Nur wenige Metropolen verändern sich gegenwärtig so rasant wie Istanbul. Bauprojekte führen zu einem gewaltigen Stadtumbau, ganze Stadtviertel verschwinden und werden neu aufgebaut; unliebsame Bewohner_innen werden vertrieben, kommerzielle Verwertungsinteressen treiben eine weitreichende Gentrifizierung voran. Doch die Besetzung des Gezi-Parks im Juni 2013 hat gezeigt, dass dies nicht mehr unwidersprochen hingenommen wird. Der Juni-Aufstand richtete sich dabei nicht nur gegen die Abholzung der Bäume im Gezi-Park, die Proteste gegen die autoritäre Enteignung des öffentlichen Raums, umfassten sehr schnell die vielfältigen Ebenen des sozialen und politischen Alltagslebens in der Türkei, sie sind zu einem Aufbruch gegen die neoliberal-islamistische AKP-Regierung herangewachsen. Eine neue Protestbewegung stellt sich der massiven Polizeigewalt mit ihrem vielstimmigen und phantasievollen Protest entgegen, neue Formen der Begegnung, der demokratischen Partizipation, der politischen und kulturellen Intervention werden aus der Praxis heraus erprobt und entwickelt. Die Versammlungen auf dem Platz sind zugleich Begegnungsstätte heterogener, bislang voneinander isolierter politischer Gruppen und Milieus, ihr Zusammentreffen beinhaltet das Potential einer sich neu konstituierenden, politischen und kulturellen Gegenbewegung zur autoritären AKP-Politik.
Wir wollen vor Ort einen Eindruck gewinnen, uns über die städtebauliche Entwicklung in Istanbul informieren, dabei nicht nur die Auswirkungen der seit Jahren betriebenen autoritären Verdrängung unliebsamer Bewohner_innen thematisieren, sondern gleichermaßen die vielfältige politische, soziale und kulturelle Opposition kennenlernen, die in Istanbul entstanden ist. Hierfür sprechen wir mit Vertreter_innen von Stadtteilinitiativen, Menschenrechtsaktivist_innen, Architekt_innen, Journalist_innen, Sozialwissenschaftler_innen und Aktivist_innen des Istanbuler Fußballclubs Beşiktaş.
Teilnahmegebühr 450 Euro. Informationen zum Programm und den Anmeldemöglichkeiten finden Sie hier
Für Rückfragen steht Ihnen Andreas Merkens zur Verfügung merkens@rls-hamburg.de
Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg.