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Geschichtsarbeit in der Rosa-Luxemburg-Stiftung – ein Blick zurück – nach vorne (von Bernd Hüttner/Detlef Nakath)

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Es gehörte zur Grundposition der Partei des Demokratischen Sozialismus, sich intensiv und kritisch mit der Geschichte der Vorgängerpartei und selbstverständlich auch mit der Geschichte des Kommunismus und Linkssozialismus zu beschäftigen. Das vom Potsdamer Historiker Michael Schumann auf dem Außerordentlichen Parteitag der SED/PDS in Berlin im Dezember 1989 vorgetragene Referat mit dem Titel „Zur Krise in der Gesellschaft und zu ihren Ursachen, zur Verantwortung der SED“, das in seiner ersten gedruckten Fassung in der Zeitung „Neues Deutschland“ den Titel „Wir brechen unwiderruflich mit dem Stalinismus als System!“ erhielt, ist später häufig als „antistalinistischer Gründungskonsens“ bezeichnet worden.

Schumann hatte in dieser Rede am 16. Dezember 1989 in Anlehnung an ein Honecker-Zitat vom Dezember 1988 das politische System als „Stalinismus in den Farben der DDR“ bezeichnet. Er forderte zugleich „die Rehabilitierung aller, die Opfer stalinistischer Verfolgung geworden sind“ sowie die Aufklärung von Einzelschicksalen und setzte sich dafür ein, „dass den Opfern stalinistischer Verbrechen ein bleibendes Gedenken in unserer Gesellschaft bewahrt bleibt“. Schumann schloss mit der Forderung: „Die in die Zukunft weisenden Konsequenzen, das heißt die Beseitigung von Strukturen, die solche Deformationen ermöglichten, müssen ihren Niederschlag finden im neuen Programm, im neuen Statut, in einem neuen, kritischen Umgang mit unserer eigenen Geschichte, der frei ist von Apologetik, Schönfärberei, einem Umgang, der nichts aus dieser Geschichte ausspart. Und all dies muss sichern die Trennung von Partei und Staat, die Wählbarkeit von unten nach oben, die Anerkennung unterschiedlicher Meinungen, auch innerhalb der Partei, und ihre Reflektion in den Medien und viele andere demokratische Sicherungen mehr.“ Schumann betrachtete sein Parteitagsreferat lediglich als einen „weiteren Schritt der Abkehr vom Stalinismus und als Unterstützung für den weiteren Prozess seiner konsequenten Überwindung“.

Für die Beschäftigung mit der Geschichte des DDR und der SED im Umfeld der PDS und auch später der LINKEN hatte dieses Referat jedoch erstrangige Bedeutung. Das galt vor allem für HistorikerInnen und an der Geschichte der eigenen Partei interessierte Personen, für JournalistInnen, die sich mit den Folgen der stalinistischen Strukturen in der DDR beschäftigten, und natürlich für die politische Bildungsarbeit.

Der komplette Artikel, der einen Überblick über die historische Bildungsarbeit der RLS der letzten Jahre gibt, ist als PDF online. Es handelt sich um die überarbeitete und erweitere Fassung des Beitrages von Detlef Nakath in: Dagmar Enkelmann/Florian Weis (Hrsg.): »Ich lebe am fröhlichsten im Sturm« (Rosa Luxemburg). 25 Jahre Rosa-Luxemburg-Stiftung: Gesellschaftsanalyse und politische Bildung, Hamburg 2015, S. 42-50.