In der Debatte um ein Verbot der Prostitution kommen Sexarbeiterinnen (und erst recht Sexarbeiter) kaum selbst zu Wort. Dabei fällt auf, dass auch viele Feministinnen ein Verbot befürworten. Melissa Gira Grant argumentiert dagegen, dass dies eine zutiefst sexistische Auffassung von Prostituierten sei, wie sie eigentlich eher konservativen alten Männern unterstellt werden könnte: als unterdrückte Opfer, die es zu befreien gilt. Die aus dieser Bevormundung folgende Forderung, Prostitution gehöre verboten, wird aber kaum jemals von den Sexarbeiter_innen selbst vertreten.
In «Hure spielen» stellt Melissa Gira Grant, Journalistin und ehemalige Sexarbeiterin, die Dinge vom Kopf auf die Füße und lässt die Akteure selbst zu Wort kommen. Dabei entlarvt sie die Position von Alice Schwarzer & Co. als paternalistischen Willen zur Kontrolle und plädiert für einen grundsätzlich neuen Blick auf die Sexindustrie. Sie berücksichtigt auch männliche und transsexuelle Sexarbeit.
Mithu M. Sanyal, die bekannte feministische Kulturwissenschaftlerin, hat für die deutsche Ausgabe ein Vorwort geschrieben, in dem sie Grants Positionen in die deutsche und europäische Debatte einordnet.
Die Termine:
- 17.10. Berlin (Video- und Audiodokumentation)
- 18.10. Hamburg
- 20.10. Köln
- 21.10. Bonn
Die Gäste:
- Melissa Gira Grant ist freie Journalistin und ehemalige Sexarbeiterin. Sie schreibt über Sex, Politik und Technologie und veröffentlicht regelmäßig in The Nation, The Atlantic, Wired, The Guardian u.v.a. 2010 gründete sie den Verlag Glass Houses Press.
- Liad Kantorowicz (Moderation in Berlin) ist Performance-Künstlerin, Aktivistin und ehemalige Sexarbeiterin aus Israel/Palästina, Mitbegründerin der ersten Queer-Comunity im Nahen Osten, lebt zur Zeit in Berlin und ist Initiatorin des «Peer-Projekts» von Hydra Berlin.
- Mithu M. Sanyal (Moderation in Hamburg) arbeitet als Kulturwissenschaftlerin, Journalistin und Autorin mit Schwerpunkt auf Popkultur, Postkolonialismus und Feminismus. Ihr Buch Vulva erschien 2009.
Die Debatte:
- Schluss mit dem Stigma
Katharina Pühl, Koray Yilmaz-Günay: Sexarbeit und Emanzipation. Erschienen in ROSALUX, Journal der Rosa-Luxemburg-Stiftung Ausgabe 2/2014 S. 8-9 - Debatte: Sexarbeit_Prostitution
Thema im RLS-Blog antifra* - Liberal zu sein reicht nicht aus
Eine progressive Prostitutionspolitik muss das «Hurenstigma» ebenso bekämpfen wie die Kriminalisierung von Sexarbeit. Standpunkte 7/2014 von P.G. Macioti. - Sexarbeit ist Arbeit
Stefanie Klee in der Ausgabe 2/2014 der Zeitschrift LuXemburg. - «Sexarbeiterinnen Opfer zu nennen, ist doch keine Hilfe»
Spiegel Online vom 3.10.2014 - Retten? Nein, danke
Neues Deutschland, 7.10.2014 - «Ihre Haltung zu Arbeit ist elitär»
die tageszeitung, 7.10.2014 - «Sexarbeiterinnen wollen nicht gerettet werden»
Die Wochenzeitung, 9.10.2014 - Buchtipp: «Hure spielen. Die Arbeit der Sexarbeit?»
Gert Scobels persönliche Empfehlung, 3sat, 16.10.2014
Das Buch:
Melissa Gira Grant
Hure spielen
Die Arbeit der Sexarbeit
Aus dem Englischen von Georg Felix Harsch
Mit einem Vorwort von Mithu M.Sanyal
Deutsche Erstausgabe
Edition Nautilus
Broschur, 192 Seiten
€ (D) 14,90
ISBN 978-3-89401-799-6
Erschienen August 2014