Nachricht | GK Geschichte Leidinger: Potenziale politischen Zeltens – Alte und neue Camps als Aktionslaboratorien; 2012

Protest, Isomatte und Zelt waren im Jahr 2011 unzertrennlich. Das Mobilisierungsflugblatt zu den Blockupy-Protesten in Frankfurt am Main 2012 weist »Zelten« sogar als »Symbol des Protests« aus. Orientiert man sich an der Geschichtsvergessenheit von Medien, mitunter auch der »neuen« AktivistInnen, ist politisches Zelten eine Erfindung von »Occupy« oder der »Bewegung 15. Mai« in Spanien 2011. Die »Indignados« (»Empörte«) hätten sich das Prinzip der Platz-Besetzung in Innenstädten von den Aufständen und Revolutionen in Ländern Nordafrikas abgeschaut.

Eine Geschichte emanzipatorisch-politischen Zeltens muss noch geschrieben werden. Beispiele sind: das Berlin-Kreuzberger Camp der Flüchtlinge vom »Refugee Protest March« seit Oktober 2012, die Krisenproteste mit Zelt seit 2011, die Zeltstadt der Stuttgart21-GegnerInnen im Schlosspark seit 2010, das Klimacamp in Hamburg 2008, die globalisierungskritischen Protestcamps gegen den G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm, das »summercamp of resistance« der Bildungsproteste 2005 in Berlin, das Camp der »feministischen Widerstandstage« in Berlin 2004, das erste internationale antirassistische Camp der »no border networks« 2002 in Straßburg oder das erste antirassistische »Grenzcamp« der Kampagne »kein mensch ist illegal« bei Rothenburg an der Neiße 1998. Politisches Zelten ist auch älter als das zweite »internationale Camp für Lesben und andere Frauen« in der Nähe von Amsterdam 1990 oder die Hüttendörfer des Widerstands gegen das Atomkraftwerk und die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf 1985/86. Die längste Camptradition der BRD haben die oftmals vergessenen Frauenwiderstandscamps: Elf Jahre lang wurden im Hunsrück Zelte in feministisch-antimilitaristischer Absicht aufgestellt. An ihrem Beispiel lassen sich Potenziale und Strategien politischen Zeltens ausloten.

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Christiane Leidinger: Potenziale politischen Zeltens – Alte und neue Camps als Aktionslaboratorien. In: Luxemburg. Gesellschaftsanalyse und linke Praxis, H. 4, 2012, S. 110-117

Christiane Leidinger ist freiberufliche Politikwissenschaftlerin und u.a. aktiv im Gesprächskreis Geschichte der RLS.