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Lebensweg des kommunistischen Verlegers Willi Münzenberg wird im Bürogebäude am Mehring-Platz nachgezeichnet.

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Henning Heine,

Eine Ausstellung über den Kommunisten Willi Münzenberg (1889 - 1940) entsteht gegenwärtig im Bürogebäude am Franz-Mehring-Platz 1. In zehn Etappen soll bis Herbst dem Leben, Wirken und "Verschwinden" des einstigen Reichstagsabgeordneten, Verlegers und Leiters der Internationalen Arbeiterhilfe nachgegangen werden. Das Projekt wird von der Rosa-Luxemburg-Stiftung unterstützt.

Nach Münzenberg ist seit dem Jahr 2006 der große Konferenzsaal in der ersten Etage des früheren ND-Gebäudes benannt, den auch die Stiftung für Veranstaltungen nutzt. Münzenberg sei ein "fantasiereicher Aufklärer" gewesen, sagte der Geschäftsführer der Grundstücksgesellschaft Franz-Mehring-Platz 1, Matthias Schindler, bei der Präsentation erster Fundstücke. Der Historiker vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und ehemalige Stiftungsstipendiat Uwe Sonnenberg zeichnete in einem Vortrag die politische Karriere Münzenbergs insbesondere nach dem Reichstagsbrand und der Flucht nach Frankreich im Jahr 1933 bis zu dessen Tod 1940 nach. Der Propaganda-Verantwortliche der Kommunistischen Internationale für die westliche Welt setzte sich in Paris stark für eine deutsche Einheitsfront gegen Hitler ein. Nach Kritik an Stalin fiel er nach 1936 in Ungnade, verlor seinen Posten im Zentralkomitee der KPD und trat schließlich im März 1939 aus der Partei aus.

Im Eingangsbereich zum Münzenberg-Saal erinnert nun ein lebensgroßer Schattenriss an den Namensgeber. Er ist unter anderem mit einem Zitat des Verlegers aus dem Jahr 1939 beschriftet: "Der Sozialismus, den wir meinen und für den die Besten der Arbeiterbewegung eingetreten sind, kann nur verwirklicht werden, wenn er von der Mehrheit des Volkes gewollt und allein nach ihrem freien Willen gestaltet wird." Ein weiterer Ausspruch prangt neben dem Konterfei eines Zeitungsjungens aus der Weimarer Republik über der Saaltür: "Nur politische Kindsköpfe, philosophische Spekulanten oder müde Leute" könnten auf wirtschaftliche Unternehmungen für Massenpropaganda und Agitation verzichten, ist dort zu lesen.

In einem Schaukasten waren zur Eröffnung unter anderem auch historische Ausgaben der Arbeiter Illustrieren Zeitung (AIZ) zu sehen, die von 1921 bis 1938 im "Neuem Deutschen Verlag" erschien und zeitweise eine Auflage von mehr als einer halben Million Exemplaren erreichte. Münzenberg war Begründer und verantwortlicher Redakteur des Blattes. Auch der Band "Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror" war ausgestellt, dessen Herausgabe Münzenberg im Pariser Exil koordinierte. Auf mehreren Bildschirmen flimmerten zudem Spielfilmszenen aus "Kuhle Wampe" und "Panzerkreuzer Potemkin", denn Münzenberg betätigte sich auch als Produzent proletarischer Filme sowie als Verleiher sowjetischer Streifen in Deutschland. Dem Schaffen der "Roten Traumfabrik" in den 20er- und 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts widmete in diesem Jahr die Berlinale ihre Retrospektive, auf Arte lief im Februar eine gut einstündige Dokumentation.

Der Brand des deutschen Reichstages und Willi Münzenberg – (annotierte) Rede anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Vom Verschwinden des Willi Münzenberg – Erste Fundstücke einer Freilegung“ am 27. Februar 2012 von Uwe Sonnenberg.

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