junge welt vom 9.8.2003
Interview:
Roswitha Reich mit Arndt Hopfmann, Leiter des Regionalbüros der RLS für das südliche Afrika in Johannesburg jW sprach mit Arndt Hopfmann, Leiter des Regionalbüros der PDS-nahen Rosa-Luxemburg-Stiftung für das südliche Afrika in Johannesburg
* Vor einigen Wochen wurden in Moskau, Warschau und in Johannesburg Regionalbüros der Rosa-Luxemburg-Stiftung eröffnet, die Eröffnung eines weiteren Büros in Sao Paulo steht unmittelbar bevor. Der 47jährige Afrikanist und Volkswirt Hopfmann war zuvor Redakteur der Zeitschrift UTOPIE kreativ in Berlin. Sein neuer Arbeitsplatz ist in der neunten Etage eines Bürohochhauses im Johannesburger Stadtviertel Braamfontein, einem Arbeiterbezirk, in dem auch die Südafrikanische Kommunistische Partei (SACP) und der COSATU-Gewerkschaftsverband ihre Hauptquartiere haben.
F: Warum hat die Rosa-Luxemburg-Stiftung gerade das südliche Afrika als ein Arbeitsgebiet gewählt?
A.H.: In der DDR gab es eine breite Solidaritätsbewegung mit den Befreiungskämpfern sowie den demokratischen Parteien und Organisationen im südlichen Afrika. Das Interesse ist ebenso erhalten geblieben wie der Wille, weiter konkrete Hilfe zu leisten. Heute geht es dabei mehr um den Aufbau der jungen Demokratien. Wir wurden hier als langjährige Freunde begrüßt. Man setzt auf uns.
F: Welche ganz konkreten Aufgaben will die Stiftung in Südafrika angehen?
A.H.: Schon seit dem Jahr 2000 hat sich die Rosa-Luxemburg-Stiftung in einige politische Bildungsprojekte in Südafrika eingeschaltet und dafür finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt. Im Zusammenwirken mit dem »Labour Research Service« in Kapstadt unterstützen wir den Aufbau eines Internetarchivs zur Geschichte der südafrikanischen Arbeiterbewegung zwischen 1966 und 1977, der Zeit der schlimmsten Verfolgungen der schwarzen Gewerkschaften nach dem Verbot des ANC 1960, dem Rivonia-Prozess von 1963/64 und ihrem erstarkten Wiederauferstehen - seit den Streiks in Durban 1973. Diese Entwicklung mündete schließlich in der Gründung des Gewerkschaftsbundes COSATU.
F: Welche Rolle spielt die in Deutschland zentrale Globalisierungskritik in Ihrer Arbeit?
A.H.: Wir haben gerade einen Workshop in den Räumen der Arbeiterbibliothek von Newtown für Nichtregierungsorganisationen zur »Globalisierung von unten« und zur Vernetzung im Rahmen des Weltsozialforums organisiert. Diese außerparlamentarische Opposition erhebt ihre Stimme im südlichen Afrika vor allem gegen die Privatisierungspolitik, eine viel zu schleppende Landreform, die hohe Arbeitslosigkeit, fehlende Dienstleistungen und die gewachsenen Kluft zwischen Arm und Reich. Aber diese Gruppen sind derzeit noch zersplittert und wenig effektiv. Mit unserem Workshop gaben wir neue Möglichkeiten des gegenseitigen Kennenslernens und des Austauschs von Erfahrungen.
F: Gibt es auch Beziehungen mit der Südafrikanischen Kommunistischen Partei?
A.H.: Die PDS hat schon seit einigen Jahren gute Beziehungen zur Südafrikanischen Kommunistischen Partei (SACP) und unterstützt sie auch finanziell. Wir helfen SACP und COSATU, ein Bildungs- und Forschungsinstitut aus der Taufe zu heben. Es ist nach dem ermordeten Generalsekretär der SACP, Chris Hani, benannt.
F: Wie sieht das Engagement der Stiftung in den anderen Ländern des südlichen Afrikas aus?
A.H.: Die Bildungsarbeit reicht bis nach Namibia, Simbabwe und Uganda. In Windhoek etwa geben wir finanzielle Mittel für die Arbeit des gewerkschaftsnahen »Labour Research und Ressource Institut«, das nicht nur Forschungsarbeit zur Arbeiterbewegung im südlichen Afrika, sondern ebenso Weiterbildung von Gewerschaftlern und anderen Aktivisten betreibt. Weiterhin unterstützt werden Projekte Harare und Kampala, die sich mit den Auswirkungen des Welthandels auf das südliche und östliche Afrika beschäftigten.