Nachricht | Sozialökologischer Umbau Mischfruchtfelder im Bayerischen Pfaffenhofen/Ilm

Feldbegehung am 8. Juli 2013

Auf Einladung des Instituts für Energie- und Umwelttechnik nahmen RLS-Regionalmitarbeiter Patric Bies und die Vorsitzende des Vereins Bliesgau Genuss Doris Kratkey an einer Begehung von Mischfruchtfeldern im Bayerischen Pfaffenhofen/Ilm teil.

Der Blitzbesuch in Pfaffenhofen erfolgte im Nachgang des Kongresses über Mischfruchtanbau im März 2013 und der Feldbegehung auf dem Bioland-Hof Marcus Comtesse am 28. Juni 2013. Dazu stieß auch René Grun aus den Vereinigten Staaten. Grun versteht sich als Weltenbummler in Sachen Mischfrucht und erforscht die Historie des Getreideanbaus. Seine Rechercheergebnisse sollen 2014 auf dem amerikanischen Markt als Buch erscheinen.

Die hochkarätig zusammengesetzte Gruppe wurde vom Geschäftsführer des Kramerbräuhofs Markus Pscheidl begrüßt, der ausnahmsweise die Feldbegehung nicht selbst anführt sondern erstmalig diese Aufgabe an den technischen Leiter des in der Gegend um Ingolstadt größten Bioland-Betriebs Peter Hammer abgab. Der Kramerbräuhof bewirtschaftet seine Felder überwiegend in Form der Mischfrucht. Insgesamt etwa 200 Hektar. Mit privaten Fahrzeugen ging es zu drei Feldern, die Herrn Hammer besonders interessant schienen.

Feld 1
Erbsen/Senf
180 kg Erbsensaat und 10 kg Senfsaat.
Grüne Erbsen sind als Lebensmittel vorgesehen. Sollte der „Erbsenbohrer“, ein besonders gefährlicher Schädling, die Erbsen befallen, wäre nur der Absatz als Tierfutter, dann zu geringeren Preisen, garantiert.
Das besuchte Feld wurde vor der Aussaat gepflügt. Erbsen benötigen wenig Wasser. Vorfrucht Weizen.
Herr Hammer machte die Teilnehmer auf eine besonders effektive Art der Viehfuttergewinnung aufmerksam: „Dreifrucht-Systeme“ mit Erbse, Gerste und Hafer.
Ideal für Viehfutter, auch weil die Ernte nicht getrennt werden muss.

Feld 2
Linsen/Leindotter (als Frühjahrssaat)
40 kg Grüne Linsen und 5 Kilo Leindotter.
Leider mit sehr viel Kamille im Bestand, weil sehr wasserreiches Jahr.

Feld 3
Winter-Dinkel/Winter-Leindotter (3 Kilogramm)
Mehrmals standen in den Vorjahren Leindotter auf der Fläche. Trotz bekannter Eigenunverträglichkeit des Kreuzblütlers Leindotter wurde der Versuch unternommen, mögliche Auswirkungen auf die Erntemenge von Dinkel (mit ca. 12 Prozent Eiweiß) und Leindotter zu testen. Weniger überraschend, dass Leindotter nur noch vereinzelt zu sehen war, während beim Dinkel keinerlei Ernteverluste zu erwarten waren.

Im Anschluss besichtigte die Gruppe die hofeigene Ölmühle mit vorgeschalteter Schälanlage für Sonnenblumen. Diese wurde vor etwa 8 Jahren für etwa 150.000 Euro aus China importiert (europäische Modelle hätten das Dreifache gekostet), aufgebaut und immer wieder optimiert. Die ständig steigenden Qualitätsstandards im Bio-Lebensmittelbereich machten es nötig, neueste technische Komponenten, z.B. ein System, das den Einschluss von kleinen Steinen im Erntegut zu hundert Prozent ausschließen kann, hinzuzukaufen.

Der Kramerbräuhof beweist, dass Lebensmittelrohstoffe in hoher Qualität auch von mittelständigen Bio-Unternehmen hergestellt bzw. aufbereitet werden können und trotz ausländischer Konkurrenz und enormen Kostendruck wirtschaftlich arbeiten können, wenn sie alle Chancen für Innovationen (auf Feld oder in der Aufbereitung nutzen.