das Museum Alte Münze. Dort begrüßten Monika und Dietrich Lücke die Reisegruppe. Sie führten im Anschluss durch die Ausstellungen und erläuterten die wichtigsten Ereignisse rund um die Zeit des Bauernkriegs. Zunächst wurden die Teilnehmer*innen in zwei Gruppen aufgeteilt. Beide Gruppen besichtigten abwechselnd die beiden Ausstellungen.

Dietrich Lücke berichtete über die Geschichte der Münzprägung in Stolberg und den damit verbundenen Silberbergbau. Die Ausstellung stellt die Arbeitsabläufe und die Kunst der Münzprägung dar. Die erfolgreiche Geschichte der Münzprägung in Stolberg (die Stadt war berühmt für die hohe Qualität ihrer Münzen) basierte u.a. auf den zahlreichen Hütten- und Bergwerken im Harz. Münzmeister und ihre Gesellen waren Spezialisten und hatten einen guten Verdienst. Hinzu kamen weitere soziale Leistungen. So war es ihnen u.a. möglich, sich und ihren Familien ein Haus zu bauen. Der Bruch erfolgte nach den Verheerungen des 30-jährigen Kriegs.

Monika Lücke informiert in einer zweiten Ausstellung über die Hintergründe der Unruhen im Verlauf des Bauernkriegs in der Stadt. Es waren allerdings weniger die Bauern, die zum Aufruhr riefen, sondern die Stolberger Stadtbürger. Denn im Mittelpunkt der Erhebung von 300 Bürgern standen vor allem städtische und nicht bäuerliche Konflikte wie die Leibeigenschaft, die es in dieser Gegend nicht gab. Für die Menschen in der Stadt waren es vor allem Währungsprobleme, die zur Verarmung führten, nachdem es in den Jahren von 1508 bis 1524 zu keinem Wohlstandszuwachs mehr kam. So waren auch die 24 Artikel, welche die Forderungen während des Aufstands beinhalteten, vor allem städtisch geprägt. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen der Stadtoberen und den Bürgern. Letztere forderten den Kaiser auf, für Gerechtigkeit zu sorgen. Als auch dies nicht erfolgte, erhob sich ein Teil der Bürger zum Aufstand, der jedoch schnell niedergeschlagen wurde. Neun Männer wurden in der Folge hingerichtet. 

Wie nach der Niederlage der Bauern in ihrem Aufstand, so hatten die Bürger von Stolberg dennoch einige Erfolge zu verzeichnen: So wurde 1526 die Zahl der kirchlichen Feiertage reduziert (was jedoch nicht mit aktuellen konservativ-neoliberalen Vorschlägen zur Feiertagsreduzierung zu verwechseln ist). Ebenso wurden die Kosten für Hochzeiten verringert und etwas später erfolgte tatsächlich eine Neuordnung der sozialen Verhältnisse.

Nach der ersten Besichtigungsrunde organisierten die Kolleg*innen des Museums im Schattigen grünen Hinterhof eine gemeinsame Kaffee-Runde, die zu einem kleinen Austausch genutzt werden konnte. Die Teilnehmer*innen waren rundum begeistert von der Betreuung neben den vielen inhaltlichen Bausteinen. 

Mit vielen beeindruckenden Erfahrungen und neuen Erkenntnissen im Gepäck traten die Teilnehmenden dann die Rückreise an.

Bebildeter Bericht in der PDF