Die redaktion schreibt über die neuste Ausgabe: "Gleichheit war kein konstitutives Merkmal des „Dritten Reiches“: Im Gegenteil: Das NS-Regime schuf eine dynamische Ordnung der Ungleichheit, die jedem Einzelnen einen spezifischen gesellschaftlichen Platz zuwies. Zu den herkömmlichen durch Geschlecht, Klasse und Alter produzierten Ungleichheiten traten nach 1933 neue, durch die NS-Diktatur generierte Differenzen hinzu, etwa die Kategorie „Rasse“. Im vorliegenden Band wird der Prozess der Herstellung von Ungleichheiten im „Dritten Reich“ in drei Teilbereichen ausgeleuchtet. Erstens geht es um Semantiken der Ungleichheit, zweitens um die sozialen und institutionellen Praktiken, mittels derer Ungleichheiten produziert wurden, und drittens um individuelle und kollektive Erfahrungen, die damit zusammenhingen. Die Themen der einzelnen Aufsätze reichen von den internen Differenzierungen, die sich aus der Mitgliedschaft in der NSDAP ergaben und sich in „politischen Beurteilungen“ niederschlugen, über die diskriminierenden Funktionen des NS‑Sprachgebrauchs bis hin zu radikalen Ungleichheitserfahrungen von Zwangsarbeitern in deutschen Betrieben und Juden in einem polnischen Getto."
INHALTSVERZEICHNIS
Nicole Kramer/Armin Nolzen:
Einleitung
Gerhard Wolf:
Auf dem Weg in eine „völkisch“ und „rassisch“ stratifizierte Gesellschaft: die Deutsche Volksliste im Wartheland
Andrea Löw: Die Erfahrung der radikalen Ungleichheit. Vom sprachlichen Umgang mit dem Gettoleben in Litzmannstadt (Lódz)
Wolfgang Ayaß:
„Demnach ist zum Beispiel asozial…“. Zur Sprache sozialer Ausgrenzung im Nationalsozialismus
Lars Amenda/Christoph Rass:
Fremdarbeiter, Ostarbeiter, Gastarbeiter. Semantiken der Ungleichheit und ihre Praxis im „Ausländereinsatz“
Kerstin Thieler:
Gesinnungskontrolle in Göttingen. Die NSDAP-Kreisleitung und die Beurteilung der „politischen Zuverlässigkeit“
Christian Bunnenberg:
„Daher sieht es die Partei als ihre vornehmste Aufgabe an…“. „Schulungen“ als Instrumente der Differenzierung und Kontrolle
Mareike Witkowski:
Hausgehilfinnen im Nationalsozialismus
Anne Prior:
„Warum kauften diese Volksgenossen beim Zigarrenjuden Wolf?“ Unbekannte Fotografien vom Sommer 1935 aus Dinslaken/Niederrhein (Fundstück)