Nachricht | Sozialökologischer Umbau - Afrika - Gesellschaftliche Alternativen - Westafrika - Klimagerechtigkeit «Auf der lokalen Ebene wissen viele Menschen schlicht nicht, was vor sich geht.»

Interview mit Anthony Lyamunda, Direktor von CESOPE, zum geplanten Uranabbau in Tansania

Anthony Lyamunda ist Direktor von CESOPE.  2009 gegründet, engagiert sich CESOPE mit betroffenen Gemeinden gegen den geplanten Uranabbau in Zentraltansania und zielt auf die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen und Einforderung von Transparenz und Partizipation

Bitte gib uns ein kurzes Update zu den Aktivitäten des Uranabbaus in Tansania.

Für den Moment scheint die Exploration des Uranabbaus in Tansania vorbei. Aber an eine Firma im potenziellen Abbaugebiet des Mkuju-River, im südlichen Tansania, wurde von der Regierung eine Abbaulizenz vergeben. Daher ist ein möglicher Beginn des Uranabbaus in zwei bis drei Jahren möglich. In Bahi, in Zentraltansania, finden zurzeit keine Explorationsaktivitäten statt, da diese 2013 beendet wurden. Abbaugenehmigungen sind hier noch nicht erteilt worden.

Die Regierung, mit Unterstützung der Weltbank bei der Erstellung einer Umweltverträglichkeitsstudie, forciert den Bau des Farkwa-Staudamms in Bahi. CESOPE kritisiert den Bau vehement. Warum?

Dieser Staudamm soll Teile des Flusses Bubu stauen. Der Fluss ist jedoch die einzige Wasserversorgung für das Bahi-Sumpfland, ein wichtiger Ort für landwirtschaftliche Aktivitäten. Der Staudamm wird somit große Auswirkungen auf das Leben der lokalen Gemeinschaften haben, denn durch die Stauung würde nicht mehr genügend Wasser zur Verfügung stehen. Für Gemeinschaften, die flussabwärts leben, werden sowohl Landwirtschaft als auch Fischfang nicht mehr möglich sein.

Daneben ergeben sich weitere Fragen: Warum kommt das Projekt zu dem Zeitpunkt, an dem die Uranexploration abgeschlossen ist und sowohl die Regierung als auch die Firma betonen, dass die Uranvorkommen grundsätzlich profitabel anzusehen sind. Wir wissen, dass Bergbauaktivitäten sehr viel Wasser verbrauchen. In Anbetracht der klimatischen und geographischen Situation, dass das Gebiet in Bahi sehr trocken ist, könnte gegebenfalls nur der Farkwa-Damm entsprechende Wasserreserven bereitstellen. Voraussichtlich soll mit dem Bau des Farkwa-Damms im Juni dieses Jahres begonnen werden.

Die Umweltverträglichkeitsstudie wurde mit Unterstützung der Weltbank durchgeführt. Wir haben versucht an die Studie zu kommen, aber ohne Erfolg. Ohne Blick in das Dokument können wir dazu aber keine Stellung beziehen.

Während seines Wahlkampfes hat der jetzige Präsident Magufuli die Bedeutung des Uranabbaus mehrfach wiederholt. Hat er Maßnahmen in die Richtung während seiner ersten sechs Monate seiner Präsidentschaft unternommen?

Bisher ist er öffentlich mit Äußerungen hierzu nicht in Erscheinung getreten. Soweit ich weiß, sollen verschiedene Verträgen mit Bergbauunternehmen, nicht nur im Bereich Uran, überprüft werden, sicherlich um Klauseln über Verteilung der erwarteten Einkünfte zu überprüfen. Aber genauere Aussagen oder Ergebnisse sind uns bisher nicht bekannt.

Welche Interventionsmöglichkeiten auf lokaler und nationaler Ebene sind für Organisationen wie CESOPE überhaupt möglich?

Auf der lokalen Ebene – und spreche jetzt für die Region Bahi – wissen viele Menschen schlicht nicht, was vor sich geht. Hier müssen wir aufklären und informieren. Daneben haben wir in den vergangenen Jahren viele größere Konferenzen organisiert, um PolitikerInnen zu erreichen sowie WissenschaftlerInnen und AktivistInnen einzuladen.

Jetzt fokussieren wir nicht mehr nur auf Uran, sondern greifen weitergehende Punkte auf, wie den angesprochenen Farkwa-Damm. Dazu nutzen wir zwei Formen von Strategien: Einerseits versuchen wir Parlamentsabgeordnete für unsere Sache zu gewinnen, andererseits – und das würden wir forcieren, wenn wir das Thema nicht im Parlament platzieren können -, müssen die Communities organisiert werden und möglicherweise vor Gericht zu ziehen, um Beteiligungsrechte zu sichern.

Daneben versuchen wir in Netzwerken zu agieren, als Mitglied von Publish What You Pay, der Tanzania Human Rights Defenders oder der National Coalition on Uranium Mining, oder in der Begleitung des EITI-Prozesses.

Eine Hoffnung, auf die wir zumindest aktuell setzen, - zumindest um den Abbau zu verzögern – ist der niedrige Weltmarktpreis für Uran. Für Unternehmen wäre es zurzeit nicht profitabel mit dem Abbau zu beginnen.

Was ist die Position von CESOPE gegenüber Extraktivismus im Allgemeinen?

Mit unserem Fokus auf Uranabbau wollen wir diesen Rohstoff in die Extraktivismusdebatte in Tansania einführen, schließlich hat das Land keine Erfahrung mit Uran. Wir bewerten Extraktivismus vor allem aus einer Umweltperspektive. Wann immer Bergbauaktivitäten negative Umweltauswirkungen und -katastrophen verursachen, können wir diese Aktivitäten nicht gutheißen. Daneben erwarten wir, dass Firmen der nationalen Gesetzgebung folgen und entsprechende vorgeschriebene Prozeduren wie Umweltverträglichkeitsstudien durchgeführt werden und diese aber auch in den Entscheidungsprozessen berücksichtigt werden, auf jeden Fall aber immer die ausreichende Beteiligung der Bevölkerung gesichert sein muss.

Wir bedanken uns bei dem uranium-network und der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg für die Zusammenarbeit und die Organisation der Rundreise.

Weitere Informationen:

Ohne Rücksicht auf Verluste. Uranabbau in Tansania: Das neoliberale Entwicklungsregime forciert «resource grabbing». Standpunkte 22/2014

Über Stand und Widerstand zum geplanten Uranabbau in Tansania, 12.August 2014

Gefahren des Uranabbaus, 3.Juni 2014

Broschüre: "Uranium Mining – Impact on Health and Environment