Nachricht | Afrika Unser Meer, unser Fisch, unsere Piroge

Ein Film über die Fischerei im Senegal

Information

Mehr als 150 Gäste kamen am 21. März in die Rosa Luxemburg Stiftung in Dakar, um den Dokumentarfilm „Unser Meer, unser Fisch, unsere Piroge“ und das daran anschließende Theaterstück im Garten der Stiftung zu sehen.

Der Film von Bastien Defives und Kaddu Yaraax (http://kadduyaraax.jimdo.com/), eine senegalesische Theatergruppe, erzählt vom Leben der Fischer und ihrer Familien, vor allem von den Veränderungen, welche die Fischerei im Senegal in den letzten Jahren erfahren hat.

Die Fischerei, die etwa 100.000 Menschen im Land direkt Arbeit verschafft, ist zu einem überwiegenden Teil (ca. 90 Prozent) sog. Kleinfischerei, also nicht industrielle Fischerei. Die Fischerei erbringt mit ihren Exporten einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung des Staatshaushaltes.

Immer öfter kommen die Fischer aber mit zu wenig Fisch vom Meer zurück. Vielen Fischern und ihren Familien drohen die Lebensgrundlagen zu verlieren. Hauptursache ist die Überfischung, welche durch die Exportförderung des Staates angeheizt wird. Senegal hat im Rahmen des Lomé Abkommens mit der Europäischen Union zollfreien Zugang zum europäischen Markt. Die Exporte in die EU werden zudem vom senegalesischen Staat finanziell gefördert.

Die Überfischung wird aber nicht nur verursacht durch die lokalen Fischer, die mit immer größeren Booten, mit stärkeren Motoren und größeren Netzen aufs Meer hinaus fahren, wie Gaucher Ba, Fischer und Pirogenbauer, im Film erklärt, um eine immer größere Bevölkerung zu ernähren, sondern auch von den ausländischen Fangflotten, welche vor der Küste des Landes nicht selten illegal operieren.

Im Film sind es vor allem diese ausländischen Schiffe, welche von den einheimischen Fischern für den Rückgang an Fisch verantwortlich gemacht werden. Auch wird die senegalesische Regierung, insbesondere der zuständige Minister Haidar el Ali, beschuldigt untätig zu sein, nicht gegen die ausländischen Trawler vorzugehen.

Der Minister selber sieht auch in den ausländischen Fangflotten das Hauptproblem. Ihn stört das Abkommen der EU mit dem nördlichen Nachbarn Mauretanien, das nach seiner Ansicht die Überfischung in der Region fördert. Auch ein ukrainisches Schiff, das immer wieder unser Seegebiet verletzt, ist dem Minister ein Dorn im Auge.

Haidar klagt aber auch darüber, dass die senegalesische Marine mit ihren zwei Fregatten weitgehend hilflos ist, und dass Senegal angesichts fehlender eigener Luftaufklärung ohne die Hilfe der französischen Luftstreitkräfte überhaupt nicht in der Lage wäre, Vergehen auf hoher See gegen Fischereiabkommen zu überwachen. Aber auch die hausgemachten Verstöße vergisst der Minister nicht, wenn er den lokalen Fischern vorwirft, auch junge Fische mit zu engen Netzen zu fangen, und damit zur Überfischung beizutragen.

Der Film erzählt denn auch im Kern von den schwierigen Auseinandersetzungen zwischen den Fischern und dem Staat über ein neues Fischereiabkommen. Viele Fischer fürchten durch neue staatliche Regelungen, wie der Einführung und Überwachung von genormten netzen, die eigentlich dem Schutz des Fisches und damit der langfristigen Sicherung der Fischerei dienen sollen, weiter an Einkommen zu verlieren und stemmen sich deshalb gegen neue Vereinbarungen, die den Fischfang beschränken wollen.

Weiterführende Links zum Thema:

http://www.theguardian.com/global-development/2014/feb/26/senegal-fisheries-minister-foreign-factory-ships

http://www.aprapam.org/senegal/peche-artisanale/page/4 

http://www.crisla.org/spip.php?article259