Editorial der Herausgeber
»Wenn mit Band 10(2008) unseres Osteurop-Jahrbuchs anläßlich des 600jährigen Uni-versitätsjubiläums 2009 dem Leser eine ›Nachlese‹ zur Osteuropakunde in Leipzig offeriert wird, so bezieht sich diese darauf, daß die Bände 8/1 und 8/2 des Jahrgangs 2006 bereits Studien, Dokumentationen und Informationen zu diesem Thema vorgelegt sowie eine weitere Arbeitstagung des Arbeitskreises Osteuropa unserer beiden Trägergesellschaften am 21. September 2006 Vorträge zu osteuropakundlichen Disziplinen und Problemen an der Leipziger Universität unterbreitet haben, wobei letztere hier zum Teil nachgedruckt werden.
Weitere Aktivitäten zu einem thematisch weitgespannten geisteswissenschaftlichen Gegenstand sollen sich in den Halbjahresheften von 2008 und 2009 des Periodikums ›Kultursoziologie‹ niederschlagen.
Mit unserer ›Nachlese‹ erscheinen wir noch im Vorfeld der offiziellen Jubiläums-feierlichkeiten an der Universität und bieten damit Gelegenheit für sachliche Kenntnisnahme und kritische Repliken.
Im Aufsatzteil begegnen persönliche Reflexionen zur Wissenschaftsentwicklung ebenso wie Studien zur Geschichte und Problematik einzelner Fachgebiete auf dem interdisziplinären Feld der fachlich differenzierten Osteuropakunde.
Zu ersteren gehört die subjektive Beschreibung einer langjährigen Kooperation mit Historikern und anderen Gesellschaftswissenschaftlern aus ost- und südosteuropäischen Ländern ..., ebenso wie der Beitrag über die wirtschaftshistorische Osteuropaforschung..., welche die enge und freundschaftliche Zusammenarbeit mit Fachkollegen dieser Region zu DDR-Zeiten verdeutlichen – ein Kapitel, das schon aus kollegialen Gründen nicht in Ver-gessenheit geraten sollte. Zu letzteren zählen mehrere Studien über die Entwicklung einzelner osteuropawissenschaftlicher Disziplinen ...
Im zweiten Teil des Bandes unterbreiten wir wichtige Dokumente der SMAD zum Hoch- und Fachschulwesen zwischen 1945 und 1949, die den zielgerichteten Einsatz der sowjetischen Besatzungsbehörden für die Entnazifizierung und die demokratische Umgestaltung des höheren Bildungswesens in Ostdeutschland, entsprechend den Vereinbarungen der Antihitlerkoalition bezeugen, was heute häufig entweder verschwiegen oder gar verleumdet wird. Diese Dokumentation ... führt und das Wirken der SMAD für eine weitreichende sozialpolitische Bildungsrevolution vor Augen, die in Westdeutschland niemals vollzogen wurde oder nach der ›deutschen Wiedervereinigung‹ selbst hierzulande im Osten tendenziell sogar wieder rückgängig gemacht wird.
Im Berichtsteil ... veröffentlichen wir eine Information über Publikationen sowie ... bibliographische Angaben zu den Veröffentlichungen der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen und der Gesellschaft für Kultursoziologie über Osteuropa-Themen, die das Spektrum unserer wissenschaftlichen und bildungspolitischen Aktivitäten deutlich machen.«
Inhalt
- Editorial. S. 11-13
- I. Aufsätze und Studien
- Ernstgert Kalbe: Zur Wissenschafts-kooperation mit Kollegen aus Osteuropa. (S. 17-47)
- Volker Hölzer: Ost- und Südosteuropa-Historiographie an der Leipziger Universität 1933 bis 1936/1938. Die Jahre der Entscheidung. (S. 49-66)
- Wolfgang Geier: Zur Entstehung der (West-)Südslawen- und Sorbenkunde (Sorabistik) an der Leipziger Universität und in Sachsen vom letzten Drittel des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. (S. 67-81)
- Hans-Christian Trepte: Zur Polonistik an der Leipziger Universität von 1945 bis zum Ende der DDR. (S. 83-123)
- Erwin Lewin: Nachtrag zum Beitrag über albanologische Forschungen. (S. 125-129)
- Willi Beitz: Nochmals zur slawischen Literaturwissenschaft. (S. 131-135)
- Nyota Thun: Der Neuanfang der Slawistik nach 1945 aus der Sicht einer Studentin. Erinnerungen an Frau Professor von Swinzow. (S. 137-142)
- Erhard Hexelschneider Über einige »weiße Flecken« in der Leipziger Universitätsgeschichte in den Bereichen Slawistik und Osteuropaforschung. (S. 143-148)
- Sonja Striegnitz: Eine »Sonderstruktur«. Über das Ende meines Arbeitslebens an der Humboldt-Universität zu Berlin. (S. 149-162)
- Gerd Neumann: Zur Osteuropaforschung aus wirtschaftshistorischer Sicht. (S. 163-171)
- II. Berichte und Dokumente
- Ernstgert Kalbe: Vorbemerkungen zu den Dokumenten der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) zum Hoch- und Fachschulwesen 1945-1949. (S. 175-188)
- Dokumente der Sowjet-ischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) zum Hoch- und Fachschulwesen 1945-1949. (S. 179-231)
- III. Information
- Richard Albrecht: »Die türkische Gleichung«. Wissenschaftsgeschichtliche Erinnerung an politische Perspektiven der deutschen Südost-europakunde während des Zweiten Weltkrieges (Bericht). (S. 235-243)
- Dietmar Endler: [Rezension] Schriftenreihe »Europäer in Leipzig – damals und Heute«. Herausgeber: EUROPAHAUS LEIPZIG e. V. im Eigenverlag. (S. 245-253)
- Volker Hölzer: [Rezension] Universität Leipzig. Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte (BLUWIG). Hrsg. im Auftrag des Rektors der Universität Leipzig von Enno Bünz u. a. Reihe A und B. Bände A 1 - A 5 und B 1 – B 11. Evangelische Verlagsanstalt. Leipzig. 2002ff. (S. 255-259)
- Weitere Veröffentlichungen der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen zu Osteuropa-Themen. (S. 261-270)
- Weitere Veröffentlichungen der Gesellschaft für Kultursoziologie e. V. zu Osteuropa-Themen. (S. 271-275)
- Zu den Autoren dieses Bandes. (S. 277-282)
Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e.V. und Gesellschaft für Kultursoziologie e.V., Leipzig 2008. 382 S.
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