Publikation International / Transnational - Nordafrika Von der Nakba nach Gaza

Standpunkte International 15/2010 von Werner Ruf.

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Reihe

Standpunkte international

Autor

Werner Ruf,

Erschienen

September 2010

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Es gibt einen geraden Weg von der naqba, der Katastrophe, nach Gaza. Der Weg heißt Vertreibung. Sein Baumeister ist der Zionismus. Entstanden in der Zeit des Höhepunkts der europäischen Nationalismen mit all ihren rassistischen und ausgrenzenden Tendenzen, die sich gerade auch gegen Juden richteten, ist er zu verstehen als Defensivbewegung gegen die vor allem in Osteuropa massive Unterdrückung und Verfolgung der Juden. Kennzeichnend für alle Nationalismen, allen voran den deutschen, ist ihre mehr oder weniger ausgeprägte Gewaltförmigkeit, die die Durchsetzung ihrer Ziele begleitete.
Jeder Nationalismus bedarf einer Identität, er muss ein «Wir» konstruieren, das Andere ausgrenzt: «… (die) Konstruktion von Eigenem und Fremdem war im Zuge der modernen europäischen Entwicklung die Nation. Sie schuf neue politische Einheiten, die neue Selbst- und Fremdbilder notwendig machten.» Dem Zionismus boten sich hierfür zwei Identifikationsmöglichkeiten, Ethnie und/oder Religion, die sich nicht notwendigerweise ausschließen, aber durchaus konfliktträchtig sein können, da sie auf unterschiedliche Legitimationsstränge zurückgreifen. [...]

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Dr. phil. Werner Ruf, bis 2003 Professor an der Universität Kassel, ist Politologe und Friedensforscher. Er ist Vertrauensdozent der Rosa-Luxemburg-Stiftung. 

Wahrscheinlich wird kein anderer internationaler Konflikt derart kontrovers und emotional in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit sowie auch und gerade in der politischen Linken diskutiert wie der israelisch-palästinensische oder weiter gefasst, der Nahost-Konflikt. Aus diesem Grund nimmt dieses Thema einen besonderen Platz in der Bildungsarbeit der Rosa-Luxemburg-Stiftung im Inland wie im Ausland ein. Wenngleich dabei auch in der Stiftung und ihrem Umfeld die Meinungen auseinandergehen, sehen wir unsere Aufgabe nicht darin, eine abgeschlossene, einheitliche Position zu vermitteln, sondern ein Forum für eine Debatte zu bieten, das den Ansprüchen emanzipatorischer politischer Bildung gerecht wird. Um auch dem Ansinnen analytischer Sachlichkeit Genüge zu tun, befindet sich die RLS in einem Prozess, der die Beschäftigung mit dem Nahost-Konflikt systematisiert. Ein Mitgliederworkshop im Juli 2010 bildete dafür den Auftakt. Aus ihm sind sechs Beiträge hervorgegangen, die in lockerer Folge als RLS-Standpunkte erscheinen. Nähere Informationen zur thematischen Auseinandersetzung der RLS mit dem Nahost-Konflikt finden sich auf der Sonderseite Nahost-Dossier