Nachricht | Erinnerungspolitik / Antifaschismus - GK Geschichte Cardoen/Schneider (Hrsg.): Antifaschistischer Widerstand in Europa 1922 – 1945, Köln 2015

Reich bebilderter Katalog zu Ausstellung erschienen

Es waren nicht nur die Armeen der Anti-Hitler-Koalition, die ihren Beitrag zur Befreiung Europas vom Faschismus geleistet haben. Dazu gehörten auch die antifaschistisch en Kräfte und Widerstandsbewegungen in den verschiedenen Ländern Europas. Der Papy-Rossa-Verlag in Köln hat zusammen mit einem belgischen Verleger und der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) im Sommer 2015 einen Bildband vorgelegt, der einen europäischen Blick auf diese Widerstandsbewegung wirft. Er entstand im Zusammenhang mit einer Ausstellung, die das „Institut des Vétérans“ und die FIR im Sommer 2013 zum ersten Mal im Europäischen Parlament präsentieren konnten.
Auf über 300 Seiten berichtet der Band über zentrale Ereignisse, wie die Ermordung des italienischen Abgeordneten Giacomo Matteotti 10. Juni 1924, eine Initialzündung für den italienischen antifaschistischen Protest, den Aufruf vom 18. Juni 1940 von General de Gaulle, der den Beginn der Résistance in Frankreich markierte, das Widerstandsnetz „Comet“ in Belgien oder die Operation „Walküre“ in Deutschland.
In kurzen mehrsprachigen Texten, aber insbesondere durch ausdrucksstarke Bilder berichtet der Band vom heroischen Widerstand italienischer Partisanen gegen Mussolini, von den rumänischen Kämpfern in den Reihen der Internationalen Brigaden gegen die Franco-Truppen, vom Widerstand und den Orten des Kampfes wie Guernica und Stalingrad, vom Aufstand im Warschauer Ghettos und über die jungen Idealisten der Edelweiß-Piraten, von Sophie Scholl bis zu Zoia Kosmodemiamskaja, der jungen sowjetischen Partisanin, die gerade einmal 18 Jahre alt ihren Henkern entgegenschleuderte: "Wir sind 170 Millionen und ihr werdet uns nie alle hängen können."
An einer Vielzahl von außergewöhnlichen und wenig bekannten Bildern zeigt das Buch nicht nur den unterschiedlichen Charakter des Widerstandes in den jeweiligen Ländern, dessen Aktionsformen,
gesellschaftlichen Träger und Netzwerke, sondern auch die Ideologien und Motivationen, die alle diese "Schattenkämpfer" bewegten. Das Buch ist eine Hommage an den Mut von Frauen und Männern, politisch organisierten und Einzelkämpfern, die gegen die faschistische Barbarei gekämpft haben.
Gemeinsam mit diese Helden – ob sie bekannt wurden oder im Dunklen blieben – erhoben sich Millionen von Menschen über ideologische Barrieren hinweg gegen die Negation der Menschenwürde und das erzwungene Schweigen des humanen Denkens.

Bernd Kant

Jean Cardoen / Ulrich Schneider, Antifaschistischer Widerstand in Europa 1922 – 1945, Mit einem Vorwort von Manolis Glezos, Paperback, 24 x 24 cm, 335 Seiten, durchgehend mit s/w-Fotografien, PapyRossa-Verlag Köln 2015, EUR 29,90 [D] / 30,90 [A], ISBN 978-3-89438-589-7