Vielleicht ist die neoliberale Gesellschaft einfach nicht individualistisch genug?
30. November 1999. An diesem Morgen habe ich gewagt zu träumen. „In Seattle haben die Behörden den Ausnahmezustand erklärt. Die Polizei hat Tränengas gegen Tausende von Menschen angewandt, die gegen das Ministertreffen der Welthandelsorganisation demonstrierten.“ Das waren die 7-Uhr-Nachrichten. Aber es war wie ein Funke, der den ganzen Weg über den Atlantik geflogen kam und meinen Radiowecker durchdrang. Ich war angesprochen. Ich war sofort wach. Und ich hatte diesen Traum von einer Welt, die aus dem amerikanischen Traum erwacht.
Der amerikanische Traum ist der des Individuums. Die Vereinigten Staaten hatten nie eine starke Aristokratie, kein mächtiges Papsttum, es bestand nie ein „ancien régime“ mit strikten Unterscheidungen von Klasse und Stand. Die Verdikte „des Marktes“ machen keinen Unterschied zwischen den vornehmsten Familiennamen und dem gewöhnlichsten der John Smiths. Der Markt erkennt nur Plus oder Minus. Überschuss oder Mangel. ...