Publikation Kapitalismusanalyse - Selber machen - Jugendbildung Bildung zu Kapitalismus und Kapitalismuskritik

Methoden, Fallstricke, Rezensionen, Texte

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Reihe

Bildungsmaterialien

Erschienen

Mai 2011

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Warum dieses Heft?

Eine angemessene Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen zu entwickeln ist eine vordringliche Aufgabe emanzipatorischer Bildungsarbeit. Am Kapitalismus als einem bestimmenden Moment der heutigen Gesellschaft kommt man dabei kaum vorbei. Mit der globalen Finanzkrise 2007/08 und der ihr folgenden globalen Wirtschafts- und Schuldenkrise
ist die Frage nach der Funktion und nach angemessener Kritik des Kapitalismus auch über die Grenzen der kleinen Zirkel Interessierter wieder hochaktuell.

Doch wie soll diese Bildung aussehen? Sowohl in der Bildungsarbeit als auch zum Anstoßen von Veränderungen ist es wenig hilfreich, wenn Inhalte nur innerhalb elitärer Zirkel kommunizierbar sind. Gleichzeitig trauen sich viele Bildner_innen die Arbeit zu diesem Thema nicht zu: Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist komplex und im beständigen Wandel. Zudem lauern in dem Thema eine ganze Reihe von Fallstricken, von der verkürzten Analyse kapitalistischer Strukturen bis hin zur Schaffung falscher Feindbilder. Um ein Bildungsformat zu entwickeln, dass von vielen genutzt werden kann, braucht es somit einiges an Wissen und Selbstbewusstsein. Materialien mit Hintergrundinformationen und methodischen Vorschlägen sind aus diesem Grund beim Thema Kapitalismus besonders wichtig.

Ein großer Teil der existierenden Materialien bietet allerdings alles andere als eine kritische Einführung in das kapitalistische System. Sie wollen den Teilnehmer_innen vielmehr betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Grundlagen vermitteln, damit diese die Spielregeln des Systems kennen lernen und erfolgreich daran partizipieren – «mitspielen» – können. Oft werden solche Materialien von Unternehmen, Verbänden und staatlichen Institutionen herausgegeben, um Menschen als zukünftige Kund_innen, qualifizierte Mitarbeiter_innen oder zufriedene Bürger_innen zu gewinnen. Beispielhaft hierfür sind das berühmte «Planspiel Börse», das Sparkassen an Schulen anbieten, und die Lehrmaterialien, die vom Bundesverband deutscher Banken und von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft herausgegeben werden.

Es gibt jedoch auch Bildungsmaterialien, die den didaktischen mit einem emanzipatorischen Anspruch verbinden. Unterschiedlichste Organisationen und Initiativen entwickeln seit Jahrzehnten kritische Bildungsformate zum Thema Kapitalismus: Gewerkschaften, entwicklungspolitische und internationalistische Organisationen, freie Bildungsträger und unabhängige politische Gruppen arbeiten daran – mit ganz unterschiedlichen Bildungsansätzen und für ganz verschiedene Zielgruppen. Das macht das Feld der Bildung zu Kapitalismus
und Kapitalismuskritik sehr vielfältig, aber auch recht unübersichtlich, zumal es zu wenig Austausch zwischen den verschiedenen Akteur_innen gibt.

In der AG PolÖk – der Arbeitsgruppe Politische Ökonomie in der Bildungsarbeit bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung – sind Menschen aktiv, die in unterschiedlichen Kontexten auf diesem Feld arbeiten (zur AG und dem JugendbildungsNetzwerk siehe die Umschlaginnenseite der Broschüre). Mit dieser Broschüre wollen wir dieses Feld ein Stück weit erschließen – durch
eine Sammlung von Methoden, Rezensionen zu Bildungsmaterialien und kurzen Texten, die auf Fallstricke hinweisen, die mit dem Thema verbunden sind.

Diese Sammlung ist nicht vollständig. Vieles, was es an wichtigen Diskussionen, Analysen und an bildnerischerPraxis zum Thema gibt, konnten wir aus Platzgründen nicht in das Material aufnehmen. Viele spannende Ansätze und Methoden kennen wir sicher auch noch nicht. Die Broschüre kann und soll somit das Feld der Bildungsarbeit zu Kapitalismus und Kapitalismuskritik nicht abbilden. Sie soll ein erster Aufschlag sein. Mit ihr wollen wir einen kleinen Überblick über Ansätze, Methoden und Problemfelder geben – und zur Diskussion einladen. Wir wünschen uns Rückmeldungen, Kritiken und Ergänzungen – gerne direkt in unserem Wiki http://poloek.arranca.de – und Tipps zu Materialsammlungen und Gruppen, die in der Broschüre nicht auftauchen.

AG PolÖk des JugendbildungsNetzwerkes bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Berlin, 2011