Nachricht | International / Transnational - Europa - Rosa-Luxemburg-Stiftung RLS-Vorstand besucht Warschau

Bericht über den Aufenthalt der Vorstandsmitglieder der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Warschau Anfang September 2012.

Information

Autor

Axel Krumrey,

In der Zeit vom 31. August bis 2. September 2012 nutzte der Vorstand der Rosa-Luxemburg-Stiftung am Rande einer Vorstandsklausur in Warschau, in der er sich unter anderem zur Vorbereitung der Mitgliederversammlung 2012 verständigte, die Möglichkeit zum Gespräch mit Projektpartner/innen aus dem linken politischen Spektrum, dem polnischen Gewerkschaftsspektrum und der Deutschen Botschaft.

Bereits am 31. August besuchten die Vorstandsmitglieder die Gedenkstätten für den Warschauer Aufstand von 1944 sowie den sogenannten Umschlagplatz, von dem aus Jüdinnen und Juden während des Zweiten Weltkrieges in das Vernichtungslager Treblinka deportiert wurden, und legten Gedenkgebinde nieder. Einen Tag später jährte sich das Datum des Überfalls des Deutschen Reiches auf Polen zum 73. Male. Die historische Verantwortung, derartige Geschehnisse nie wieder zuzulassen, trage auch die Linke in Deutschland, betonte Heinz Vietze.

Zuvor hatte das Auslandsregionalbüro der Stiftung in Warschau gemeinsame Beratungen mit Vertreter/innen der Palikot-Bewegung (Wanda Nowicka; Vize-Sejmmarschall und Begründerin der Föderation für Frauenfragen und Familienplanung sowie Robert Biedroń, Sejmabgeordneter und Begründer der Kampagne gegen Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit), die bei der letzten Sejm-Wahl 40 Sitze erhielt, dem Bündnis linker Demokraten (SLD) und der Polnischen Sozialistischen Partei organisiert. Die gute Zusammenarbeit mit der RLS wurde allseitig betont. Vor allem hinsichtlich der Partizipation von Minderheiten und der Gleichberechtigung u.a. der Schwulen und Lesben in Polen habe die Stiftung bislang wertvolle Unterstützungsarbeit geleistet.

Der frühere Ministerpräsident Polens, Leszek Miller (SLD) nutzte die Möglichkeit, um auf die Bedeutung Deutschlands für die Europäische Union hinzuweisen und fragte darauf Bezug nehmend die Stiftungsvertreter/innen nach dem Verhältnis der Linkspartei zur SPD. Vor nicht langer Zeit, so seine kleine Spitze, habe er an gleichem Ort diese Frage auch mit Sigmar Gabriel erörtert, der aber nur ausweichend darauf eingegangen sei. Seine Anspielung wollte er dennoch nicht missverstanden sehen und hob die fruchtbare Kooperation mit der Stiftung hervor.

Gelobt wurde die Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung, die über die Büroleiterin Joanna Gwiazdecka maßgeblich organisiert wird, auch von den Vertreter/innen der Bergarbeitergewerkschaft im Dachverband OPZZ. In gemütlicher Atmosphäre wurden vor allem mit den Gewerkschaftsaktiven aus dem Stiftungsvorstand Erfahrungen ausgetauscht.

Als besonders eindrucksvoll nahmen die Vorstandsmitglieder das Treffen mit Krystyna Kulpińska-Cała und Prof. Dr. Krzysztof Dunin-Wąsowicz wahr. Beide kämpften während des Zweiten Weltkriegs auf polnischer Seite gegen Nazi-Deutschland und unterstützten den Warschauer Aufstand 1944. Trotz ihres hohen Alters folgten sie gern der Einladung des Vorstandes und betonten ihrerseits wie wichtig die stetige Verständigung für das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen sei.  Die komplizierte polnisch-deutsch-jüdische Erinnerungsarbeit, die einen Schwerpunkt der Büroarbeit ausmacht kam nicht zuletzt auch hier zur Sprache und wurde mit Edyta Kurek, einer Vertreterin des Jüdischen Historischen Instituts vertieft.

An historischem Ort versäumte es der Vorstand der Stiftung auch nicht, den Spuren der Namenspatronin der Stiftung, Rosa Luxemburg, zu folgen. Holger Politt präsentierte die breit angelegte Arbeit und auch neue Erkenntnisse zum Wirken Luxemburgs gerade in Polen. Am Rande der Beratungen führte er die Vorstandsmitglieder an den Ort, wo Ende des 19. Jahrhunderts noch das Gymnasium, das Luxemburg besuchte, stand. Der Vorstand der Stiftung sah es als unbedingt notwendig an, sowohl das theoretische Werk Luxemburgs als auch ihre biographischen Stationen für die Nachwelt aufzubereiten. Er äußerte die dringende Bitte, in diesem Arbeitsfeld weiterhin nach einer noch deutlicheren Systematisierung für die Publikations-, Veranstaltungs- und Forschungstätigkeit im In- und Ausland zu suchen.