Nachricht | Essen im Kulturvergleich

Das Saarland eine Genussregion? - Neujahrsempfang 2013

Quelle: Saarbrücker Zeitung vom 9. Januar 2013:
Linke: Soziale Spaltung spiegelt sich auch beim Essen wider
Sterne-Gastronomie liegt im Trend – zugleich müssen immer mehr Saarländer zur Tafel. Der Neujahrsempfang der linken Peter-Imandt-Gesellschaft zeigte Aspekte unserer Genusskultur.

Woher kommt die Lust der Saarländer am kulinarischen Genuss? Für SR-Moderator Jürgen Albers ist die Sache klar: Ein vormals im Berliner Nobelhotel Adlon beschäftigter Spitzenkoch habe sich in den 1950er Jahren in Spiesen-Elversberg niedergelassen und den Grundstein für die Entwicklung der saarländischen Spitzenküche gelegt. Daran erinnerte Albers bei einer Podiumsdiskussion der Peter-Imandt-Gesellschaft.
Bei der Veranstaltung der Linken-nahen Stiftung drehte sich alles ums Essen. Der stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft und Linken-Politiker Heinz Bierbaum sagte, Essen berühre „alle Dimensionen des gesellschaftlichen und politischen Lebens“. Damit spiegele sich jedoch auch die heutige „Polarisierung der Gesellschaft“ in der Esskultur wider, so der wirtschaftspolitische Sprecher der Landtagsfraktion der Linken. Auf der einen Seite gebe es immer mehr Bedürftige bei den Tafeln, auf der anderen Seite habe das Saarland eine sehr hohe Zahl an Sterneköchen.

In der Diskussion zeigte sich, dass ethische Betrachtungen die Esskultur immer stärker beeinflussen.
Während Lothar Schnitzler, der ehemalige kulturpolitische Sprecher der Linken-Landtagsfraktion, sagte: „Fleisch ist mein Gemüse“, fand die Veganerin Jennifer Sehn die Zustände, unter denen Tiere gehalten und geschlachtet werden, unerträglich. Für sie sei es keine Einschränkung, vegan zu leben.
Durch die Verwendung anderer Zutaten könne sie sich genauso vollwertig wie genussreich ernähren.
Der Herausgeber des Guide Orange, Holger Gettmann, sprach sich dafür aus, Lebensmittel bewusst zu konsumieren. Essen sei ein Bedürfnis, Genießen eine Kunst. Die von ihm unterstützte Initiative „Slow Food“ stellt das bewusste Genießen nachhaltig produzierter Lebensmittel in den Vordergrund. „Für meine Lammkeule bin ich bereit, bis in den Bliesgau zu fahren“, sagte Gettmann