Seit seiner Gründung 2008 eröffnet Airbnb Menschen weltweit die Möglichkeit, Wohnraum mit Gästen zu «teilen». Mittlerweile ist aus dem kalifornischen Start-up eine weltweit agierende Vermietungsplattform geworden. Sie hat inmitten einer globalen Wohnungskrise mit Angeboten der kurzzeitigen Wohnraumvermietung 2019 einen Umsatz von 4,7 Milliarden US-Dollar gemacht und schickt sich an, zum Hauptsponsor der Olympischen Spiele 2024 in Paris zu werden. Im Jahr 2020 klingt Airbnb nicht mehr nach romantischer Schlafgelegenheit in Rom und dem umgangssprachlichen «sharing is caring», sondern steht für Plattformkapitalismus und Datenextraktivismus, Rechtsbruch und Mietenwahnsinn. Doch was macht das Unternehmen zum inzwischen heftig bekämpften Gegner von Mieteninitiativen und Netzaktivismus, und warum rückt der Vermietungskonzern in Europa in den Fokus, wenn es um stadtverträglichen Tourismus geht? Die Auseinandersetzung mit Airbnb verbindet verschiedene zeitgenössische Kämpfe um Städte und Räume. Es geht um neue Inwertsetzungsmechanismen und Verwertungsmaximen, mit denen sich Menschen vor allem in Tourismusmetropolen konfrontiert sehen. Viele europäische Städte haben dem Konzern bereits den Kampf angesagt und es kommen immer mehr hinzu. Ob in Amsterdam, Paris, Lissabon oder Berlin, Prag und Budapest – europa- und auch weltweit kämpfen Nachbarschaften um ihre Quartiere, Bürgermeister*innen um lokale Handlungsmacht, Initiativen von Mieter*innen gegen das Verschwinden von Wohnraum. In einem solidarischen Netzwerk bündeln europäische Stadtregierungen nun ihre Kräfte, um Hilfe seitens der Europäischen Union und ihrer Kommission im Kampf gegen die Verwertung des Stadtraums einzufordern. Dabei ist klar, dass diese Verwertung von den gleichen Profiteuren forciert wird, deren Geschäftsmodell auf einer kommodifizierten Urbanisierung beruht. Aufgrund seiner monopolartigen Stellung wird im Folgenden der Konzern Airbnb stellvertretend beschrieben.
Airbnb steht mittlerweile im Zentrum der städtischen Kämpfe um Raum und ist als Internetkonzern der Inbegriff einer neuartigen Auseinandersetzung um analoge städtische Räume im digitalen Zeitalter geworden. Um zu zeigen, woran das liegt, soll in dieser Broschüre zunächst der Kontext von Airbnb als Teil eines neuen, digitalen Kapitalismus und anschließend die Situation in Berlin dargestellt werden. Anhand von sieben Problemebenen wird gezeigt, warum es wichtig ist, sich jetzt mit Airbnb zu beschäftigen, und welche möglichen Lösungsansätze es bereits gibt.