Nachricht | Deutsche / Europäische Geschichte - Krieg / Frieden - Europa Perspektiven der Friedenspolitik

Das «Peace Event» in Sarajevo lockt 2.500 BesucherInnen an / Stiftung organisierte mehrere eigene Programmpunkte

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Überwindung von Militarismus und die Suche nach friedlichen Konfliktlösungsstrategien - so formulierte die Friedensnobelpreisträgerin Mairead Maguire die Botschaft des «Peace Events» in Sarajevo Anfang Juni.

Rund 2.500 TeilnehmerInnen aus 32 Ländern waren dem Aufruf zahlreicher internationaler Organisationen gefolgt und nach Bosnien-Herzegowina gekommen. Vor dem Hintergrund des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren wurde in fast zweihundert Workshops, Konferenzen und einem Jugendcamp über Positionen, Praktiken und Perspektiven von Friedenspolitik diskutiert.

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat im Rahmen des Peace Events unter dem Titel „Frieden und linke Perspektiven“ ein eigenes Programm organisiert. In Zusammenarbeit des RLS Regionalbüros für Südost Europa in Belgrad mit dem Institut für Gesellschafsanalyse in Berlin sowie dem Transform!-Netzwerks und der Koalition „No to War – No to Nato“ wurden fünf Workshops zu historischen und aktuellen Themen durchgeführt. Die Studiobühne Kamerni teatar 55 am Eingang der Tito-Straße gegenüber der Ewigen Flamme für die antifaschistischen PartisanInnen – ein Wahrzeichen Sarajevos – war dafür der geeignete Ort.

Den Auftakt machten zwei geschichtspolitische Panels zu „Rosa Luxemburg und die Europäische Linke am Beginn des Ersten Weltkriegs“ und „100 Jahre Erster Weltkrieg – Die sozialistische Anti-Kriegsbewegung und die Idee der Balkanföderation“, an denen internationale ExpertInnen teilnahmen. Im ersten Panel wurde ein weiter Bogen von der historischen Rekonstruktion der Positionen der „Zimmerwalder Linken“ bis zur Aktualität des Werkes von Rosa Luxemburg zur „Akkumulation des Kapitals“ auch im heutigen Kontext gespannt. Anschließend riefen die ReferentInnen das heute weitgehend vergessene oder verdrängte politische Erbe der BalkansozialistInnen vor allem in Serbien, Bulgarien, Rumänien und Griechenland in Erinnerung. In diesen Ländern lehnten große Teile der sozialistischen Bewegung Kriegskredite und nationalistische Kriegsmobilisierung ab. Das Netzwerk der Balkan-SozialistInnen entwickelte stattdessen die Idee einer Balkanföderation.

Am Sonntag (8. Juni) folgten drei Panels zu aktuellen Themen. Den Auftakt machte eine Diskussion zu „Neuen Kriegen im Mittleren Osten“. Gäste aus Syrien und Ägypten machten deutlich, wie sich demokratische, säkulare und sozialistische Kräfte in der Region gegen Bürgerkrieg und Gewalt, internationale Intervention und Islamisierung positionieren. In der folgenden Diskussion unter dem Titel „Nato 2014: Sie spricht vom Frieden und führt Krieg“ entwickelten zahlreiche Gäste aus der internationale Friedensbewegung grundsätzliche Argumente gegen das westliche Militärbündnis und seinen globalen Machtanspruch. Zum Abschluss des Workshop-Programms fand eine Diskussion mit AktvistInnen aus sozialen Bewegungen aus Bosnien-Herzegowina statt. Thema waren die Sozialproteste vom vergangenen Februar und die Entwicklung der Plena als eine Form der direkten Demokratie. Es wurde deutlich, dass sich in Bosnien-Herzegowina zum ersten Mal seit Ende des Bürgerkriegs 1995 eine soziale Bewegung mit Ansatzpunkten für linke Politik entwickelt.

Zum 100. Jahrestag des Anschlags von Sarajevo auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand hat die Stiftung einen Beitrag von Zlatoje Martinov publiziert. Der Text «Gavrilo Princip – Held oder Terrorist?» über den Attentäter vom 28. Juni 1914 kann hier gelesen werden.