Heinrich Schulz (1872–1932) gilt heute als der erste »Parteisoldat« der SPD. Auf ihn geht das Konzept einer demokratischen Einheitsschule zurück (was ihm den Beinamen »Bildungsschulz« einbrachte); er war Redakteur verschiedener Zeitungen, saß als politisch Verfolgter im Gefängnis, war Gründer und Leiter der SPD-Parteischule und teilte bis zum Kriegsbeginn 1914 mit Rosa Luxemburg alle wesentlichen politischen Auffassungen. Während des Krieges wechselte er auf die Seite Friedrich Eberts, der ihn mit einer außerordentlichen Karriere belohnte.
Wilhelm Pieck, ab 1910 der engste Mitarbeiter von Schulz, schrieb ihm 1915 aus dem Gefängnis: »Früher haben Sie mit Humor Mehrings Spott aufgenommen. Glaubten Sie, Ihre Würde als Reichstagsabgeordneter könne eine solche Kritik nicht mehr ertragen? Ich habe gerade die Beobachtung gemacht, daß Ihr ganzes Wesen sich gewandelt hat, seitdem Sie dem Reichstage angehören. Ich verstehe warum. Sie sind sehr empfänglich für äußere Reputationen und dekoratives Gepränge. Im Reichstage fanden Sie das Milieu und gleichzeitig auch materielle Mittel zur Durchführung einer komfortablen Aufmachung. So hat sich – entsprechend der materiellen Geschichtsauffassung – auch Ihr Wesen geändert, ohne daß Sie es merkten, aber die anderen merken es.«
Inhalt
Politische Biographie. Vorwort von BERND RABEHL
Karriere in der SPD (1894-1918)
Vom Volksschullehrer zum Parteifunktionär
Briefwechsel mit Karl Kautsky
Bekenntnis zu Johann Heinrich Pestalozzi
Nur die höheren Schulen wurden reformiert
Angaben zu den Preußischen Schulkonferenzen 1890 und1900
Bekenntnis zur Reform der Volksschule
Redakteur und Parteifunktionär in Erfurt (1897-1901)
Wider die Prügel-Erziehungsmethode
Anmerkungen zu Zuchtmitteln und zur Prügelstrafe
Frierende, hungernde und kranke Kinder in überfüllten Volksschulklassen
Angaben zu Schülerfrequenzen in den Volksschulklassen
Junkerwille: Kinder sollen arbeiten, nicht lernen!
Anmerkungen zum Arbeitsunterricht und zur Arbeitsschule
Volksschullehrer: Menschen Zweiter Klasse
Muff und Moder in den Lehrerseminaren
Anmerkungen zur Lehrerausbildung
Staats- oder Kirchenschulen?
Volksschulelend und Berufsverbrechertum
Noch keine linke Mehrheit in Sicht. Reichstagswahlen 1898
Über Änderungen des Partei-Statuts zu neuen Zielen im Programm
Redakteur in Magdeburg (1901-1902) und in Bremen (1902-1906)
Die SPD als Volkspartei: Über Reichsgesetze, Zigarettenrauchen, Aufsatzthemen und Kunst
Anmerkungen zur Reformbestrebung der Kunsterzieher
Die Kunst dem Volke!
Briefwechsel mit Paul Löbe
Auf dem Weg zu einem ersten Bildungsprogramm der Partei: Einheitsschule!
Anmerkungen zur Ideengeschichte der Einheitsschule
Mannheimer Parteitag (1906) und erstes Schulprogramm der SPD (1907)
Zentralbildungsausschuß. Wanderkurse und Parteischule (1906-1918)
Geschäftsführender Leiter des Bildungsausschusses
Anmerkungen zur Ideengeschichte der Jugendbewegung
Leiter der Wanderkurse und weiterer Aufgaben des Zentralbildungsausschusses
Leiter der Parteischule
Schüler der Parteischule
Schriften und Aktivitäten während des Ersten Weltkrieges
Bilder vom Krieg (1914)
Die Schule nach dem Krieg (1915)
Arbeiterkultur und Krieg (1916)
Anmerkungen zur Ideengeschichte der staatsbürgerlichen Erziehung
Kriegsteilnehmer und Reichstagssitzungen (1916-1918)
Von der Novemberrevolution 1918 zur Nationalversammlung 1919
November und Dezember 1918
Preußens Antrag zu einer Reichsschulkonferenz Dezember 1918
Vom Vizepräsident der Nationalversammlung zum Unterstaatssekretär
Verfassung und Schule
Anmerkungen zum Schulkompromiß von Weimar
Staatsangelegenheiten
Kungeleien
Unterstaatssekretär und Staatssekretär ab Juni 1919
Aufgaben des Reiches in der Kultur- und Schulpolitik nach 1918
Das Grundschulgesetz vom April 1920 als Torso der Einheitsschule
Vorbereitungen und Durchführung der Reichsschulkonferenz
Konferenz der Kultusminister vom 22. September 1919
Eingaben und Anmeldungen zur Reichsschulkonferenz
Zu den bildungspolitischen Aussagen der Parteien in ihren Programmen im Jahre 1920
Die Reichsschulkonferenz wird verschoben
Die SPD verliert die Reichstagswahlen vom 6. Juni 1919
Presseerklärung von Heinrich Schulz am Vortag
Anmerkungen zur Durchführung der Reichsschulkonferenz
Das Berichtsprotokoll
Zur Tagesordnung
Verfahrensweise bei Protesten
Abstimmungen
Ortsausschuß für die Reichsschulkonferenz
Zur Pressebeteiligung
Pressemappe von Heinrich Schulz
Die Reichsschulkonferenz in der aktuellen Presse
Auswertung einer Auswahl von 295 Presseberichten
Der große Auftritt von Heinrich Schulz und seine kleinen Folgen
Der treue Heinrich.
Erster »Parteisoldat« der SPD