Nachricht | Tändler/Jensen (Hg.): Das Selbst zwischen Anpassung und Befreiung. Psychowissen und Politik im 20. Jahrhundert, Göttingen 2012

Brigitta Bernet, Institut für Geschichte, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, rezensiert für die Historische Bildungsforschung Online bei H-Soz-u-Kult

Tändler, Maik; Jensen, Uffa (Hrsg.): Das Selbst zwischen Anpassung und
Befreiung. Psychowissen und Politik im 20. Jahrhundert (= Veröffentlichungen des zeitgeschichtlichen Arbeitskreises Niedersachsen 27). Göttingen: Wallstein Verlag 2012. ISBN 978-3-8353-0964-7; 253 S.; EUR 24,90.

Bernet schreibt zum Ziel und Gegenstand des Bandes: "Folgt man dem Vorwort von Bernd Weisbrod, so ist der Band einer doppelten  Grenzverschiebung verschrieben: Sein Ziel liegt einerseits darin, den eng gefassten Politikbegriff der Zeitgeschichte um die Dimensionen der Subjektkulturen und des Psychowissens zu erweitern.
Andererseits soll er anschaulich machen, dass sich die psychotherapeutischen Revolutionen des 20. Jahrhunderts mit einem disziplinär verengten Wissenschaftsverständnis nur ungenügend verstehen lassen. Das sehen auch Tändler und Jensen so. Ihr Plädoyer gilt einer Forschungsperspektive, die von wechselseitigen Bedingtheiten zwischen Psychowissen und Politik ausgeht. Als Scharnier- und Angelpunkt schlagen sie den konzeptionellen Rahmen der "Technologien des Selbst" vor, verstanden als die historisch spezifischen Diskurse und Praktiken, in denen das Individuum in vermeintlich privater Weise auf sich selbst einwirkt. Dass diese Formen des Selbstbezugs nicht losgelöst von politischen Technologien und Rationalitäten verstanden und analysiert werden können - diese Einsicht bildet den Ausgangspunkt der insgesamt neun Aufsätze. Anhand von Quellenmaterialien, die mehrheitlich aus dem deutschen Sprachraum stammen, gehen sie der Durchdringung von Politik und Psychowissen im Medium von (psychologischen) Selbstkonzepten nach."