Publikation International / Transnational - Asien Politischer Islam in Zentralasien und Sicherheit im euroasiatischen Raum

Was geht Europa das säkular-islamische Verhältnis in Zentralasien an? Standpunkte 11/2010 von Arne C. Seifert.

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Reihe

Standpunkte

Autor

Arne Seifert,

Erschienen

Mai 2010

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Europa hat gute Gründe, sich zu einem konstruktiven Umgang mit dem politischen Islam und islamischer Opposition im euro-asiatischen Raum zu entschließen. Mit der
Erweiterung der OSZE bis an die chinesische Grenze und Afghanistan hat Europa nunmehr seinen eigenen euro-asiatischen Orient und seinen eigenen «euro-asiatischen Islam». Daran hat im Westen 1992 bei der Aufnahme der jungen zentralasiatischen Staaten in die OSZE niemand gedacht. Es ging ihm um die strategischen militärischen Systeme der Sowjetunion, die in dieser Region noch standen. Jedoch im zivilisatorischen Verständnis galt ihm Zentralasien als «säkularer Appendix» der säkularen UdSSR. Dass der «islamische Faktor » und politische Islam auch Europa quasi durch seine neue asiatische «Hintertür» im eigenen politischen Raum einholen könnte – damit rechnete in den europäischen Außenämtern niemand.

Doch seit nunmehr fast zwanzig Jahren sind sie Realität: Der islamische Faktor1 ist und bleibt eine permanente strategische Größe im euro-asiatischen Raum und ihrer politischen Organisation, der OSZE. Worin besteht nun das Problem? Noch ist nicht unabwendbar, dass sich die schon fast traditionelle Negativfixierung Westen versus Islam, Islam versus Westen und Islam versus Säkularismus, Säkularismus versus Islam nun auch im gemeinsamen politischen Raum der OSZE nachgerade «schicksalhaft» wiederholen müsste und der «westlich-muslimische Dialog» auch hier keine andere Perspektive hätte, als in jenen fatalen Zustand von intellektueller Erschöpfung und Sackgasse zu geraten, der ihn für den «Rest der Welt» auszeichnet. Kann sich Europa in dem strategisch wichtigen Dreieck zwischen Kaukasus, Kaspischem Meer und Zentralasien
einen solch fatalen Zustand leisten?

Die Antworten sind eindeutig: «Nein!» Eine positive Alternative ist möglich. Um Letztere zu erschließen, wären allerdings in der OSZE und auch bezüglich der deutschen Politik gegenüber diesen Regionen die zu beantwortenden Fragen neu zu stellen:

  • Kann und muss der islamische Faktor Element kooperativer Sicherheits- und Stabilitätsstrategien der OSZE für ihre euro-asiatische Region sein?
  • Kann er nach innen und außen in eine konstruktive Rolle eingebunden werden?
  • Gibt es eine realistische Alternative zu der destruktiven Rolle, die er teilweise bereits gespielt hat?
  • Kann zivile islamische Opposition «normale Opposition» in einem demokratischen Verständnis sein, und was wäre dafür erforderlich?
  • Können muslimische Bevölkerung, islamische Aktivisten und westliche Politiker einen gemeinsamen politischen Grundkonsens erreichen, der auf dem Gedanken der Koexistenz, kluger Adaption der Prinzipien sowie den Normen und Werten der OSZE beruht?
  • Und wenn ja, nach welchen Gesichtspunkten wäre ein solcher Konsens zu gestalten?

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