Nachricht | Huffschmid u.a. (Hrsg.): Kontinent der Befreiung? Auf Spurensuche nach 1968 in Lateinamerika, Hamburg 2010

Stellt die Bedeutung der lateinamerikanischen Geschichte für die 1960er-Jahre heraus

Johanna Wolf, Research Academy, Universität Leipzig, rezensiert hier für H-Soz-u-Kultdas bereits 2010 erschienene Buch

Huffschmid, Anne; Rauchecker, Markus (Hrsg.): Kontinent der Befreiung? Auf Spurensuche nach 1968 in Lateinamerika. Berlin: Assoziation A 2010, 256 S.; EUR 16,00.

Wolf schreibt: "Mit dem Buch "Kontinent der Befreiung? Auf Spurensuche nach 1968 in Lateinamerika" wollen die Autor/innen eine solche kritische Blickrichtung auf das weitgehend unerforschte Terrain Lateinamerikas seit den 1960er-Jahren erreichen. Das westeuropäische Nicht-Wissen bzw. Mythologisieren bedeutender Ereignisse wird dabei zum Ausgangspunkt. Im Fokus steht die lateinamerikanische Geschichte von der Kubanischen Revolution 1959 bis zum Sturz der Allende-Regierung in Chile 1973 mit einem besonderen Augenmerk auf den sozialen Bewegungen."

Abschließend urteilt sie: "Trotz dieser eklatanten Schwächen lassen sich aus diesem Buch Fragen formulieren, welche die Bedeutung der lateinamerikanischen Geschichte für die 1960er-Jahre herausstellen - sowohl für Lateinamerika selbst, als auch im globalen Kontext. In der Forschung wird häufig nach dem transnationalen oder globalen Revolutionszusammenhang von 1968 gefragt.
Lateinamerika steht hier als Inspirationsquelle und Auslöser vieler Bewegungen. Die kubanische Revolution als "Idee" lässt sich als ein transnationales Element begreifen - indirekt, indem es Rückschlüsse auf viele spätere Bewegungen zulässt. Aber auch direkt wurde Havanna zum internationalen Ort des Austauschs. Die Frage nach der symbolischen Aufladung der Revolution und deren Führer durch westeuropäische Bewegungen wäre ein weiterer interessanter Forschungsansatz. Eine gesonderte Betrachtung könnte außerdem der Geschichte der Guerilla-Bewegungen geschenkt werden. Und wenn der Vergleich mit Westeuropa bemüht wird, ist eine ganz wesentliche Frage, wie das Ineinandergehen verschiedener sozialer Schichten funktionierte und weshalb hier die Revolte von unten gelang, auf die westliche Bewegungen so vehement und vergeblich hofften."