
Lebensmittelpreise steigen, Supermarkt-Riesen kassieren – auf Kosten der Verbraucher*innen. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung macht das zum Thema und startet am 25. Januar in Berlin-Neukölln mit einer Open-Air-Ausstellung eine internationale Bildungsaktion. Mittels einer Hebebühne zeigt die RLS symbolisch, wie Preise zunehmend unerreichbar werden, wer daran verdient, warum Transparenz fehlt und welche Alternativen es braucht, damit gesunde Ernährung für alle bezahlbar bleibt.
Anlässlich der Grünen Woche in Berlin stellt die Rosa-Luxemburg-Stiftung eine internationale Bildungsaktion zu den weltweit gestiegenen Preisen von Nahrungsmitteln vor. Viele Menschen können sich keine gesunde Ernährung mehr leisten. Das gilt auch für Deutschland. Hier sind die Lebensmittelpreise in den letzten vier Jahren um etwa ein Drittel gestiegen. Das statistische Bundesamt verzeichnet zum Beispiel bei Butter eine Teuerung von 38 Prozent, Brot ist um 35 Prozent teurer geworden, bei Speiseöl sind es im Durchschnitt sogar 81 Prozent. Die Löhne halten mit der Preissteigerung nicht Schritt.
«Mit der Bildungsaktion wollen wir auf die drastisch gestiegenen Lebensmittelpreise und die zunehmende Macht der Supermarkt-Konzerne aufmerksam machen», sagt Daniela Trochowski, Geschäftsführerin der Rosa-Luxemburg-Stiftung. «Die Supermärkte haben sich während der Krisen der letzten Jahre auch über Mitnahmeeffekte auf Kosten der Verbraucher*innen bereichert. Das heißt, sie haben die Preise auch für Produkte erhöht, bei denen die Kosten nicht gestiegen waren. Oder sie haben die Preise hoch gehalten, obwohl die Kosten bereits gesunken waren».
Machtkonzentration im Lebensmitteleinzelhandel
Durch zahlreiche Studien und Zahlen verdichten sich die Anzeichen der Machtkonzentration und stillschweigender Absprachen im Lebensmitteleinzelhandel. Das belegen zahlreiche Recherchen. So hat das Bundeskartellamt bereits 2023 in seinem Sektorbericht diese Marktkonzentration als problematisch eingestuft. Die großen Supermarktketten Aldi (Nord und Süd), Rewe (mit Penny), Lidl mit Kaufland sowie Edeka (mit Netto) haben trotz multipler Krisen (Kriege, Energie, Inflation, Klima) Riesengewinne eingefahren. In Deutschland vereinen sie 85 Prozent des Umsatzes im Lebensmittelhandel auf sich. In 2023 haben alle großen Supermarkt-Konzerne ihre Nettoumsätze zwischen 6 und 9,4 Prozent gesteigert. Die Edeka Gruppe liegt damit bei einem Gesamtumsatz von 66 Milliarden, gefolgt von der Gruppe Lidl & Kaufland mit 51 Milliarden. Lidl allein hat 2023 1,86 Milliarden Gewinn gemacht. Dieter Schwarz, Inhaber der Schwarz-Gruppe (Lidl & Kaufland), hat laut Manager Magazin in den letzten vier Jahren sein Vermögen von 30 auf 43,7 Milliarden Euro gesteigert und ist damit (weiterhin) der reichste Deutsche.
Keine Transparenz bei Preisen
Wie die Preise zustande kommen bleibt für Verbraucher*innen im Dunkeln. Die mangelnde Transparenz ist eines der großen Probleme in Deutschland. Andere Staaten wie Frankreich oder Spanien haben Preisbeobachtungsstellen, die dafür sorgen, dass Bürger*innen wissen, wie die Preise gemacht werden und wer daran wie viel verdient. Eine solche Stelle, wie beispielsweise von der Verbraucherzentrale gefordert, braucht es auch in Deutschland dringend. In der Wertschöpfungskette scheinen in erster Linie die großen Konzerne den großen Gewinn abzuschöpfen. Das betrifft sowohl die herstellende Industrie als auch den Lebensmitteleinzelhandel. Trotz steigender Preise verdienen die Nahrungsmittelproduzent*innen und Arbeiter*innen in Nahrungsmittellieferketten oft sogar weniger als zuvor. Kleine Agrarhöfe, Bäckereien und Lebensmittelgeschäfte, die nicht in Ketten organisiert sind – für sie alle steht die Existenz auf dem Spiel. Daher setzt sich die Rosa-Luxemburg-Stiftung mit ihren Partner*innen weltweit für eine Transformation und Demokratisierung der Ernährungssysteme ein.
Holen Sie die Preise runter!
Wann: Samstag, 25. Januar 2025, 11 bis 16 Uhr
Wo: Am Sudhaus 3, Berlin-Neukölln (in der Nähe des Rewe-Marktes)
Mit der Open-Air-Ausstellung lädt die Rosa-Luxemburg-Stiftung am 25. Januar von 11 bis 16 Uhr am Sudhaus 3 in Berlin-Neukölln (in der Nähe des Rewe-Marktes) Besucher*innen wortwörtlich dazu ein, die Preise herunter zu holen. Die Stiftung informiert über die Ursachen der hohen Nahrungsmittelpreise, warum Transparenz fehlt und regt Alternativen an. Auf einer Hebebühne stehen Pappfiguren, die die Konzerne symbolisieren und von denen mit Preisschildern versehene Lebensmittel hängen, die mittels Gummibändern wieder in Reichweite geholt werden können.
Die Bildungsaktion knüpft an eine Reihe von Publikationen zu Nahrungsmittelpreisen und der globalen Agrarindustrie der Rosa-Luxemburg-Stiftung an (so beispielsweise das Policy Paper Krisenpuffer gegen die Inflation). Flankiert wird die Bildungsaktion in Deutschland und weltweit von Interviews mit Expert*innen und einer Kampagne in den Sozialen Medien.
Gerne stellen wir Pressefotos und Bildmaterial der Open-Air-Aktion zur Verfügung.
Bitte melden Sie sich bei Bedarf vorab bei mir: alrun.kaune-nuesslein@rosalux.org
Ansprechpersonen vor Ort: Nadja Dorschner 0175-4570 549 und Tanja Tabbara 0163-7451365
Alrun Kaune-Nüßlein,
Pressesprecherin