Nachricht | Rosa-Luxemburg-Stiftung Zum Tod von Elisabeth Gauthier

Ein Nachruf im Namen der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Information

Autorin

Dagmar Enkelmann,

 

Wir haben die schmerzliche Nachricht erhalten, dass Elisabeth Gauthier gestern gestorben ist. Wir möchten unser tiefes Mitgefühl aussprechen. Dies ist ein großer, ein sehr großer Verlust für uns alle. Elisabeth Gauthier bleibt für uns eine wunderbare, engagierte und streitbare Frau und Genossin, eine Kämpferin, eine wirkliche Europäerin.

Sie war Gründerin und Direktorin von Espaces Marx, Frankreich. Sie gehört zu den GründerInnen des Europäischen Netzwerkes Transform, zu den Wegbereitern der Europäischen Linkspartei, sie war eine beharrliche Aktivistin, die immer wieder europäische und internationale Projekte und Vernetzungen vorantrieb. Sie prägte maßgeblich die Entwicklung von Transform. Elisabeth stand für verbindende Praxen und für die Herausbildung europäischer Projekte. Sie setzte sich für die Bildung von Arbeitsgruppen und die europäische Vernetzung linker AkademikerInnen ein. Auf diesen und sehr vielen anderen Feldern hat sie Pionierarbeit geleistet.

Sie gehört für uns zu jenen, die nicht erst nach dem Scheitern des Sozialismus die Notwendigkeit der Selbstveränderung kommunistischer Parteien forderten: Reform der Strukturen, die Öffnung gegenüber aktuellen Fragen und vor allem gegenüber den sozialen Bewegungen. Und sie stritt dafür auch als Mitglied des Zentralkomitees der PCF.

Ihre Begeisterung über die ersten Weltsozialforen und den neuen offenen Raum einer pluralen Linken, eines Raums des Nachdenkens über gesellschaftliche Alternativen, gab ihr die Kraft, ein solches Projekt auch für Linke in Europa zu befördern. Sie arbeitete deshalb intensiv mit an der Entstehung und Organisierung der Sozialforen und unermüdlich an jenem in Paris 2003. 2005 organisierte sie zusammen mit sozialen Bewegungen in Frankreich den erfolgreichen Kampf gegen den europäischen Verfassungsvertrag. Die Erfahrungen der Zusammenarbeit mit den zahlreichen Komitees zur Offenlegung und Diskussion des Entwurfs der EU-Verfassung prägten ihre Arbeitsweise – die ständige Suche nach offenen, konstruktiven und solidarischen Räumen. 

Elisabeth sah die Entwicklungen der extremen Rechten in Frankreich und Europa. Sie setzte sich offensiv in sehr vielen Schriften, Reden und Initiativen mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit – auch unter Linken – auseinander.

Wir wissen, dass sie sich auch dort, wo sie wohnte, ständig engagierte. Das Krankenhaus in dem sie war, ist – auch dank ihrer Kämpfe vor Ort – bis heute ein städtisches Krankenhaus, zugänglich für alle.

Die vertrauensvolle Zusammenarbeit von Rosa-Luxemburg-Stiftung und Transform, die Entwicklung von gemeinsamen Projekten war ihr wichtig. Darüber sprach sie im November 2015 vor dem RLS-Vorstand. Wir werden auch in ihrem Geist diese Zusammenarbeit verbreitern und vertiefen. Sie wird uns fehlen in dem Engagement für ein solidarisches und friedliches Europa.