Nachricht | Geschichte - Deutsche / Europäische Geschichte «Historisches Lernen mit Stefan Heym»

Das in Zusammenarbeit mit einem Prenzlauer Gymnasium entwickelte Unterrichtsmaterial wurde jetzt präsentiert. Enthalten ist auch eine szenische Lesung.

Information

Lang ist die Liste, in der seit 2012 über Aktivitäten, Projekte, Publikationen, verschiedenste Veranstaltungs- und Bildungsformate der RLS zu Leben und Wirken Stefan Heyms berichtet wird. Als besonders nachhaltig erweist sich dabei ein Gemeinschaftsprojekt  von RLS, Bundestagsfraktion der Partei DIE LINKE und dem Schauspieler und Regisseur Franz Sodann – eine szenische Lesung mit dem Titel „Einer, der nie schwieg“. Verschiedentlich bearbeitet und in sehr unterschiedlichen Zusammenhängen ist sie seither ein Publikumsmagnet. Auch Schülerinnen und Schüler – die jüngste Zielgruppe unter unseren Bildungsadressat_innen – sind sowohl begeisterte Konsument_innen als auch sehr engagierte Mitakteur_innen.

Dass szenische Lesungen ein besonders beliebtes und bevorzugtes Bildungsformat bei Kooperationsprojekten der RLS mit dem Lernort „Schule“ sind, gehört zu den Grunderfahrungen im Arbeitsfeld „Zeitgeschichte/Biografisch-historisches Lernen“ und in der Tätigkeit des Gesprächskreises „Geschichte für die Zukunft“, unabhängig davon, ob es um Kriegstagebücher zum Ersten Weltkrieg von Schüler_innen, um das Leben und Wirken Rosa Luxemburgs, um Kinder- und Jugendschicksale und Widerstand während des Nationalsozialismus oder auch um Jahrhundertbiografien, wie die von Stefan Heym geht. Wollen wir junge Menschen für eine aktive, selbstbestimmte und kritische Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte interessieren und mobilisieren, ist Laienschauspiel zur Geschichte der Arbeiter_innenbewegung in enger Zusammenarbeit mit Theaterpädagog_innen und Lehrer_innen, die „Darstellendes Spiel“ unterrichten, ein „Muss“.

Wollen wir aber auch interdisziplinär und fächerübergreifend Lehrer_innen ansprechen, um gemeinsame Bildungsprojekte zwischen RLS und Lernort „Schule“ zu initiieren, sind insbesondere auch Deutsch, Geschichte und Politik gefragt: „Historisches Lernen mit Stefan Heym. Ein Unterrichtsmaterial von Schülern und Lehrern für Schüler und Lehrer“ ist das fertige Produkt, das Ende 2012 als Gemeinschaftsprojekt vom Büro der Geschäftsführung, vom GK „Geschichte für die Zukunft“ und vom“ Christa-und-Peter-Scherpf-Gymnasium“ in Prenzlau/Land Brandenburg auf den Weg gebracht wurde. Autor_innen sind Sarah Liefke, Margarete Müglich, Lina Schellin und Alexander Streblow, Abiturient_innen, die unter Anleitung ihres Lehrers, Studienrat Jörg Dittberner, das Unterrichtsmaterial verfasst haben. Konzeptionell diskutiert wurde das Projekt am 17. Juni 2013 im GK „Geschichte für die Zukunft“ am Beispiel von Stefan Heyms Roman „5 Tage im Juni“. Das fertige Produkt wurde am 7. Juli 2014 in einer Beratung des GK „Geschichte für die Zukunft“ präsentiert. Inge Heym, Witwe Stefan Heyms, war Ehrengast. Dank ihrer Unterstützung und ihres umfangreichen Netzwerkes gab es selbst in der Sommerpause zahlreiche Anfragen zum Projekt und den Arbeitsergebnissen. Schülerpraktikant_innen der RLS beschäftigen sich intensiv mit dem Material und freuten sich auf eine Einladung bei Inge Heym. Am 25.8. war es so weit – endlich die beeindruckende Bibliothek Stefan Heyms bewundern, vor dem noch beeindruckenderen Regal mit den gesammelten Werken von Stefan Heym stehen, Archivalien auf dem Dachboden der Heyms bewundern, mit Inge Heym über das Leben und Schaffen Stefan Heyms  zu sprechen und zu erfahren, wie aktuell auch und gerade seine historischen Arbeiten und Romane sind. Ein weiterer Höhepunkt war, dass Inge Heym uns in die Stefan-Heym-Bibliothek mit Stefan-Heym-Kabinett in Berlin-Treptow begleitete, wo neben allen seinen Werken, zahlreichen DVDs mit Interviews, Filmen, Lesungen mit und über Stefan Heym auch ein „überlebensgroßes begehbares Buch“ über Leben und Werk Stefan Heyms auf die Besucher_innen wartet. Für jede/n, die/der sich intensiv mit der Biografie Stefan Heyms beschäftigt, ist dieses Kabinett ein „Muss“.

Ein Exemplar des Unterrichtsmaterials „Historisches Lernen mit Stefan Heym“ wurde gestern der Bibliothek/dem Kabinett übergeben. Die Autor_innen und ihr Lehrer aus Prenzlau werden Inge Heym und die Bibliothek/das Kabinett im September besuchen.

Das Unterrichtsmaterial ist sowohl im Deutsch-, Geschichts- als auch im Kunst- und Politikunterricht einsetzbar. Exemplarisch für das umfangreiche Schaffen Stefan Heyms nehmen seine Romane „5 Tage im Juni“, „Schwarzenberg“ und „Lassalle“ zentrale Plätze im Unterrichtsmaterial ein. Aber auch seine Biografie und demzufolge sein „Nachruf“ sind Gegenstand. Eine interessante, abwechslungsreiche Methodik  - wie Arbeit mit Säulen, Zeitstrahl, originalen, zeitgenössischen Medien – soll heutigen Schüler_innen-Generationen den Zugang zur Persönlichkeit und zum Schaffen des im bundesdeutschen Mainstream todgeschwiegenen Stefan Heym erleichtern und neugierig machen auf einen ganz Großen der deutschen und internationalen Literatur. Umfangreich sind eingearbeitete Vorschläge für zu lösende Aufgabenstellungen in Form von Arbeitsblättern. Die Szenische Lesung „STEFAN HEYM `Einer, der nie schwieg`“, geeignet zur Aufführung mit drei, fünf, sechs und acht Personen, ist als CD Bestandteil des Unterrichtsmaterials. Vielleicht könnte ja auch eine Ausstellung „Leben und Werk Stefan Heyms“ im Laufe der nächsten Jahre ebenfalls ein Projekt mit und im Rahmen des GK „Geschichte für die Zukunft“ werden. „Historisches Lernen mit Stefan Heym“ sollte ebenso wie „Brecht macht Schule“ von Tino Eisbrenner zum Standardangebot der RLS für Kooperationsprojekte mit dem Lernort „Schule“ und den Zielgruppen „Schüler_innen“ und  ihren „Lehrer_innen“ werden.

Ansprechpartnerin:

Dr. Cornelia Domaschke
Referentin für Zeitgeschichte und historisch-biographisches Lernen
Tel.: (030) 44310-151
Email: domaschke@rosalux.de