Publikation Bildungspolitik - Gesellschaftstheorie - Soziale Bewegungen / Organisierung - Jugendbildung - Politische Weiterbildung Die Rolle von Bildung in lokalen sozialen und politischen Prozessen

Auswertung des Workshops auf dem Europäischen Sozialforum (ESF) 2006 in Athen. Von Ronald Höhner

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Reihe

Online-Publ.

Autor

Ronald Höhner,

Erschienen

Mai 2006

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Auswertung des Workshops auf dem Europäischen Sozialforum (ESF) 2006 in Athen

Gekommen waren 14 DiskussionsteilnehmerInnen aus 5 Ländern. Abgeschieden in einem sonnigen Flurbereich am hintersten Ende der Halle entstand ein Ruhepol im Treiben des ESF’s. Da gab es das Interesse, die nötige Zeit und den passenden Ort für einen Austausch über sehr unterschiedliche Bildungspraxen und Voraussetzungen von Bildungsarbeit.
Uns war es wichtig, die praktischen Erfahrungen in einen persönlichen, einen politischen und auch institutionellen Kontext zu stellen. Mittels vorbereiteter Fragebögen auf Flipchartblättern wurden in einem ersten Schritt die jeweiligen Situationen anschaulich und vergleichbar.

Was sind die Zielgruppen? Wie ist die Arbeit infrastrukturell und finanziell abgesichert? Was sind Ziele der Bildung und mit wem wird zusammengearbeitet?

Auf der Grundlage dieser Übersichten begannen spannende Nachfragen. Das deutsche System der politischen Bildung wurde mit Erstaunen aufgenommen. Woanders sind unabhängige Bildungsinitiativen weit mehr auf sich allein gestellt oder direkt abhängig von Organisationen. So erscheint die BildnerInnenlandschaft in Deutschland plötzlich vergleichsweise bunt und reichhaltig, das Problem vermehrt ausbleibender Fördermittel relativiert sich ein Stück weit. Das weitgehende Fehlen verfügbarer Mittel in anderen Ländern scheint zwar die Vielfalt zu begrenzen, dafür jedoch die Innovation von Lernprozessen und die Entwicklung eines anderen Bildungsverständnisses zu befördern. Die unabhängige Bildungslandschaft etwa in Polen hat sich uns als ausgesprochen projektorientiert dargestellt. Es geht also weniger um den Aufbau dauerhafter Strukturen sondern um das Erreichen kurz- und mittelfristiger Ziele. Da formale Bildung nur schwer finanzierbar ist, koppelt man sie zielgruppen-orientiert mit anderen Projekten. Die Themen Menschenrechte und Krieg werden z.B. in Warschau in einer Kampagne „Food not bombs!“ mit Essenausgabe an Straßenkinder verknüpft, die sich aus Spenden von BürgerInnen  finanziert. Oder benachteiligten Jugendlichen wird mittels der Fotografie eine Ausdruckmöglichkeit in die Gesellschaft hinein gegeben. Missstände in ihrem Lebensumfeld werden so bewusst gemacht und zugleich werden selbstbestimmte Lösungsansätze sichtbar.
Das Treffen war eine intensive Gesprächsrunde. Kontakte sind entstanden, Projektideen wurden diskutiert. Polnische, deutsche und österreichische TeilnehmerInnen werden an kommenden Stiftungsprojekten teilnehmen, die polnischen Initiativen am Jugendcamp der Falken im Sommer, Falken und Jugendbildungsnetzwerk bei der RLS planen eine gemeinsame Osteuropa-AG. Der auf dem ESF begonnene Kooperationsprozess wird also eine Fortsetzung finden.