Publikation Wirtschafts- / Sozialpolitik - Nordafrika - Sozialökologischer Umbau - Industrieumbau - Klimagerechtigkeit - COP27 Fairer Wasserstoff aus Afrika?

Die Studie «Fair Green Hydrogen» untersucht, wie realistisch, ökologisch und gerecht Wasserstoffimporte aus dem globalen Süden sind.

Information

Herausgeber*innen

Rosa-Luxemburg-Stiftung,

Erschienen

April 2022

Bestellhinweis

Nur online verfügbar

Zugehörige Dateien

Windpark in der marokkanischen Wüste
Windpark in der marokkanischen Wüste: Als Lieferanten für den grünen Wasserstoff stehen die nord- und westafrikanische Staaten im Fokus. Der Strom für die Wasserstoffproduktion muss klimaneutral gewonnen werden. CC BY-SA 2.0, TEDxTarfaya/flickr

Wasserstoff (H2) und seine Folgeprodukte werden künftig eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung der Volkswirtschaften spielen, und zwar vor allem in vier Einsatzgebieten:

  1. Wo der deutlich effizientere direkte oder batteriegestützte Stromeinsatz nicht, oder nur unter enormem Aufwand möglich wäre (etwa im Flug- und Seeverkehr, ggf. in Teilen des Schwerlastverkehrs) kann Wasserstoff über Brennstoffzellen bzw. über wasserstoffbasierte flüssige oder gasförmige Brennstoffe als so genannte synthetischen Kraftstoffe (Synfuels) zum Einsatz kommen.
  2. Wasserstoff wird auch als Langzeit-Speichermedium dienen, vor allem um die Energieversorgung über Wasserstoff-Gasturbinen in jenen Zeiten des Winters abzusichern, in denen kein Wind weht und keine Sonne scheint („Dunkelflaute“).
  3. Wasserstoff wird benötigt, um Treibhausgase zu vermeiden, die in der Industrie nicht energiebedingt entstehen, sondern aufgrund von stofflichen Prozessen, etwa in der Stahlproduktion. In der Industrie sind aber auch thermische Verwendungen von Wasserstoff und Folgeprodukten zur Ablösung von Erdgas bei Hochtemperaturprozessen möglich.
  4. Aus Wasserstoff und Kohlenstoff erzeugte Kohlenwasserstoffverbindungen werden (neben biogenen Rohstoffen, die aber ein sehr begrenztes Potential haben) in der chemischen Industrie Erdgas und Erdöl als Grundstoff ersetzen.

Alle diese Anwendungen basieren – wenn sie nachhaltig erzeugt werden sollen – auf Wasserstoff, der mittels Ökostrom aus Elektrolyseuren gewonnen und gegebenenfalls mit Kohlenstoff verbunden wird. Letzterer muss klimaneutral gewonnen werden.

Aufgrund des Zahlengerüstes der Deutschen Wasserstoffstrategie lässt sich abschätzen, dass die Bundesregierung mittel- und langfristig 70 bis 80 Prozent des in Deutschland genutzten Wasserstoffs importieren will. Auch verschiedenste Akteure der Wirtschaft und beinahe die gesamte relevante Studienlandschaft gehen davon aus, dass der benötigte grüne Wasserstoff in all seinen chemischen Transformationsprodukten größtenteils aus dem Ausland kommen wird. Für die Bundesregierung stehen auf längere Sicht als Lieferanten für den grünen Wasserstoff unter anderem die nord- und westafrikanische Staaten im Fokus.

Wie realistisch Wasserstoffimporte aus dem Globalen Süden sind bzw. welche Rahmenbedingungen es dafür geben müsste, um diese sozial und ökologisch gerecht zu gestalten, untersucht die vorliegende Arbeit der Arepo GmbH im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) am Beispiel der drei Staaten Senegal, Niger und Marokko. Die vorliegende Überblicks- und Literaturstudie-Studie soll mehr Klarheit darüber schaffen, inwieweit, in welchen Zeiträumen und vor allem unter welchen Bedingungen Länder des Globalen Südens in der Lage sein könnten, an Industriestaaten grünen Wasserstoff zu fairen Bedingungen zu liefern. Fair bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Bedürfnisse der Bevölkerung der Lieferstaaten Ausgangs- und Endpunkt einer nachhaltigen Exportstrategie auf Seiten dieser Staaten sowie einer Importstrategie auf der Abnehmerseite sein müssen. Arepo GmbH erweitert dazu bereits anderweitig aufgestellte Nachhaltigkeitskriterien für Lieferungen aus dem globalen Süden um (weitere) soziale Dimensionen.

Die englischsprachige Studie enthält eine deutschsprachige Zusammenfassung.