Nachricht | Deutsche / Europäische Geschichte - Geschlechterverhältnisse Für ein Europa ohne Kriege

Friedensbewegte Frauen standen im Mittelpunkt der «Rosa-Luxemburg-Bildungstage» in Berlin

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Von Suttner, Zetkin, Balabanoff – eine Reihe mutiger Frauen gehörte vor gut 100 Jahren zum Spektrum der Friedensbewegten, das für ein Europa ohne Kriege kämpfte. Was sich aus ihrem Leben und Wirken lernen lässt, welche Spuren sie für das Heute und für die Zukunft hinterlassen haben, diskutierten Anfang März die Teilnehmenden der Rosa-Luxemburg-Bildungstage in Berlin.

Im Salon der Stiftung sprachen am internationalen Frauentag (8. März) unter anderem Claudia von Gélieu zu Bertha von Suttner und deren pazifistischem Roman „Die Waffen nieder“ aus dem Jahr 1889. Annelies Laschitzas Thema waren Rosa Luxemburgs Warnungen vor einem Weltkrieg seit 1900, Ruth Deutschland zitierte aus den Briefen Käthe Dunckers der Jahre 1915 bis 1917 die berühmte Erkenntnis: «Wir könnten rasch Frieden haben, wenn wir unsere Regierung zum Teufel jagten. » Marga Voigt berichtete unter dem Titel „Erst wenn wir wieder Frieden haben…“über die Briefe Clara Zetkins nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs und Amedeo La Mattina aus Italien wartete mit biografischen Details zu Angelica Balabanoff auf.

Ungeachtet ihrer unterschiedlichen sozialen und politischen Hintergründe waren die Frauen mit ihrem Denken und Tun eng miteinander verbunden. Von Suttner beispielsweise kam aus einer österreichischen Adelsfamilie und prägte die Friedensbewegung  weit über ihre Zeit hinaus. Sie wurde zudem erste Friedensnobelpreisträgerin. Luxemburg, Zetkin und Duncker kamen aus der deutschen Sozialdemokratie und wendeten sich gegen den Ersten Weltkrieg und damit gegen die Mehrheit in ihrer Partei. Balabanoff, in Kiew geboren, wirkte in Italien, in der russischen Revolutionsbewegung und als Sekretärin der Kommunistischen Internationale.

Geplant und realisiert wurden die Bildungstage in Kooperation mit dem Förderverein der Clara-Zetkin-Gedenkstätte in Birkenwerder. Neben den Wortbeiträgen gab es auch Gesang von Solene Garnier, begleitet am Klavier von Maximilian Maintz. Der Titel ihres Programms: «Dort kämpfen wo das Leben ist». SchülerInnen der Klassen 9a und 9e der Wilhelm-von-Siemens-Oberschule in Berlin-Marzahn erfreuten das Publikum mit ihrer einstündigen szenischen Lesung «…da gibt‘s ein Wiedersehn!» Über Monate hatten sich die GymnasiastInnen unter Anleitung ihrer Lehrerinnen Siglinde Klaus und Martina Schultke mit dem Kriegstagebuch der damals zwölfjährigen Jo Mihaly aus der seinerzeit deutschen Provinz Posen auseinandergesetzt und nachvollzogen, wie im Jahr 1914 aus einem zunächst kriegsbegeisterten Kind eine glühende Pazifistin wurde. Sie probten nach dem Drehbuch der Theaterpädagogin Stefanie Kaluza und absolvierten zudem mehrere Workshops.

Regen Zuspruch fand auch die Bildungsexkursion am 9. März zum Thema «Rosa Luxemburgs Leben und Werk in Berlin», geführt von Claudia von Gélieu. Die Tour bietet die Stiftung jährlich seit der internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz im Januar 2009 an. Mehrere ausländische Gäste der Bildungstage waren zudem ReferentInnen beim parallel laufenden dreitägigen Workshop zum 100. Jahrestag der Veröffentlichung von Rosa Luxemburgs «Die Akkumulation des Kapitals» in der Stiftung. Abgerundet  wurden  die Bildungstage mit der Eröffnung der Ausstellung «Politik macht Frauen» in der 2. Etage des Bürogebäudes FMP1 am Franz-Mehring-Platz. Sie zeigt ausgewählte Quellen aus den Beständen des  Archivs Demokratischer Sozialismus.

Friedensaktivistinnen des 20. Jahrhunderts gewidmet ist auch die Veranstaltungsreihe «Die Waffen nieder!» des Kurt-Eisner-Vereins und des Regionalbüros München in Bayern. Mehr dazu gibt es hier  sowie in der Ausgabe 1-2014 des Stiftungsjournals RosaLux.