Ein Essay von Andreas Heyer.
Texte 26 der Rosa-Luxemburg-Stiftung
ISBN 3-320-02079-X
168 Seiten, Broschur
Der utopische Diskurs der Neuzeit setzte 1516 mit der »Utopia« von Thomas Morus ein. Seitdem hat das utopische Denken immer wieder die Konflikte und Problemlagen seiner Zeit eindeutig benannt, explizit kritisiert und mit einer tragfähigen Alternative konfrontiert. Dieser Prozess ist seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, allen Diskreditierungsversuchen zum Trotz, erneut voll im Gang. Er muss aber nicht nur wahrgenommen, sondern endlich auch auf seine Stichhaltigkeit hin überprüft werden. Was zum Vorschein kommt, ist ein Orientierungswissen, das auf den so oft beschworenen Dritten Weg verweist: jener schmale Grad zwischen Staatssozialismus und genossenschaftlich-anarchistischer Idee.
Seit dem Zusammenbruch der Staaten des Ostblocks ist die Linke verstärkt auf der Suche nach ihrer Identität und ihrer Tradition. Die Hoffnungen, die auf das rot-grüne Projekt gesetzt wurden, sind jedoch enttäuscht worden. Mindestens ebenso deutlich ist, dass von der Politik keine Impulse kommen werden, hat sich diese doch – direkt gegen die Menschen gerichtet – mit Haut und Haaren dem Neoliberalismus verschrieben.
Andreas Heyer, der sich vor allem als Aufklärungsforscher und Revolutionstheoretiker einen Namen gemacht hat, vertritt angesichts dieses Szenarios die These, dass wichtige Fixpunkte der gegenwärtigen sowie der zukünftigen gesellschaftlichen Erneuerung aus dem utopischen Diskurs gewonnen werden können. Daraus folgt, dies stellt der Autor deutlich heraus, dass das Individuum wieder in den Vordergrund des Interesses zu rücken, die fragwürdige Marktlogik durch das Primat der Politik zu ersetzen ist.
Inhalt
Einleitung
Karl Marx, Friedrich Engels und das Dogma des Marxismus
Das marxistische »Bilderverbot« und seine Durchbrechung Karl Kautsky, August Bebel und Paul Lafargue
Die zwei Arten der Utopie um 1900
Edward Bellamy und William Morris
Die russische Entwicklung
Wladimir Iljitsch Lenin, Alexander Bogdanow, Jewgeni Samjatin,
Alexander Tschajanow und Alexej Tolstoi
Sozialismus statt Marxismus
Peter Kropotkin, Gustav Landauer und Martin Buber
Sozialismus und Staat
Max Adler und Herbert Marcuse
Ernst Bloch und seine Kritiker
Hans Jonas, Jürgen Habermas, Theodor W. Adorno und Joachim Fest
Der Weg der Postmoderne in den utopischen Raum
Ernest Callenbach, Ursula K. Le Guin, Marge Piercy, Gerd Brantenberg und Henri Mendras
Der Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus und die Verteidigung der Utopie
Johano Strasser, Rolf Schwendter, Francois Furet und das Schwarzbuch des Kommunismus
Abschließende Bemerkungen
Literaturverzeichnis