Nachricht | Steinke: Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht. München 2013

Von Volkmar Schöneburg rezensiert im ND vom 24.01.2014

Ronen Steinke: Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht. Piper, München 2013. 348 S., geb., 22,99 €.

Schöneburg schreibt: "Ohne ihn hätte es weder den Eichmann-Prozess in Jerusalem noch den Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main gegeben. Er war es, der 1952 im Remer-Verfahren deutsche Widerstandskämpfer vor der Verunglimpfung als Verräter schützte, gegen die Täter der NS-Euthanasiemorde ermitteln ließ und gegen 68 Richter Verfahren wegen NS-Verbrechen einleitete. Letzteres auf der Grundlage einer DDR-Dokumentation. Die Rede ist von Fritz Bauer (1903 - 1968), Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie, seit 1928 Richter, der einzige in Stuttgart mit SPD-Parteibuch.
Nach Verhaftung im März 1933 sowie acht Monaten KZ-Haft auf dem Heuberg nahe Stuttgart emigrierte Bauer 1936 nach Dänemark und arbeitete im Exil mit Willy Brandt zusammen. Bauer kehrte erst 1949 nach Deutschland zurück. Das Interesse der westdeutschen Nachkriegsjustiz an einem jüdischen und sozialistischen Reemigranten war nicht besonders groß. Kein Wunder: Denn dem größten geschichtsbekannten Verbrechen mit Millionen Opfern folgte das größte Wiedereingliederungswerk für Täter in der Geschichte (Giordano). Bauer selbst ging von drei Vierteln der Richter aus, die bereits im »Dritten Reich« gewirkt hatten, u. a. beteiligt an 32 000 aktenkundigen politischen Todesurteilen (die Dunkelziffer liegt bei über 50 000). Dies führte zu dem Phänomen, dass derjenige, der bei der Aufklärung von NS-Verbrechen bremste, eher auf eine Karriere hoffen konnte als jener, der aufklärte."

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