Nachricht | Geschichte - Erinnerungspolitik / Antifaschismus - Deutsche / Europäische Geschichte Viertes #histocamp

Die Geschichtswissenschaft der nächsten fünf Jahre

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Über Geschichte und historische Bildung debattieren, und das ganz ohne Keynotes und hauptsächlich mit Männern besetzte Panels? Gibt es das? Geht das?

Dass, und wie gut und angenehm das geht, beweist seit 2015 das Histocamp. Das Histocamp ist ein Barcamp für Geschichte. Barcamp bedeutet, dass das Programm nicht vorab feststeht, und jede/r der TeilnehmerInnen eine sog. Session von 45 Minuten anbieten kann. Diese «hierarchiearme», inklusive Idee und Praxis ist sehr erfolgreich. Für das vierte histocamp, das am 22. und 23. November auf Einladung der Rosa Luxemburg Stiftung am Franz-Mehring-Platz in Berlin stattfand, hätten noch weit mehr als 200 Tickets verkauft werden können.

Besonders erfreulich ist, dass erstmals die Mehrheit der Anwesenden weiblich waren. Die meist jungen TeilnehmerInnen sind vor allem GeschichtsvermittlerInnen, sie kommen aus der politischen Bildung, aus Museen und der Wissenschaft. Den Auftakt des umfangreichen Programms bildete eine Führung durch das Archivund die Bibliothek der Rosa Luxemburg Stiftung und eine durch den Dietz Verlag. In vielen der über 40 Sessions (Übersicht für den Freitag und Samstag) war die Vermittlung historischer Inhalte angesichts der allgegenwärtigen Digitalisierung und des gesellschaftlichen Rechtsrucks das Thema. Hier reicht das Spektrum von «Geschichte auf Youtube» und Geschichtsbildern in Online-Spielen über «Wissenschaftskommunikation» bis zu geplanten On- und Offline-Aktivitäten zum 75. Jahrestag des Kriegsendes im Mai 2020. Es ging aber auch um andere Themen, etwa das Selbstverständnis von HistorikerInnen, deren berufliche Perspektiven, um Frauen in den Geschichtswissenschaften oder um die Situation in den Gedenkstätten. Selbstverständlich haben auch nerdige Themen wie die Prägung von Geschichtsbildern durch LEGO (https://www.historysbricks.com/) ihren angestammten Platz. Das histocamp bestärkte den veranstaltenden Open History e.V. sein aufklärerisches Portal www.geschichtscheck.dewiederzubeleben. Die aufgeschlossene und rücksichtsvolle Atmosphäre während der zwei Tage wurde allgemein gelobt. Weitere Kooperationspartner des histocamps waren die Heinrich-Böll-Stiftung, das Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung und die Stiftung «Erinnerung, Verantwortung und Zukunft» (EVZ).

Open History hat derzeit genau 100 Mitglieder und sucht weitere. Ort und Termin für das nächste histocamp stehen noch nicht fest, es wird aber ein Schnupper-Histocamp auf dem nächsten Historikertag 2020in München und regionale histocamp-Stammtische geben. Weitere Informationen: www.histocamp.de. Die Rosa Luxemburg Stiftung wird den Weg des histocamp weiter sehr interessiert und solidarisch begleiten.