Nachricht | C. Westerhoff: Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg, Paderborn 2011

"Insgesamt hat Westerhoff eine überzeugende Studie vorgelegt, die sich intensiv mit der Forschungslage auseinandersetzt und diese konstruktiv und differenziert argumentierend voranbringt."

Mark Spoerer, Institut für Geschichte, Universität Regensburg, rezensiert für H-Soz-u-Kult

Westerhoff, Christian: Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg. Deutsche
Arbeitskräftepolitik im besetzten Polen und Litauen 1914-1918 (= Studien
zur Historischen Migrationsforschung 25). Paderborn: Ferdinand Schöningh
Verlag 2011. ISBN 978-3-506-77335-7; Festeinband; 377 S.; EUR 39,90.

Er schreibt ua.: "Ulrich Herbert selbst hatte schon die Frage aufgeworfen, inwieweit der Zwangsarbeitereinsatz im Zweiten Weltkrieg auf Erfahrungen des Ersten Weltkriegs beruhte[1]. Die Spezialforschung zu diesem Thema blieb jedoch lange sehr dünn. Jochen Oltmer untersuchte den Kriegsgefangeneneinsatz und 2008 legte Jens Thiel seine Arbeit über die Zwangsrekrutierung belgischer Arbeitskräfte 1916/17 vor[2]. Die größte Lücke war jedoch von Beginn an der Kriegsschauplatz im Osten. Hier hatten die Deutschen im Zweiten Weltkrieg besonders gewütet, und für diesen Raum war eine Vergleichsstudie für den Ersten Weltkrieg immer schon ein Forschungsdesiderat, was auch an der schwierigen Quellenlage liegen
dürfte.
Diese Lücke hat nun Christian Westerhoff geschlossen. Er untersucht die
deutsche Arbeitskräftepolitik in den besetzten Gebieten Polens und Litauens, die einerseits zum Generalgouvernement Warschau und andererseits zum Verwaltungsgebiet des Oberbefehlhabers Ober-Ost gehörten. In der Behandlung der besetzten Bevölkerung und der Frage, ob und wie sie zur Arbeit für deutsche Zwecke eingespannt werden sollte, macht Westerhoff deutliche Unterschiede zwischen dem zivil verwalteten Generalgouvernement und dem militärisch verwalteten Gebiet Ober-Ost aus."