Nachricht | International / Transnational - Afrika What's Poetry?

Politische Fotografie in Südafrika

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Im Rahmen des Festivals „What’s poetry?“ kamen 40 Gäste in das neu eröffnete Museum Sophiatown (Johannesburg), um Cedric Nunns Vortrag zur Politischen Fotografie in Südafrika zu hören. Die Veranstaltung im Museum am 21.4. war von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Johannesburg im Rahmen ihres Programms zur Geschichtsarbeit im Südlichen Afrika unterstützt worden.

Cedric Nunn zählt zu den bekanntesten südafrikanischen Fotografen. Unter anderem arbeitete er für das in den 1950er Jahren gegründeten Drum-Magazin (http://www.sahistory.org.za/topic/drum-magazine). Drum machte sich einen Namen, da es das sich rasch verändernde urbane Leben der farbigen Südafrikaner abbildete. Zu den legendären Fotografen des Drum zählte Alf Kumalo, der mit seinen Bildern die Zeit der Apartheid, die Unterdrückung der farbigen Südafrikaner – Schwarze, Inder und Coloureds - durch das weiße Regime dokumentierte und damit zum internationalen Druck auf das Apartheidregime beitrug (http://mg.co.za/article/2012-10-22-legendary-photographer-alf-khumalo-dies).

Zunächst führte Nunn in die Geschichte der Fotografie in Südafrika ein. Die Anfänge waren geprägt durch Fotografen, die im Auftrag der großen Bergbauunternehmen wie De Beers die Minen und das Leben um diese herum dokumentierten. Daneben entwickelte sich die Fotografie als Instrument der Ethnographie. Dokumentiert wurden das Leben der afrikanischen Bevölkerung. Auch der Burenkrieg (1899-1902) wurde mit Hilfe der Fotografie dokumentiert.

Die große Zeit der politischen Fotografie in Südafrika begann mit den 1960er Jahren. Das Sharpville Massaker (1960), der Rivonia-Prozess (1963-64), der Soweto-Aufstand (1976), die Massendemonstrationen in den 1980er Jahren und die blutigen Kämpfe Anfang der 1990er Jahre in den Townships Südafrikas, zwischen Anhängern des ANC und Mitglieder von Inkatha (http://www.thebangbangclub.com/), machte mehrere Generationen von politischen Fotografen weltbekannt.

„Kein Zweifel,“ so Cedric Nunn, „wir hatten mit unseren Bildern einen Anteil am wachsenden internationalen Druck gegen das Apartheidregime. Doch wir waren angesichts der Fülle der zu dokumentierenden Ereignisse damals einfach zu beschäftigt, um viel über uns, unseren Beitrag die Apartheid zu besiegen, nachzudenken.“

In der abschließenden Diskussion mit dem Publikum kreisten die Fragen um die Arbeitsbedingungen von Fotojournalisten heute. Mit der massenhaften Digitalisierung, der Flut an Bildern und Texten, erlebt der Journalismus, so Nunn, eine radikale Demokratisierung. Nunn begrüßt diese, denn zusammen mit dem Internet werden die Monopolstrukturen im Journalismus aufgebrochen. Die großen Medienkonzerne werden mehr und mehr ihrer Kontrolle beraubt und das ist gut, so Nunn. Gleichzeitig erodiert aber die materielle Lebensgrundlage vieler Journalisten, da Bilder und Texte massenhaft und damit billig zur Verfügung stehen. Doch Nunn bleibt optimistisch und fordert von den jungen Journalisten sich auf diese neue Situation einzustellen.