Anfangs der 1980er Jahre kommen im Rowohlt Verlag mehrere Sachcomics auf den Markt. Der Band „Marx für Anfänger“ des mexikanischen Zeichners Rius erreicht eine heute unvorstellbare sechsstellige Auflage. Andere Bände heißen „Mao“ oder „Lenin für Anfänger“. David Smith und Phil Evans publizieren „Das Kapital für Anfänger“.
Nun hat ein junger Zeichner wieder einen historischen Sachcomic vorgelegt, der – an die Zukunft denken – ein ideales Weihnachtsgeschenk für die politischen interessierten Kinder oder Enkel darstellt. Ansgar Lorenz zeichnet und erzählt die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung und will damit junge Leser mit den Kämpfen der arbeitenden Menschen bekanntmachen. Er ordnet den Stoff chronologisch, jede Seite behandelt ein Thema. Das Buch geht vor allem näher auf die Personen, Themen und Organisation der klassischen Arbeiterbewegung rund um die SPD und die Gewerkschaften ein. Das Buch kann allein aus Platzgründen nur einen ersten Einblick geben, Konflikte innerhalb der Arbeiterbewegung nur andeuten: Zwischen den Hirsch-Dunckerschen Gewerkschaften und der Teilung Deutschlands liegen gerade ein Dutzend Seiten, ein weiteres Dutzend später wird schon der Richtungsstreit rund um Otto Brenner, den damaligen Vorsitzenden der IG Metall referiert.
Der „anderen Arbeiterbewegung“ mit ihren wilden Streiks und Besetzungen gibt Lorenz ausreichend Raum, ohne sie zum eigentlichen Gegenstand seines Buches zu erklären. Dass seine Sympathie eher bei denen liegt, die sich nicht vorrangig sozialpartnerschaftlich verstehen, wird aber deutlich.
Der Band hätte sehr gewonnen, wenn er den Lesern und Leserinnen am Schluss noch ein Dutzend einführende Bücher zum Thema an die Hand geben würde.
Ansgar Lorenz: Kleine Geschichte der Arbeiterbewegung. In Deutschland, von 1848 bis heute; 89 Seiten DIN A 4, 12,90 EUR; Fink Verlag, Paderborn 2009