Publikation Soziale Bewegungen / Organisierung - International / Transnational - Westeuropa Die Linke in Europa

Analysen linker Parteien und Parteiallianzen. Aufsätze zur politischen Bildung. Auch verfügbar in englischer und spanischer Sprache.

Information

Reihe

RLS Papers

Autor*innen

Birgit Daiber, Cornelia Hildebrandt,

Erschienen

März 2009

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Nur online verfügbar

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Aus dem Vorwort:

Der dreißigjährige Siegeszug des Neoliberalismus ist am Beginn des 21. Jahrhunderts an seine Grenzen geraten und hat zu einer globalen Finanz- und Wirtschaftskrise geführt. Erstmals fallen Finanz- und Wirtschaftskrise zusammen mit einer Krise der Gesellschaft, der Umwelt und des Klimas. Das Ausmaß der sie verursachenden gesellschaftlichen Deformationen, der zunehmenden sozialen Klüfte, Hunger und Armut sind schon heute in allen Ländern Europas sichtbar. Aber noch weiß niemand, wie diese Krise enden wird, auch nicht die Linke.

Die Linken in Europa haben in der Vergangenheit vieles beschrieben, analysiert und eingefordert. Viele ihrer Forderungen wie die Kontrolle der Finanzmärkte, die Tobin-Tax, die Schließung von Steueroasen, die Verbote von Derivaten und Hedgefonds, die Enteignung von Aktionären der Großkonzerne, die Auflage von Konjunkturprogrammen und die Durchsetzung von Mindestlöhnen werden nun plötzlich unter den Bedingungen der Krise von herrschenden Eliten übernommen und zumindest teilweise in die eigenen Programme integriert.

Die Krise gibt den Forderungen der Linken recht, macht aber zugleich auch die Krise derselben deutlich. Sie ist bisher nicht fähig zu gesellschaftlicher Führung. Erst in Anfängen ist es ihr über soziale, politische und kulturelle Differenzen hinweg gelungen, gemeinsame Handlungsfähigkeit zu entwickeln. Erstmals gibt es eine gemeinsame Wahlplattform der Europäischen Linkspartei.

Übereinstimmungen gibt es hingegen genug:  Alle linken Parteien in Europa, von denen wir in dieser Publikation nur einen Ausschnitt zeigen,  stehen für soziale Gerechtigkeit, für Demokratie, für ein Europa, in dem die Menschen in Würde und sozialer Sicherheit friedlich leben können. Alle hier dargestellten Parteien setzen sich mit der neoliberalen Politik herrschender Eliten auseinander und vertreten dabei die Interessen der Mehrheit der Menschen in Europa. Die Linken in Europa haben dabei genügend Erfahrungen und Potentiale für gemeinsame Kämpfe wie der gegen den Irakkrieg, gegen die neoliberale Ausrichtung des EU-Verfassungsvertrages oder gegen die Bolkestein-Richtlinie zeigten. Doch all dies reichte bisher nicht aus, dem Neoliberalismus ein alternatives hegemoniefähiges Projekt entgegenzustellen.

Dies führt zum mehreren höchst unterschiedlichen Fragen: Wo sind die Ursachen für diese Situation zu suchen? Wo werden vorhandene Entwicklungspotentiale blockiert und wodurch? Wie muss die Linke sich verändern, um einen alternativen hegemonialen Block aufzubauen? Wie kann sie eine Gesellschaft schaffen, in der die Befreiung des Einzelnen die Voraussetzung für die Befreiung aller ist, eine Gesellschaft, die von linken Parteien in Europa Sozialismus genannt werden kann?

Um derartige Fragen mit Parteien, Gewerkschaften und sozialen Bewegungen vor Ort zu diskutieren, arbeitet die Rosa Luxemburg Stiftung – unterstützt von ihren Büros in Brüssel, Warschau und Moskau – mit ihren Partnern Transform Europeund der Fraktion der Linken im Europäischen Parlament zusammen. Zusammen mit diesen wurde ein langfristiges Projekt über die nicht-sozialdemokratische Linke in den Ländern Europas ins Leben gerufen. In diesem Rahmen bilden die hier versammelten Länderberichte eine erste Momentaufnahme, eine  notwendige Grundlage für die Erarbeitung des   gemeinsamen Forschungsprogramms. Dabei geht es zunächst darum, der Leserin oder dem Leser einen Überblick über die Geschichte und die aktuelle Situation linker Parteien in Europa zu geben, wobei die Artikel jeweils die Auffassung der Autorinnen und Autoren ausdrücken.

Die Linke gibt in den einzelnen Ländern ein höchst unterschiedliches Bild ab, entstanden aus unterschiedlichen Traditionen und Politikansätzen des betrachteten Landes, und aus einem unterschiedlichen Selbstverständnis der jeweiligen Organisationen. In diesem Band beispielhaft versammelt sind linke Parteien, die sich aus ehemals kommunistischen Staatsparteien entwickelt haben, jene mit eurokommunistischem Hintergrund, nicht-sozialdemokratische Reformlinke, klassisch kommunistische Linke mit einem feministisch erweiterten Selbstverständnis und andere.

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Inhalt


Westeuropa

Dupret, Paul-Émile: Möglichkeiten und Grenzen der antikapitalistischen Linken in Belgien

Hildebrandt, Cornelia:  Frankreichs Linke in Bewegung

Wagener, Sascha:  Die Linken in Luxemburg

Weissbach, Cornelia:  Die emanzipative Linke in den Niederlanden

 

Nordeuropa

Johansen, Inger V.: Die soziale und politische Linke Dänemark

Pertti Hynynen / Anna Striethorst: Linke Parteien und Politik in Finnland

Seierstad, Dag: Die norwegische Linke - Politik in einer Mitte-Links-Regierung

Süssner, Henning: Schweden - Langer Marsch in die Koalition

 

Nordwesteuropa

Kachel, Thomas: Die Linke in Gordon Browns Großbritannien

Ahern, Ken  / Howard, William: Radikal Linke Politik in Irland - Die Partei Sinn Féin

 

Mitteleuropa

Hildebrandt, Cornelia: DIE LINKE in Deutschland

Furtlehner, Leo: Zur Situation der Linken in Österreich

Politt, Holger: Linke Parteien in Polen

Kosel, Heiko: Die kommunistische Partei der Slowakei (KSS)

Holubec, Stanislav: Die radikale Linke in Tschechien

 

Südeuropa

Porcaro, Mimmo: Die radikale Linke in Italien zwischen nationaler Niederlage und europäischer Hoffnung

Soeiro, José: Der Bloco de Esquerda und die Neugründung der Linken in Portugal

Heilig, Dominic: Das spanische Linksbündnis Izquierda Unida zwischen Regionalisierung und autoritärer Politik

 

Südosteuropa/Türkei

de Nève, Dorothée / Olteanu, Tina: Die Linken in Bulgarien

de Nève, Dorothée / Olteanu, Tina: Die Linke in Rumänien

Sey, Cem: ÖDP – Eine türkische Linkspartei zwischen Patriotismus und Linksliberalismus

Marioulas, Julian: Wo Kommunisten regieren - Zypern

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Siehe auch:

Link für Dateidownload folgtEuropawahl 2009 – Die Wahlprogramme der Parteien im Vergleich
Neu erschienene Studie von Jochen Weichold und Horst Dietzel