Nachricht | Geschichte - Erinnerungspolitik / Antifaschismus - Deutsche / Europäische Geschichte - Nordafrika - Westeuropa Gedenken an Hrant Dink

Mehrere Veranstaltungen in Berlin erinnerten am 19. Januar an die Ermordung des türkisch-armenischen Journalisten.

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Autorin

Kadriye Karcı,

Am 19. Januar 2007 wurde Hrant Dink, Herausgeber der armenischen Zeitung AGOS, in İstanbul erschossen. Zuvor war er wegen «Beleidigung des Türkentums» vor Gericht gestellt worden und galt als Stimme des Widerstands gegen Unterdrückungsmechanismen in der türkischen Gesellschaft. Wie in der Türkei und in einigen anderen Städten Deutschlands gab es am 8. Jahrestag der Ermordung Hrant Dinks auch in Berlin mehrere Gedenkveranstaltungen.

Um 17 Uhr trafen sich die FreundInnen von Hrant Dink am Kottbusser Tor in Kreuzberg zu einer Kundgebung, bei der sie ihm im Stillen gedachten. In den kurzen Ansprachen wurden staatliche Stellen in der Türkei kritisiert, weil der Gerichtsprozess immer noch andauert und nicht alle Schuldigen vor Gericht gestellt worden sind. Es wurde betont, dass die Aufklärung des Mords an Hrant Dink gerade in diesem Jahr, in dem sich der Völkermord an den ArmenierInnen zum 100. Mal jährt, eine sehr große gesellschaftliche Bedeutung hat. Teilnehmende und PassantInnen wurden aufgerufen, gegen das Vergessen einzutreten und für eine Erinnerungskultur wachsam zu sein.

Am Abend fand eine Lesung und Gesprächsrunde mit Mıgırdiç Margosyan in Zusammenarbeit mit AKEBI in dem Maxim Gorki Theater statt. Der Schriftsteller und ehemalige Lehrer von Hrant Dink folgte einer Einladung der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Margosyan ist einer der Gründer des ARAS-Verlags, der u. a. armenische Bücher herausgibt. Er las aus seinem neusten Buch «Gebetskettenperlen», in dem er die Erinnerungen seiner Großmutter Saro aufgeschrieben hat. Seine Großmutter hatte bei einem der Todesmärsche von 1915 fünf ihrer sieben Kinder verloren.

Mıgırdiç Margosyan wird u.a. auch auf einer Gedenkveranstaltung am 25. Januar in Köln zu Gast sein: 1915–2015: Hrant Dink und die Erinnerungskultur

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Die Rosa-Luxemburg-Stiftung plant in diesem Jahr weitere Veranstaltungen zum Gedenken an den Genozid an den ArmenierInnen vor 100 Jahren.