Die Märzkämpfe 1921 in »Mitteldeutschland« gelten als Beweis, dass es eine rätekommunistische Arbeiterbewegung gegeben hat und die sie repräsentierende Partei, die linksradikale KPD-Abspaltung KAPD, die dazugehörige Theorie und Strategie formulierte. Wäre dem so, dann wäre es mit dem Rätekommunismus nicht weit her. Denn die Märzkämpfe endeten in einem Desaster für die aufständischen Arbeiter, und die KAPD erwies sich als unfähig, diese Niederlage im Rahmen einer kohärenten Theorie zu analysieren. Und tatsächlich: Erst als Reaktion darauf und insbesondere auf den Zerfall der KAPD entstand der eigentliche Rätekommunismus – nicht als »Arbeiterbewegung«, sondern als Reflexionsform der Niederlage und also Neubestimmung proletarischer Kämpfe.
Die Entstehung dieser Reflexionsform soll anhand dieser Fragestellungen nachvollzogen werden: Wie schätzte die KAPD die März-Aktion ein? Warum verrannte sie sich in ihrem Aktionismus und was hinderte sie an der Aufarbeitung der Niederlage? Schließlich: Worin bestanden die Schlussfolgerungen, die erst Jahre später, etwa nach 1927/28, den Übergang zur kohärenten rätekommunistischen Theorie der »deutsch-holländischen Linken« ermöglichte? Unsere These ist: Diese Schlussfolgerungen waren dermaßen kühn und visionär, dass sie damals notwendig marginalisiert blieben, aber Relevanz noch für unsere Zeit beanspruchen können.
Felix Klopotek ist Autor und lebt in Köln. Im Frühjahr 2021 veröffentlicht er im Schmetterling Verlag das Buch „Rätekommunismus. Geschichte und Theorie“
Podcast auf Radio Corax
Zum Buch von Felix Klopotek:
http://www.theorie.org/titel/674_raetekommunismus
Siehe auch Themenseite Mitteldeutscher Aufstand