Nachricht | Geschichte - GK Geschichte Jakob Tanner: Der erste totale Krieg

Der Kriegsausbruch 1914 hatte etwas Zufälliges, schreibt der Züischer Historiker Jakob Tanner in der WoZ vom 20. März 2014 – doch der Zufall trifft eben den vorbereiteten Kopf. Gedanken über die «Leichen im Maschinenbetrieb» und die Schlüsse, die für heute zu ziehen wären.

1912 veröffentlichte der deutsche Schriftsteller Wilhelm R. Lamszus einen populären Roman mit dem Titel «Das Menschenschlachthaus». In diesen «Bildern vom kommenden Krieg», wie der Untertitel lautete, prophezeite Lamszus mit gespenstischen Worten das plötzliche Durchdrehen kapitalistischer Fabriken in «grosse Schwungmaschinen» einer Massendestruktion. «Es ist, als ob der Tod die Sense auf das alte Eisen geworfen hätte, als ob er nun ein Maschinist geworden wäre. Man ist vom Kleinbetrieb zum Grossbetrieb übergegangen. Einst wars ein Reitertod, ein ehrlicher Soldatentod. Jetzt ist es ein Maschinentod! Von Technikern, von Maschinisten werden wir vom Leben zum Tode befördert. Und wie man Knöpfe und Stecknadeln im Grossbetrieb erzeugt, erzeugt man nun die Krüppel und die Leichen im Maschinenbetrieb.»

Lamszus griff eine Vorstellung auf, die damals insbesondere in der Arbeiterbewegung weit verbreitet war. Statt eines klassischen Kabinettkriegs mit einem begrenzten Schlachtfeld wurde ein langer volkswirtschaftlicher Abnutzungskrieg befürchtet, begleitet von einer nie da gewesenen Gewalteskalation. Der Sozialist und Marx-Freund Friedrich Engels hatte bereits 1888 prognostiziert, in einem künftigen Krieg würden sich «acht bis zehn Millionen Soldaten untereinander abwürgen». 1893 erklärte August Bebel, damals der wichtigste Kopf der deutschen Sozialdemokratie, im Reichstag, wenn nach einem Kriegsausbruch «endlich auf den Schlachtfeldern die Massenschlächtereien stattfinden, dann, meine Herren, haben Sie etwas geschaffen, an dem möglicherweise Ihre ganze Gesellschaft mit einem Mal zu Grunde geht». Beide Voraussagen sollten sich akkurat bewahrheiten.

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