Nachricht | Westeuropa - Afrika Europa in der Krise

Wie denkt der Süden über die Griechenlandkrise?

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Sabine Zimmermann und Prof. Edward Webster, Chris Hani Institute (Foto: RLS)

 

Sabine Zimmermann, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Partei DIE LINKE im Deutschen Bundestag, diskutierte mit einem Vertreter von Syriza und südafrikanischen GewerkschafterInnen und Linken in zwei Veranstaltungen auf Einladung der Rosa Luxemburg Stiftung Johannesburg (www.rosalux.co.za) die Krise in Griechenland und Europa.

Über 100 Gäste kamen zu den Diskussionsrunden in Johannesburg im Gewerkschaftshaus von COSATU am 22.6. und in Kapstadt beim Alternativen Informationszentrum AIDC (www.aidc.org.za). Im Zentrum der lebhaften Diskussionen stand die Lage der Menschen in Griechenland und der drohende Austritt des Landes aus dem Euro.

Sortiris Martalis von der Partei Syriza schilderte die schwierige Situation der Griechen und machte die harte Haltung der Europäer in Brüssel für die Lage des eigenen Landes verantwortlich. Martalis plädierte für einen Schuldenschnitt und ein Wiederaufbauprogramm für Griechenland, das sich seit mehreren Jahren in einer Rezession befindet. „Europa müsse endlich die dramatische Lage in seinem Land begreifen“, so Martalis. Auf die Frage, ob Russland dem Land zu Hilfe kommen könnte, meinte Martalis, dass Syriza nicht auf die russische Karte setze, sondern weiter Hilfe aus Brüssel und den EU-Mitgliedsländern erwarte.

Sabine Zimmermann kritisierte die Haltung der deutschen Bundesregierung. Die Politik von Angela Merkel sei verfehlt, da sie die Krise in Griechenland und in anderen südeuropäischen Ländern verschärft habe. „Wie kann die Europäische Union tatenlos zuschauen, wenn, wie in Griechenland, Millionen von Menschen in die Armut fallen“, so Frau Zimmermann. Die Partei DIE LINKE habe versucht, die schwierige soziale Situation in Griechenland in Deutschland darzustellen . DIE LINKE habe sich für mehr Solidarität in Europa stark gemacht, doch die Medien in Deutschland, allen voran die Boulevardpresse, habe erfolgreich gegen die Griechen Stimmung gemacht, so dass viele Menschen in Deutschland nicht länger mit Griechenland solidarisch sein wollen.

Enttäuscht zeigte sich die Abgeordnete der Partei DIE LINKE auch von den deutschen Sozialdemokraten. Ihr Wirtschaftsminister, Sigmar Gabriel, habe leider nicht auf ein Entgegenkommen gegenüber Griechenland in der Bundesregierung gedrungen. Vielmehr habe er in den vergangenen Tagen mit seinen Äußerungen zu einer Verhärtung der Lage beigetragen.

Die TeilnehmerInnen der beiden Diskussionsveranstaltungen waren vor allem an der Lage der Menschen in Griechenland, der Frage nach einem möglichen Ende des Euro, wie wir ihn bislang kennen und an der weiteren Entwicklung in Europa interessiert. Insbesondere die Wahl in Spanien und ein möglicher Wahlsieg von Podemos stieß bei den anwesenden GewerkschafterInnen, WissenschaftlerInnen und AktivistInnen auf Interesse. Aber auch grundsätzlichere Fragen nach der Zukunft der gemeinsamen Währung, möglichen Geburtsfehlern des EURO, stellte das Publikum in Johannesburg und Kapstadt.

Beide, Sabine Zimmermann und Sortiris Martalis, erhoffen sich bei einem Wahlsieg der Linken in Spanien, immerhin die viertgrößte Volkswirtschaft im Euroraum, Rückenwind für eine andere, soziale Politik in Europa, ein Ende der falschen Austeritätspolitik. Zunächst aber, müsse alles getan werden, um die Lage in Griechenland und in Europa zu entschärfen, denn darin waren sich beide Diskutanten einig: die Europäische Union ist zu wichtig, als dass man sie leichtsinning aufs Spiel setzen dürfe.