Nachricht | Ungleichheit / Soziale Kämpfe - Globalisierung - Wirtschafts- / Sozialpolitik - Gesellschaftstheorie - Soziale Bewegungen / Organisierung - Arbeit / Gewerkschaften Prekäre Lebenswelten

RLS-NRW und die Linse veranstalten eine achtteilige Film- und Vortragsreihe in Münster

Der Begriff der Prekarisierung ist – anders als in Frankreich – erst seit relativ kurzer Zeit in die deutsche Diskussion eingegangen. Heute wird er nicht selten verkürzt als Intellektuellenbegriff für Armut verwendet.

Dies verkürzt allerdings die Sprengkraft des Begriffes. Der französische Soziologe Pierre Bourdieu wies darauf hin, dass durch die Ausbreitung von befristeten und geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen sowie erhöhten Konkurrenzdruck im Bildungs- und Arbeitssektor ökonomische und kulturelle Konflikte in allen Bereichen des sozialen Lebens zunehmen würden. Heute bekommen wir diese Konflikte tagtäglich präsentiert: Nicht nur Ausschreitungen in Griechenland, Spanien und Italien weisen darauf hin. Auch die Statistiken zu Stress, Überforderung, Depression und burn-out sprechen keineswegs für eine sorgenfreie Realität. Prekarität ist nicht auf die soziale Unterschicht konzentriert, auch wenn diese den Druck der modernen Arbeitswelt auf besonders drastische Weise zu spüren bekommt.

In der einführenden Veranstaltung zur Reihe wird Franz Schultheis von der Fondation Bourdieu (St. Gallen) einen Diskussionsüberblick geben. Dazu bietet die Dokumentation Soziologie ist ein Kampfsport über Pierre Bourdieu einen Einblick in soziologisches Denken. Darüber hinaus wird Prekarität in verschiedenen Kontexten thematisiert wie im Bildungssektor, auf dem Arbeitsmarkt, in der Globalisierungsdebatte und im Künstlermilieu. Zu jedem Schwerpunkt wird es einen Spielfilm und Vorträge von Soziologen innerhalb (Franka Schäfer, Dieter Hoffmeister, Andreas Kemper) und außerhalb Münsters (Klaus Dörre, Michael Hofmann, Martin Kronauer u.a.) geben. Die Reihe ist dabei weder als „soziologische Fachtagung“ konzipiert, noch als in sich geschlossen: Vielmehr geht es darum, dem Publikum Einblicke in die Diskussion zu bieten und Anreize, sich weiterhin mit einem hochaktuellen Thema zu beschäftigen.

Die Termine im Überblick:

Mo 05. Dezember · 18:30 Uhr: Soziologie ist ein Kampfsport – Pierre Bourdieu im Porträt mit Vortrag von Franz Schultheis: „Diagnosen der Gegenwartsgesellschaft und ihre Konzepte“

Mi 07. Dezember · 18:30 Uhr: L’esquive mit Vortrag von Andreas Kemper: „Denken heißt überschreiten“

Di 13. Dezember · 18:30 Uhr: HASS – La haine mit Vortrag von Martin Kronauer: „Revolte in den Banlieues. Hintergründe und Folgerungen“

Mo 19. Dezember · 18:30 Uhr: Ein Glückstag mit Vortrag von Franka Schäfer und Dieter Hoffmeister: „Armut im Schatten der Arkaden“

Mo 09. Januar · 18:30 Uhr: Der Jobkiller mit Vortrag von Klaus Dörre: „Flexibilisierung und Mobilisierung im Rahmen der Prekarisierungsdebatte“

Mi 11. Januar · 18:30 Uhr: Herzsprung mit Vortrag von Michael Hofmann: „Wohlstandsgewinn und Positionsverlust. Der soziale Verlauf des Einheitsprozesses.“

Mo 23. Januar · 18:30 Uhr: Die große Verführung mit Vortrag von Klaus Kraemer: „Prekäre Arbeit – eine Folge der Globalisierung?“

Mi 25. Januar · 18:30 Uhr: Valerie mit Vortrag von Pascal Jurt und Peter Scheiffele: „Konkurrenz und Solidarität. Prekarisierung im Feld der kulturellen Produktion

Veranstalterinnen: Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW und die Linse.

In Kooperation mit: AStA der WWU, Foundation Bourdieu, die Freie ArbeiterInnen Union (FAU) Münster.

Weitere Information sind auch auf der Website vom Cinema Münster zu finden.