Nachricht | Boris Kanzleiter: Die „Rote Universität“. Studentenbewegung und Linksopposition in Belgrad 1964-1974, Hamburg 2011.

Frido Wenten rezensiert in der anarchosyndikalistischen Zeitung Direkte Aktion

Boris Kanzleiter:
Die „Rote Universität“. Studentenbewegung und Linksopposition in Belgrad 1964-1974, 486 Seiten, VSA-Verlag, Hamburg 2011

„Wir haben keinerlei eigenes Programm. Unser Programm ist das Programm der progressivsten Kräfte unserer Gesellschaft – das Programm des SKJ (Bund der Kommunisten Jugoslawiens; die regierende KP) und der Verfassung. Wir fordern ihre konsequente Umsetzung.“ Unter Führung von Josip Broz Tito hatten die Partisanengruppen des Balkans nach 1945 begonnen, einen sozialistischen „dritten Weg“ zu beschreiten und zwischen kapitalistischem Westen und staats-sozialistischem Osten den jugoslawischen „Selbstverwaltungs-Sozialismus“ aufzubauen – der Versuch einer über Marktbeziehungen vermittelten Produzenten-Autonomie unter Maßgabe zentral formulierter Plan- und Investitionsvorgaben. Im Prozess wachsender sozialer und regionaler Ungleichheiten, aber auch einer politischen Öffnung der offiziellen kommunistischen Organe und Verbände entstand in den 1960er Jahren vor allem in Belgrad eine Linksopposition, die endlich die Einlösung der halbherzig implementierten, dysfunktionalen oder nur auf dem Papier existierenden Versprechungen des Sozialismus forderte. Boris Kanzleiter hat dieses bisher kaum beachtete Kapitel der globalen 68er-Revolte minutiös aufgearbeitet.

Die komplette Buchbesprechung aus der Mai/Juni-Ausgabe 2012 ist online lesbar.

Boris Kanzleiter ist Leiter des Büros der RLS in Belgrad.