Habe ich das gerade wirklich richtig verstanden?
Werden wir mit rechten und diskriminierenden Aussagen konfrontiert, stellen wir uns oft ungläubig die Frage, ob wir uns gerade verhört haben. Dabei ist es alltäglich, dass in unserer Umgebung die Grenze zu verbaler Gewalt und Abwertung überschritten wird. In der Familie, bei der Arbeit oder an der Bushaltestelle: Rechte und diskriminierende Aussagen werden häufig als «normale Meinung» angesehen. Menschen, die damit nicht einverstanden sind, wird vorgeworfen, «den Spaß zu verderben», «anstrengend» oder «zu sensibel» zu sein.
5. überarbeitete Auflage
Seit ihrer ersten Auflage 2017 ist diese Broschüre eine wichtige und geschätzte Handreichung, die wir in allen unseren Seminaren empfehlen. Wir danken den Autor*innen der vorherigen Auflagen für ihre wertvolle Arbeit: Frauke Büttner, Wiebke Eltze, Peps Gutsche, Juliane Lang und allen, die das Konzept mit entworfen haben.
Ob als betroffene Person oder als Zeug*in einer diskriminierenden Aussage – wir haben es mit komplexen Anforderungen zu tun, wenn wir hier dagegenhalten wollen: Wie kann ich mit rechten und diskriminierenden Positionen und Sprüchen klar und angemessen umgehen? Wann ist es sinnvoll, mit meinem Gegenüber zu diskutieren, wann nicht? Welche Argumentations- und Gesprächstechniken sind in der konkreten Situation hilfreich? Wie kann ich mich oder meine solidarische Perspektive hier verteidigen? Doch eines gilt: Für welche Strategie wir uns auch entscheiden: Jede klare Reaktion ist besser als keine!
Diese Broschüre richtet sich an alle, die in solchen Situationen souverän einschreiten und für ein solidarisches Miteinander eintreten wollen.
Inhalt
Haltung ist machbar
- Diskriminierung betrifft uns alle ...
- ... jedoch mit sehr unterschiedlichen Folgen
- Wenn Diskriminierung und rechte Sprüche Alltag sind
- Von vielstimmigen Diskussionen und rechten Strateg*innen
- Begriffe und Inhalte verteidigen!
- Ins Gespräch gehen
Grundlegendes zu Gesprächsstrategien
- Es gibt nicht nur «die eine» Strategie
- Grenzen zu ziehen gehört dazu
- Jede Situation ist anders
Diskriminierungskritische Gesprächsstrategien
- Auf einem Thema bestehen
- Fragen stellen: rückfragen, nachfragen, hinterfragen
- Auf ähnliche Problemlagen und Konflikte verweisen
- Konkrete Beispiele einfordern und eigene, gegenteilige Erfahrungen einbringen
- Perspektivwechsel anregen und Empathie einfordern
- Wechsel zwischen Sach- und Beziehungsebene herbeiführen
- Entdramatisieren und differenzieren
- Zusammenhalten: Gruppen nicht gegeneinander ausspielen (lassen)
- Auf die Kernaussage und ihre Konsequenzen zuspitzen
- Relativierungen hinterfragen und illustrieren
- Positive Leitbegriffe und Visionen einbringen
- Widerspruchstoleranz stärken
- Zufall als relevante Größe starkmachen
- Wunsch nach einem besseren Leben anerkennen
Wenn Diskutieren keine Option ist: positionieren!
- ... oder: etwas anderes tun
Zusammenfassung
Das Konzept Gegenargument
Autor*innen
Bienz Hammer ist in der Bildungsarbeit und systemischen Beratung tätig, unter anderem zu Antidiskriminierung und Rechtsextremismusprävention. Zudem bietet Bienz Argumentations- und Haltungstrainings gegen (extrem) rechte und diskriminierende Positionen, Verschwörungserzählungen und Antifeminismus für das Bildungskollektiv Gegenargument an.
Nadja Kaiser ist Sozialwissenschaftlerin und engagiert sich in der diskriminierungssensiblen und historisch-politischen Bildungsarbeit. Aktuell berät sie bei Wildwasser in Ludwigshafen Frauen* und Mädchen*30 im Umgang mit sexualisierter Gewalt. Wichtig ist ihr dabei der Blick auf das Zusammenspiel von patriarchalen, kapitalistischen und diskriminierenden Strukturen und wie diese verändert werden können.
Melani Klarić ist Sozialwissenschaftlerin. Nach Jahren an der KZ-Gedenkstätte Neuengamme arbeitet sie derzeit zu diskriminierungssensibler Bildungsarbeit in Gedenkstätten und ideologischen Kontinuitäten in postnazistischer und postkolonialer Gegenwart. Beim Kollektiv Gegenargument führt sie Argumentations- und Haltungstrainings durch, berät und entwickelt Konzepte für die Bildungsarbeit.